Verdoppelung von rechts­extremen Meinungen in französischen TV-Kanälen nach Über­nahme

In einer neuen Studie unter­suchte das EPoS Economic Research Center der Universitäten Mannheim und Bonn unter der Leitung der Mannheimerin Prof. Camille Urvoy, Ph.D., französische TV-Kanäle auf die politische Präferenz ihrer Eigentümer*innen hin. Insbesondere Kanäle der Canal Plus Group, die kürzlich vom Milliardär Vincent Bolloré übernommen wurde, zeigen nach der Über­nahme einen hohen Anteil an rechts­extremen Meinungen.

Damit Demokratien funktionieren, sollten potenzielle Wähler*innen eine Vielzahl verschiedener Ansichten präsentiert bekommen. Die Mannheimer Junior­professorin für Wirtschafts­politik und politische Ökonomie, Prof. Camille Urvoy, Ph.D., unter­suchte daher französische TV-Kanäle, um herauszufinden, wie sehr sich die politischen Präferenzen der Kanal-Eigentümer*innen auf das Sender­programm auswirken.

Besonders hervor stachen dabei drei TV-Kanäle der erst kürzlich durch den Milliardär Vincent Bolloré übernommenen Canal Plus Group, deren Moderator*innen und knapp 260.000 Gäste analysiert wurden. Der Unter­suchung zufolge stieg nach der Über­nahme die Zeit, die Politiker*innen der radikalen Rechten gewidmet wird. Insgesamt verdoppelte sie sich sogar im Vergleich zu anderen Kanälen, wenn man beispielsweise Aktivist*innen und Kommentator*innen miteinbezieht, deren Redezeit im Gegensatz zu der von Politiker*innen nicht von den Medienaufsichtsbehörden überwacht wird.

Sind die französischen TV-Sender unparteiisch?
Auch bei anderen Kanälen der französischen TV-Landschaft stellten die Forschenden des EPoS Ungleich­mäßigkeiten bei der Repräsentation der verschiedenen politischen Gruppen fest. „Und das, obwohl es Rundfunk­vorschriften gibt, die die Wahrung des Pluralismus gewährleisten sollen“, so Urvoy. Aus den Er­kenntnissen der Studie lassen sich politische Schlussfolgerungen für die Regulierung der französischen Medien ziehen: „Erstens ist es wichtig, bei der Messung des Pluralismus der auf einem Sender vertretenen Ansichten nicht nur auf Politiker*innen zu achten, sondern auch Nicht-Politiker*innen einzubeziehen, die zur Verzerrung von Inhalten herangezogen werden können“, sagt Urvoy. „Zweitens zeigt die Über­nahme durch Bolloré, dass Regeln zum Schutz des Pluralismus und der Unparteilichkeit innerhalb der Sender notwendig sind. Dies ist umso wichtiger, als die meisten Menschen ihre Nachrichten aus einer begrenzten Anzahl von Quellen beziehen.“

Die vollständige Studie finden Sie hier: www.crctr224.de/research/discussion-papers/archive/dp537

Über EPoS
Der 2018 eingerichtete Sonderforschungs­bereich Trans­regio 224 EPoS, eine Kooperation der Universität Bonn und der Universität Mannheim, ist eine langfristig angelegte Forschungs­einrichtung, die von der Deutschen Forschungs­gemeinschaft (DFG) gefördert wird. EPoS befasst sich mit drei zentralen gesellschaft­lichen Herausforderungen: Wie kann Chancen­gleich­heit gefördert werden? Wie können Märkte angesichts der Internationalisierung und Digitalisierung der Wirtschafts­tätigkeit reguliert werden? Und wie kann die Stabilität des Finanz­systems gesichert werden?

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