Je sozialer das Unter­nehmen, desto ethischer das private Verhalten der Mitarbeitenden

Wenn Unter­nehmen sich verstärkt in gesellschaft­lichen und Umweltbelangen engagieren, wirkt sich das positiv auch auf das moralische Verhalten ihrer Mitarbeitenden außerhalb der Arbeit aus. Das haben Wirtschafts­wissenschaft­ler*innen der Universität Mannheim in einer neuen Studie herausgefunden.

Pressemitteilung vom 6. Februar
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Unter­nehmen setzen im Rahmen ihrer Corporate Social Responsibility (CSR) – also der unter­nehmerischen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft – immer häufiger den Umweltschutz in den Fokus ihrer Bemühungen. Sie stellen beispielsweise ihre Dienstflotten auf E-Autos um, passen die Vorgaben für Dienstreisen an und animieren ihre Mitarbeitenden dazu, Energie und Papier zu sparen. Eine neue Studie am Lehr­stuhl für Personal­management und Führung von Prof. Dr. Torsten Biemann belegt nun, dass die CSR-Aktivitäten einer Organisation im Umwelt­bereich direkte Aus­wirkungen auf das private Verhalten der Beschäftigten gegenüber der Gesellschaft haben: Agiert ein Unter­nehmen im Sinne der CSR, sind auch die Angestellten bereit, Spenden zu leisten und Freiwilligenarbeit zu übernehmen. Und umgekehrt: Betriebe, die kein nennenswertes CSR-Engagement vorzuweisen haben, bremsen die gesellschaft­liche Initiative ihrer Angestellten aus.

Wie sich CSR-Aktivitäten auf das Verhalten von Arbeitnehmenden auswirken, steht schon länger im Fokus von wissenschaft­lichen Unter­suchungen. Die Forschung beschränkte sich aber bislang meist auf das Verhalten der Menschen innerhalb ihres Arbeits­bereichs. „Dieser unter­nehmens­zentrierte Fokus vernachlässigt das Potenzial von Organisationen, das private Sozial- und Umwelt­verhalten ihrer Mitarbeitenden zu verändern und damit zur Bewältigung von gesellschaft­lichen Herausforderungen beizutragen“, sagt Dr. Irmela Koch-Bayram, die die Studie leitete.

Auf Grundlage sozialpsychologischer Literatur über moralische Konsistenz und moralisches Gleichgewicht führten Koch-Bayram und Biemann drei Experimente durch. Ihr Ziel war es zu unter­suchen, ob Mitarbeitende ihr privates prosoziales Verhalten auszugleichen versuchen. Das würde bedeuten, dass sie auf verstärkte CSR-Aktivitäten ihres Unter­nehmens mit geringerer Bereitschaft zum prosozialen Verhalten außerhalb der Arbeit reagieren, weil sie sich von dieser Aufgabe befreit fühlen. Die Ergebnisse der Unter­suchungen sprachen jedoch klar dagegen. Die Forschenden erklären die positiven Aus­wirkungen von umweltbezogener CSR teilweise durch die Stärkung der ökologischen Selbstidentität der Beschäftigten. „Unsere Er­kenntnisse verdeutlichen, wie groß die ethische Verantwortung und wie wichtig der Vorbildcharakter von Organisationen ist. Andererseits wird deutlich, dass soziale Unverantwortung sogar einen gesellschaft­lichen Schaden anrichten kann“, fasst Koch-Bayram zusammen.

Koch-Bayram, I., Biemann, T. (2024). How Corporate Social (Ir)Responsibility Influences Employees’ Private Prosocial Behaviour: An Experimental Study. Journal of Business Ethics.

Kontakt:
Dr. Irmela Koch-Bayram
Akademische Rätin
Lehr­stuhl für Allgemeine BWL, Personal­management und Führung
Universität Mannheim
E-Mail: irmela.koch-bayrammail-uni-mannheim.de

Yvonne Kaul
Forschungs­kommunikation
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181-1266
E-Mail: kaulmail-uni-mannheim.de