
Dr. Sebastian Müller
Aktueller Job:
Head of Customer Advisory Digital Core and Business Solutions für die SAP Germany SE
Studium in Mannheim:
Lehramt an Gymnasien
Höchster Bildungsabschluss:
Erstes Staatsexamen/Promotion
Karriere
Mein Lebenslauf ist grundsätzlich alles andere als gradlinig. Während des Lehramt-Studiums war ich sowohl als wissenschaftliche Hilfskraft im Lehrstuhlsekretariat als auch als Tutor tätig. Direkt im Anschluss an mein Erstes Staatsexamen trat ich mein Promotionsstudium an und arbeitete fünf Jahre als wissenschaftlicher Angestellter am Anglistischen Seminar und an der Philosophischen Fakultät der Universität Mannheim. Als Dozent für englische Literaturwissenschaft und als Studiengangsmanager der geisteswissenschaftlichen Bachelor- und Masterstudiengänge schien mir eine Laufbahn in Lehre oder Verwaltung der Universität vorgezeichnet. Nach fünf Jahren in dieser Doppelfunktion habe ich allerdings über persönliche Kontakte die Möglichkeit erhalten, in die freie Wirtschaft einzusteigen und übernahm eine Stelle in der Marketingkommunikation in einem mittelständischen produzierenden Unternehmen. Da zu meinen Aufgaben auch der Aufbau internationaler Vertriebswege und zum Teil auch die Steuerung des Vertriebsteams gehörte, konnte ich meine persönlichen Kenntnisse sowohl im Bereich der Marketingkommunikation als auch im Sales auf- und ausbauen. Die Kombination aus beidem hat mir auch den Wechsel in eine Account-Manager Stelle in einer Werbeagentur erlaubt, aus der heraus ich mehrere Großkunden aus dem Chemiebereich betreut habe. Diese Erweiterung meiner Vertriebskompetenz hat mir auch den Weg zu meinem aktuellen Arbeitgeber eröffnet. Bei SAP, wo ich als Vertriebsbeauftragter (Account Executive) für den Mittelstand gestartet bin, wurde mir nach knapp drei Jahren die Managementverantwortung für das Team der Produkt-Experten (Pre-Sales) für den Mittelstand anvertraut. Zu dieser Zeit habe ich auch meine berufsbegleitend fortgeführte Promotion vollendet. Mit der erworbenen Managementerfahrung habe ich im April 2020 den nächsten Schritt gemacht und verantworte als Head of Customer Advisory Digital Core & Business Solutions verschiedene Teams der Produkt-Experten für den SAP-Kernbereich ERP der SAP Landesgesellschaft Deutschland. Zu dieser Funktion gehören noch zahlreiche weitere Verantwortungen als Schnittstelle zu verschiedenen Stakeholdern aus Vertrieb, Consulting und Pre-Sales, wobei mir als Generalist die vielfältigen Erfahrungen aus meinem beruflichen Werdegang und meinem Studium helfen.
Tipps für den Berufseinstieg
Studierende der Geisteswissenschaften werden hervorragend ausgebildet als Generalistinnen und Generalisten mit sehr guten kommunikativen Fähigkeiten, Problemlösungskompetenzen und der Fähigkeit, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen. Diese Kompetenzen müssen bei der Stellensuche selbstbewusst präsentiert werden. Die Herausforderung liegt darin, dass geisteswissenschaftliche Studiengänge oftmals eine geringere Lobby haben. Umso wichtiger ist es, nicht in der Defensive zu bleiben, sondern die eigenen Fähigkeiten selbstbewusst nach außen zu tragen. Die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt ist nicht besser – nur selbstbewusster. Es empfiehlt sich, bereits während des Studiums praktische Erfahrungen in der Wirtschaft zu sammeln, beispielsweise mit einer Tätigkeit als Werkstudentin oder Werkstudent in einem Unternehmen.
Bedeutung des Studiums
Das geisteswissenschaftliche Studium habe ich aus purer Neigung gewählt, ohne große Planung einer späteren Karriere. Und auch, wenn ich den Pfad des Lehramts nie eingeschlagen habe, so helfen mir die während meines Studium erhaltenen geistesbildenden Fähigkeiten heute immer noch. Ich wurde zu einem Generalisten mit starken kommunikativen Fähigkeiten ausgebildet. Eine Ausrichtung, die in Großkonzernen häufig unterschätzt wird und unterrepräsentiert ist. Ich bin überzeugt, dass gut ausgebildete Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler zwar nicht unbedingt den Weg in die Spezialisierung finden, aber grundsätzlich jeden generalistischen Weg einschlagen können. Das betriebswirtschaftliche Handwerkszeug kann auch „on the job“ erlangt werden. Die Ausbildung der geistigen Kapazitäten, die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel ist wichtiger.
Stand: Februar 2023
Bild: Norbert Steinhauser