„Der Uni-Start ist für alle ein großer Schritt“
In der Reihe myUniMa story erzählen internationale Vollzeitstudierende an der Universität Mannheim ihre persönlichen Geschichten. Diesen Monat haben wir mit Mariana Roa (20) aus Mexiko City über ihre Erfahrungen nach ihrem ersten Jahr im Bachelorprogramm Politikwissenschaft gesprochen.
Warum hast du dich dafür entschieden, an der Universität Mannheim zu studieren?
Ich war in Mexiko auf einer Deutschen Schule und habe dort mein Abitur gemacht. Diese Schule war so anders als alles, was ich bisher kennen gelernt hatte, vor allem weil alle so aufgeschlossen waren. Es gab zum Beispiel auch keine Schuluniform. Ich wollte gerne in Deutschland studieren, damit es sich gelohnt hat, mein ganzes Leben lang Deutsch zu lernen. Anfangs war ich jedoch noch nicht sicher, wo genau und was ich studieren möchte. Zunächst dachte ich an BWL und natürlich bin ich bei meiner Google Recherche als erstes auf der Seite der Uni Mannheim gelandet und war sofort beeindruckt vom Schloss (lacht). Als ich mich schließlich für Politikwissenschaft entschieden habe, war Mannheim meine erste Wahl, da ich BWL als Nebenfach belegen konnte.
Warst du sehr nervös, bevor du hergekommen bist? Hattest du Angst, dass es dir vielleicht gar nicht gefallen würde oder dass du keinen Anschluss findest?
Ich glaube, was das betrifft, habe ich immer sehr positiv gedacht. In Deutschland zu leben war mein Traum, nachdem ich so lange eine Deutsche Schule besucht hatte und ich war so stolz, dass ich das erreicht hatte. Meine Hauptsorge war eher, dass ich meine Eltern enttäusche. Ich weiß, wie viel sie auf sich nehmen, damit ich hier sein kann. Deshalb versuche ich immer sehr positiv zu denken, nicht nur für mich, sondern auch für meine Eltern.
Gibt es manchmal besondere Schwierigkeiten für dich hier an der Uni, weil du eine internationale Studentin bist?
Ich glaube, meine Erfahrungen an der Uni wären in Mexiko auch nicht sehr viel anders gewesen als hier. Der Uni Start ist für alle ein großer Schritt. Am Anfang versuchen alle Freund*innen zu finden, Spaß zu haben und zu allen Partys zu gehen. Aber natürlich war es anfangs schwieriger für mich alle Infos auf Deutsch zu verstehen, da alle viel schneller geredet haben, als ich es gewohnt war. Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht, wie ich jemals Klausuren schreiben soll, wenn ich bei jeder Unterhaltung nur die Hälfte verstehe. Aber ich habe mich mit der Zeit einfach dran gewöhnt und kann jetzt Gesprächen mühelos folgen. Die anderen Herausforderungen am Anfang waren ganz normale Erstsemesterprobleme, die man hat, wenn man das erste Mal alleine wohnt und zum Beispiel Wäsche waschen oder einkaufen muss. Das machen fast alle Erstsemester in Deutschland durch, nicht aber in Mexiko. Dort ist es eher die Regel, dass Studierende bei ihren Eltern wohnen, wie auch fast alle meine Freund*innen dort.
Dein erstes Jahr als Studentin hier ist ja schon vorbei. Wie gefällt dir denn das Politikwissenschaftsstudium bisher?
Es gefällt mir richtig gut. Durch die Mischung aus theoretischen und quantitativen Elementen wird es nie langweilig. Den quantitativen Teil finde ich am besten. Nur der Anfang war ein bisschen schwierig. Hier gibt es meistens nur eine Klausur am Ende des Semesters, während ich es aus Mexiko gewohnt war, dass es auch Zwischenprüfungen, Projekte und Essays während des Semesters gibt, aus denen sich die Endnote zusammensetzt. Also habe ich mich anfangs entspannt zurückgelehnt und erst kurz vor den Klausuren angefangen zu lernen. Das hat natürlich nicht so gut geklappt. Ich habe auch in den Vorlesungen im ersten Semester viel verpasst, nicht, weil ich nur geträumt habe, sondern weil ich Probleme mit der Sprache hatte. Deshalb musste ich fast alles im Wörterbuch nachschlagen. Aber im zweiten Semester habe ich aus meinen Fehlern gelernt, bin gut vorbereitet in die Vorlesungen gegangen und habe früher angefangen für die Klausuren zu lernen. Ich glaube auch diese Anfangsschwierigkeiten sind normal für alle Erstsemester und nicht nur für internationale.
Wie verbringst du deine Freizeit?
Viel Zeit verbringe ich mit meinen Freund*innen, zum Beispiel mit dem Politikwissenschaft-Freundeskreis, der Latino-Gruppe oder meinem Buddy und seinen Freund*innen. Häufig treffen wir uns und kochen zusammen – etwas, was ich auch nicht kenne aus Mexiko. Ich kann nicht kochen, aber trotzdem ist es schön mit meinen Freunden zusammen das Essen vorzubereiten und dann zusammen zu essen und zu quatschen. Außerdem gehe ich natürlich gerne auf die Schneckenhof Partys. Ansonsten bin ich Mitglied bei der Studenteninitiative Model United Nations (MUN) und bin nächstes Semester dort sogar im Vorstand. Zusätzlich arbeite ich ehrenamtlich als Nachhilfelehrerin in der Studenteninitiative für Kinder mit. Damit und natürlich mit dem Studium bin ich ganz gut beschäftigt.
Gibt es irgendwas, was dir in Mannheim besonders gut gefällt?
Toll finde ich, dass man überall einfach zu Fuß oder mit dem Fahrrad hinkommt. In Mexiko City muss man überall mit dem Auto hinfahren und es dauert ewig. Während des Semesters ist mein Lieblingsort in Mannheim das Wohnheim ADH in D6, weil da viele meiner Freund*innen wohnen. Darum fühle ich mich dort richtig zuhause. Jetzt im Sommer bin ich sehr gerne am Rhein zum Joggen, oder zum Picknick mit Freund*innen. Auch das ist etwas, das man in Mexiko nicht machen könnte. Als meine Mama mich in Mannheim besucht hat, hat es ihr zuerst gar nicht gefallen und sie hat versucht mich zu überreden lieber in Heidelberg zu studieren. Aber nachdem sie meine Freund*innen kennengelernt hat und gesehen hat, wie ich hier lebe, hat sie verstanden, warum es mir so gut gefällt und sie hat sich für mich gefreut.
Wenn du an deine Zukunft denkst: Wo siehst du dich?
Das ist eine schwere Frage. Wenn ich mit einem mexikanischen Freund von mir spreche, der auch Politikwissenschaft studiert, dann sind wir uns immer einig, dass es so viele Probleme in unserem Land gibt und dass wir etwas ändern sollten. Aber andere Freund*innen von mir sagen, dass wir die Chancen, die wir hier haben, nicht verpassen dürfen. Diese zwei Seiten streiten in meinem Kopf. Aber eigentlich lasse ich mich überraschen, was die Zukunft bringt.
Text: Lina Vollmer / Juli 2016