Marihuana-Konsum sinkt überraschend dank höherer Alkohol- und Zigarettensteuern

Junge Menschen konsumieren Marihuana oft in Kombination mit Alkohol und Zigaretten. Daher gleicht die kombinierte Steuererhöhung auf alle drei Substanzen den steigenden Marihuana-Konsum unter Jugendlichen nach der Legalisierung aus. Dies sind die empirischen Ergebnisse des Diskussionspapiers „More than Joints: Multi-Substance Use, Choice Limitations, and Policy Implications“ des EPoS Economic Research Center an den Universitäten Bonn und Mannheim.

Pressemitteilung vom 8. Februar
Druckversion (PDF)

„Wir haben ein neues und effektives Instrument zur Kontrolle des Marihuana-Konsums unter Jugendlichen gefunden“, sagt Michelle Sovinsky vom EPoS Economic Research Center. „Unsere Ergebnisse mit Daten aus den USA zeigen, dass die Nutzung unter Jugendlichen nach der Legalisierung von 25 auf 37 Prozent ansteigen wird. Dieser Anstieg kann durch die Besteuerung von drei Substanzen gemildert werden: Alkohol, Zigaretten und Marihuana.“

Steuern senken den Konsum auf das Niveau vor der Legalisierung
Nevada war der einzige Staat, der die Steuern auf Alkohol nach der Legalisierung erhöht hat. Der EPoS-Studie zufolge wäre der Jugendkonsum in etwa auf dem Niveau vor der Legalisierung geblieben, wenn Nevada gleichzeitig die Steuern auf Zigaretten und Marihuana um 8 Prozent erhöht hätte.

Häufig in Kombination verwendet
Der Kauf und Verkauf von Marihuana ist inzwischen in 24 US-Bundes­staaten legal, weitere US-Bundes­staaten sind kurz davor, darüber abzustimmen. In den Debatten findet der Aspekt des kombinierten Konsums allerdings bislang keine Berücksichtigung. Laut „Monitoring the Future“, einer Umfrage unter 50.000 US-High-School-Schüler*innen, gaben etwa 13 Prozent an, im vergangenen Jahr Marihuana und Alkohol zur selben Gelegenheit konsumiert zu haben.

„Die komplementäre Nutzung ist der Grund, warum die Regulierung von Substanzen wie Alkohol und Zigaretten auch den Konsum von Marihuana beeinflusst“, sagt Sovinsky. „Es ist bemerkenswert, dass die Legalisierung von Marihuana bisher in keinem Land mit einer Änderung der Steuersätze für Alkohol und Zigaretten einhergegangen ist.“

Kontrolle durch die Polizei wichtig
Die Studie zeigt, dass es sinnvolle Kombinationen von Steuererhöhungen gibt, die gut funktionieren. Wichtig ist, dass sie mit einer kontinuierlichen polizeilichen Überwachung bei Minderjährigen einhergehen müssen.

Die Ergebnisse sind auch für die politische Diskussion außerhalb der USA von Bedeutung. Abgesehen von 24 US-Bundes­staaten ist der Kauf und Verkauf von Marihuana in Kanada, Thailand und Uruguay legal. In Europa wird Deutschland den Freizeitkonsum am 1. April legalisieren, während er in Italien, der Tschechischen Republik und dem Vereinigten Königreich auf der Tagesordnung steht.

Das vorgestellte Diskussionspapier ist eine Publikation des Sonderforschungs­bereichs (SFB) Transregio 224 EPoS. Die vollständige Studie finden Sie hier: https://www.crctr224.de/research/discussion-papers/archive/dp501

Der Sonderforschungs­bereich Transregio 224 EPoS
Der 2018 eingerichtete Sonderforschungs­bereich Transregio 224 EPoS, eine Kooperation der Universität Bonn und der Universität Mannheim, ist eine langfristig angelegte Forschungs­einrichtung, die von der Deutschen Forschungs­gemeinschaft (DFG) gefördert wird. EPoS befasst sich mit drei zentralen gesellschaft­lichen Herausforderungen: Wie kann Chancengleichheit gefördert werden? Wie können Märkte angesichts der Internationalisierung und Digitalisierung der Wirtschafts­tätigkeit reguliert werden? Und wie kann die Stabilität des Finanz­systems gesichert werden?

Kontakt:
Prof. Michelle Sovinsky, Ph.D.
Lehr­stuhl für VWL, Wirtschafts­theorie und Behavioral Economics
Universität Mannheim
E-Mail: michelle.sovinskymail-uni-mannheim.de