Nachbericht zur interdisziplinären Konferenz „Italian Sounding“
Der Missbrauch des „Made in Italy“: Interdisziplinäre Perspektiven auf das Phänomen des Italian Sounding
Was klingt italienisch, ist es aber nicht? Warum sollen Markennamen und Produktaufmachungen überhaupt „Made in Italy“ anmuten und was bedeutet dies für die Verbraucherinnen und Verbraucher? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt der interdisziplinären Veranstaltung, die von PD Dr. Amina Kropp (Romanisches Seminar) in Kooperation mit dem Italienischen Generalkonsulat Stuttgart am 31. Oktober 2025 an der Universität Mannheim ausgerichtet wurde.
Im Fokus stand die kritische Auseinandersetzung mit dem weitverbreiteten Phänomen des Italian Sounding, das aus unterschiedlichen fachwissenschaftlichen Perspektiven näher beleuchten wurde. Mit Blick auf ein nachhaltiges und mündiges Konsumverhalten adressierten die Fachvorträge neben linguistischen und sprach-/kulturkontrastiven Aspekten auch werbepsychologische und rechtliche Implikationen der Nachahmung italienischer Produkte auf dem deutschen Markt und zeigten die Relevanz des Thema für uns als Verbraucherinnen und Verbraucher auf.
Die Mannheimer Romanistik nutze das aktuelle Phänomen des Italian Sounding, um die Brücke zwischen Sprach-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaft zu schlagen. Die Veranstaltung unterstrich damit das interdisziplinäre Profil des Fachbereichs und demonstrierte zugleich die Stärke der Universität Mannheim in der fächerübergreifenden Forschung und Lehre.
Eröffnung und Begrüßung
Die Veranstaltung wurde durch die Initiatorin der Veranstaltung Dr. Laura Lamia (Generalkonsulin des Consolato Generale d’Italia in Stuttgart) sowie durch Prof. Dr. Lidia Becker und PD Dr. Amina Kropp (beide Romanistik, Universität Mannheim) eröffnet. Die Grußworte verdeutlichten nicht nur die wettbewerbsrechtlichen Nachteile und den wirtschaftlichen Schaden für die italienische Agrar- und Lebensmittelindustrie, sie unterstrichen – ganz im Sinne der „dritten Mission“ der Hochschulen – auch die gesellschaftliche Verantwortung der Universität für die Aufklärung und Sensibilisierung der Konsumentinnen und Konsumenten.
Vorträge: Impulse und Erkenntnisse
Den Auftakt bildete der Vortrag von Prof. Dr. Antje Lobin (Romanistik, Universität Mainz). Anhand zahlreicher Beispiele aus deutschen Supermarktregalen zeigte sie auf, wie Produkte durch italienisch klingende Namen und visuelle Elemente gezielt Assoziationen zum „Made in Italy“ wecken, oftmals ohne tatsächlichen Bezug zu Italien. Dies steht in klarem Widerspruch zu den globalen Nachhaltigkeitszielen der UN (SDG 12: Sicherstellung von nachhaltiger/
Den Kontrast zum französischen Sprachraum machte Dr. Svenja Dufferain-Ottmann (Romanistik, Universität Mannheim) auf. In ihrem Beitrag zu den Strategien des franco-lavage untersuchte sie französisch anmutende Namen und Produktverpackungen im Käsesortiment deutscher Discounter und konnte auf der Grundlage einer umfassenden Datenbasis deutlich machen, dass das Phänomen vor allem das Niedrigpreissegment betrifft und im Vergleich zum Italian Sounding weniger stark ausgeprägt ist. Zudem zeigen sich Unterschiede zwischen den einzelnen Discountern. In Frankreich selbst hebt die visuelle Aufmachung weniger auf das „Made in France“ als vielmehr auf Regionalität und Tradition ab.
Im Anschluss erläuterte der Vortrag von Prof. Dr. Florian Kraus und Giuliana Manganaro (BWL, Universität Mannheim) die werbepsychologischen Mechanismen, die für den Erfolg von Italian Sounding-Produkten verantwortlich sind. Als Ausgangspunkt für unbewusste kognitive und emotionale Verzerrungen („Biases“) wurde der Herkunftseffekt benannt und damit die Assoziationen, die mit Italien und seinem Qualitätsimage verbunden sind. Auf diese Weise würde die Herkunft „Italien“ auch bei nicht-italienischen Produkten als Anker gesetzt und somit die Kaufbereitschaft erhöht, wobei wiederkehrende Produktplatzierungen, etwa im Rahmen von Italien-Wochen, die Attraktivitätsbewertung noch steigern können. Dieses Zusammenspiel würde vor allem bei intuitiven Kaufentscheidungen dazu führen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher sich von italienisch wirkenden Produktaufmachungen täuschen ließen.
Den Abschluss bildete Dr. Rodolfo Dolce (Fachanwalt für Arbeitsrecht und internationales Wirtschaftsrecht, Frankfurt), der in seinem Vortrag die rechtlichen Herausforderungen und Maßnahmen gegen das Phänomen des Italian Sounding beleuchtete. Dabei zeigte er auf, dass auf dem deutschen Markt – im Gegensatz zu Italien – nicht automatisch von öffentlicher Seite gegen irreführende Produktaufmachungen vorgegangen wird; für eine juristische Intervention setze das „Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb“ (UWG) vielmehr die Anzeige von Privatpersonen oder Mitbewerbern voraus. Das rechtliche Vorgehen gegen das Phänomen sei zudem an die Wahrnehmung der Italianità durch die Verbraucherinnen und Verbraucher gebunden, die jedoch nicht immer in der Lage seien, die Konsumententäuschung durch nicht-italienische Produkte zu durchschauen. Abgerundet wurde der Vortrag durch Fallbeispiele erfolgreicher Interventionen der Frankfurter Kanzlei Dolce-Lauda gegen Italian-Sounding-Produkte und dem Appell, im Sinne der Hersteller und Verbraucher rechtliche und aufklärerische Maßnahmen zu stärken.
Abschluss und Nachlese
Den Vorträgen folgen ausführliche Fragerunden und Diskussionen, die ihrerseits interessante Aspekte zutage förderten. Daneben boten Kaffeepause und Umtrunk – gesponsert vom italienischen Generalkonsulat, dem Deutsch-Italienischen Freundeskreis (DITA), der Frankfurter Kanzlei Dolce-Lauda und der Mannheimer Eismanufaktur Fontanella – Raum für weiteren Austausch und Vernetzung.
Nicht zuletzt freuen wir uns auch sehr über das (mediale) Echo!
Mannheimer Morgen (Marco Montalbano): Uni Mannheim: Italian Sounding soll Verbraucher täuschen (5.11.)
Interview mit Dr. Svenja Dufferain bei SWR3 Morning Show (7.11).
Italienisches Generalkonsulat Stuttgart über Instagram
Dr. Jürgen Charnitzky (DITA) über LinkedIn











