Spuren jüdischen Lebens im Odenwald

Der jüdische Friedhof in Bödigheim bei Buchen gehört zu den größten im Südwesten – und kaum jemand kennt ihn. Student Philipp Meder von der Universität Mannheim ist seiner Geschichte auf die Spur gegangen.

Seit 1345 leben jüdische Menschen im Odenwald. Selbst in den kleinsten Orten siedelten sich im Laufe der Jahrhunderte jüdische Gemeinden von teilweise mehr als 100 Personen an, bauten dort Synagogen und Mikwen – jüdische Tauchbäder. In Bödigheim bei Buchen gibt es zudem einen bedeutenden jüdischen Friedhof. Doch dieser war bislang vor allem in der Forschung bekannt. Selbst Menschen, die im Umkreis wohnen, wussten wenig darüber.

Geschichtsstudent Philipp Meder von der Universität Mannheim hat die Geschichte des Friedhofs im Rahmen eines Projektseminars am Historischen Institut erforscht. Er fand heraus, dass dieser ähnlich groß ist wie die großen und weitaus bekannteren Friedhöfe in den Städten Speyer, Worms und Mainz. „Dass im ländlichen Raum ein so großer und mehr als 500 Jahre alte Friedhof zu finden ist, ist außergewöhnlich“, so Meder.

Wahrscheinlich wurden hier bereits im Mittelalter Jüd*innen aus dem gesamten Umkreis beerdigt. Das älteste Grab, das man heute noch sehen kann, stammt aus dem Jahr 1628. Bei vielen noch älteren Grabsteinen kann man die Inschriften kaum mehr entziffern. Es wird geschätzt, dass insgesamt über 4.000 Menschen auf dem Friedhof beerdigt wurden – die letzten um 1940.

„Mir ist es wichtig, dass die Jüd*innen, die in der Region gelebt haben, nicht vergessen werden“, sagt Meder. Wer den Ort allerdings besuchen will, muss sich vorher mit dem Buchener Stadtarchiv in Verbindung setzen. Und das kommt häufiger vor: Bis heute erhält das beschauliche Bödigheim regelmäßig Besucher*innen aus den USA – Nachkommen von Menschen, die hier begraben liegen.

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