Auf der Suche nach NS-Raubgut: Universitäts­bibliothek Mannheim erhält Förderung für Provenienzforschung

Die Universität Mannheim erhält eine Förderung von über 75.000 Euro für das Projekt „Verfolgungs­bedingt entzogenes Kulturgut im Bestand der Universitäts­bibliothek Mannheim“. Ziel des Projekts ist es, NS-Raubgut aus den historischen Buchbeständen der Universitäts­bibliothek zu erfassen, sichtbar zu machen und sofern möglich zurückzugeben.

Pressemitteilung vom 12. Februar 2024
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Mit der Machtübernahme der NSDAP im Jahr 1933 begannen die Nationalsozialisten unliebsame Organisationen und Privatpersonen, insbesondere jüdische Bürger*innen, nach und nach ihrer Rechte zu berauben. Im Zuge der Verfolgung und Vernichtung von Menschen bereicherte sich der NS-Staat auch an deren Eigentum – einschließlich ihren Büchern.

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts entstand in Mannheim eine öffentliche Bibliothek, die Teile der in der Kurpfalz verbliebenen Hofbibliothek der Wittelsbacher mit Schenkungen aus Privat- und Vereinsbibliotheken vereinte. Aus diesem Bestand ging 1921 die 70.000 Bände umfassende Städtische Schlossbücherei hervor, die im Bibliothekssaal des Mannheimer Schlosses untergebracht war. Im Jahr 1954 wurde dieser öffentliche Bestand in die Wissenschaft­liche Stadtbibliothek überführt und gelangte 1971 durch eine Schenkung in den Besitz der Universitäts­bibliothek Mannheim. Zum Zeitpunkt dieser Schenkung war der Bestand der Wissenschaft­lichen Stadtbibliothek auf etwa 240.000 Titel angewachsen.

Im nun startenden Projekt untersucht die Universitäts­bibliothek Mannheim systematisch die Bestände der Städtischen Schlossbücherei nach Kulturgut, das jüdischen Mitbürger*innen während der NS-Zeit entzogen wurde. Die Verdachtsfälle sollen erfasst, sichtbar gemacht und möglichst zurückgegeben werden.

Die Universitäts­bibliothek führt das Projekt in Zusammenarbeit mit Dr. Sandra Eichfelder vom Universitäts­archiv durch. Die wissenschaft­liche Betreuung übernimmt Prof. Dr. Hiram Kümper vom Historischen Institut der Universität Mannheim. Viktor Boecking leitet das Projekt von Seiten der Universitäts­bibliothek.

Gefördert wird das Projekt durch das Deutsche Zentrum für Kulturgutverluste mit Sitz in Magdeburg. In der zweiten Förderrunde 2023 wurden insgesamt rund 1,9 Millionen für Provenienzforschung im Bereich „NS-verfolgungs­bedingt entzogenes Kulturgut“ bewilligt. Die Stiftung unterstützt Einrichtungen finanz­iell, damit beispielsweise Museums- oder Bibliotheksbestände auf NS-Raubgut hin untersucht oder verlorene Sammlungen verfolgter jüdischer Bürger*innen rekonstruiert und restituiert werden können. Das Projekt der Universitäts­bibliothek Mannheim ist eines von insgesamt 18 geförderten Forschungs­projekten.

Kontakt:
Viktor Boecking
Leitung Abteilung Kommunikation und Fach­referat Geschichte
Universitäts­bibliothek Mannheim
Tel.: +49 621 181-2938
E-Mail: viktor.boeckingmail-uni-mannheim.de

Prof. Dr. Hiram Kümper
Carl-Theodor-Professur für Geschichte des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit
Universität Mannheim
Tel.: +49 621 181-1330
E-Mail: hiram.kuempermail-uni-mannheim.de

Dr. Sandra Eichfelder
Geschäftsführerin Universitäts­archiv
Universität Mannheim
Tel.: +49 621 181-2140
E-Mail: archivmail-mail.uni-mannheim.de