Ich habe meinen Bachelor in VWL bereits an der Uni Mannheim gemacht. Der Hauptgrund, dass ich mich für das Studium hier entschieden habe, war sicherlich der gute Ruf der Uni. Ich habe mich auch für keine andere Uni beworben und zum Glück hat es geklappt. In meiner Heimat Moldawien hatte ich bereits ein VWL-Studium begonnen, deshalb wusste ich, dass ich auch hier VWL studieren möchte. Auch dass ich in Deutschland studieren will, war mir von Anfang an klar, denn hier gibt es viel bessere berufliche Perspektiven. In Moldawien ist ein Abschluss kaum etwas wert. Es spielt also keine Rolle, ob man studiert hat oder nicht. Das Studieren in Deutschland ist zwar viel schwieriger und komplizierter, aber das gefällt mir, denn ich merke, dass das, was ich hier mache, einen Wert hat und mich fordert.
Bevor ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich zwar etwas Deutsch gelernt, aber als ich hier angekommen bin, habe ich gemerkt, dass ich eigentlich nur Grundkenntnisse habe. Deshalb habe ich noch einen Deutschkurs gemacht und bin dann auf ein Studienkolleg gewechselt. Dort werden ausländische Studienbewerber*innen auf ein Studium an einer deutschen Hochschule vorbereitet. Am Anfang des Studiums hat mich dann der Unterrichtsstoff mehr gefordert als die neue Sprache. Zu Beginn des Masters stand dagegen wieder die Sprache im Fokus: Der Master ist komplett auf Englisch, was mir nicht leichtfällt, da ich in der Schule kaum Englisch gelernt habe. Anders als viele andere Internationals spreche ich inzwischen besser Deutsch als Englisch.
Das erleichtert für mich einiges, da ich noch einen Nebenjob habe und nun die Fahrt zur Uni entfällt. Ein großer Nachteil ist aber natürlich, dass man nicht mehr so viel Kontakt zu anderen Studierenden hat. Im Master ist es dennoch leichter den Kontakt zu halten, da wir eine viel kleinere Gruppe von VWL-Studierenden sind als im Bachelor und wir gemeinsam an Projekten arbeiten. Deshalb denke ich, dass die Online-Lehre im Bachelor ein größeres Problem für mich gewesen wäre.
Wegen Corona war ich leider zum letzten Mal vor fast zwei Jahren in Moldawien. Zum Glück vermisse ich es aber nicht allzu sehr, da ich auch aus der Ferne einen guten Kontakt zu meiner Familie habe. Allerdings fehlt es mir, meine Muttersprache Russisch zu sprechen. Ich komme aus Moldawien, aber das Land wurde nach dem Zerfall der Sowjetrepublik geteilt. Der Teil des Landes, in dem ich gelebt habe, heißt Transnistrien und hat sich von Moldawien als unabhängige Republik abgespalten. Deshalb spreche ich Russisch und kein Moldauisch, obwohl ich aus Moldawien komme. Auch das moldawische Essen vermisse ich manchmal, denn ich kann einfach nicht so gut kochen, wie meine Mutter oder meine Oma. In Mannheim gibt es zwar russische Supermärkte, aber leider kein russisches Restaurant.
Während meines Bachelorstudiums ist ein Gesetz in Kraft getreten, nachdem Studierende aus Nicht-EU-Ländern in Baden-Württemberg Studiengebühren zahlen müssen. Im Bachelor galt diese Regel für mich noch nicht, aber jetzt im Master muss ich die Gebühren zahlen. Ohne die finanzielle Unterstützung des Chancenstipendiums wäre ein Studium für mich nicht machbar gewesen, denn ich finanziere mein Studium komplett selbst und kann mir die Gebühren mit meinem Einkommen nicht leisten. Ich werde bereits seit zwei Semestern vom Chancenstipendium gefördert und hoffe, dass ich bis zum Ende meines Masters Stipendiat sein darf. Das Stipendium ist eine große Erleichterung für mich und ermöglicht mir in Mannheim zu studieren, wofür ich sehr dankbar bin.
Ich denke alle Menschen haben zunächst Angst vor neuen Herausforderungen, aber aus meinen Erfahrungen kann ich sagen: Es lohnt sich auf jeden Fall. Es lohnt sich, die Sprache zu lernen und in ein anderes Land umzuziehen, denn man lernt so viel dazu und macht viele spannende Erfahrungen. Auch wenn alles groß und schwer zu sein scheint: Bevor man etwas nicht ausprobiert hat, kann man gar nicht wissen, was man alles schaffen kann.
* Dmitrii nennt seine Heimat „Moldawien“, was sprachlich auch geläufiger ist. Offiziell heißt das Land jedoch „Republik Moldau“.
Text: Rebecca Schanze / Juni 2021