Der Ministerrat der Europäischen Union will Open Access bis zum Jahr 2020 zum Standard des wissenschaftlichen Publizierens machen: Ob Umfragedaten, Quellenmaterial oder Multimedia-Daten wie Bilder und Videos – nicht nur die Studie selbst, sondern alle Daten, die dafür analysiert wurden, sollen in Zukunft für jeden online kostenlos verfügbar sein. Das gilt auch für die methodische Herangehensweise oder Software, die zum Auswerten verwendet wurde. „Durch Open Science sollen Wissenschaftler auf der ganzen Welt die jeweilige Vorgehensweise nachvollziehen und Schritt für Schritt selbst wiederholen können“, sagt Dr. Philipp Zumstein von der Universitätsbibliothek. „Dadurch erhofft man sich eine weltweite Beschleunigung des Forschungsprozesses.“
Zumstein ist Open-Access-Beauftragter der Universität und berät die Mannheimer Forscherinnen und Forscher zu allen rechtlichen und organisatorischen Fragen dieser neuen Form des Publizierens. Diese habe für Wissenschaftler viele Vorteile. „Mit Open Access lassen sich die eigenen Forschungsergebnisse weiter verbreiten denn je. Sie erreichen nicht nur eine größere Wissenschaftscommunity, sondern auch die Gesellschaft und die Politik“, erklärt Zumstein. Damit die Ergebnisse und Daten für alle gut zu finden sind, ist der Mannheimer Server MADOC, auf dem die Wissenschaftler der Universität kostenlos publizieren können, auf internationalen Plattformen gelistet und für Google Scholar optimiert. Dies alles ist Teil der kürzlich vom Rektorat verabschiedeten Open-Access-Strategie.
Einige Forscherinnen und Forscher seien jedoch skeptisch, weil sie weiterhin in den angesehensten und tradiertesten Fachzeitschriften publizieren möchten. „Die meisten Verlage erlauben unter bestimmten Bedingungen den Autoren eine Zweitveröffentlichung. So schließt das eine das andere nicht aus“, sagt Zumstein. Die Universität hat gemeinsam mit dem baden-württembergischen Wissenschaftsministerium zudem einen Fonds aufgesetzt, mit dem sie Wissenschaftler beim Publizieren in Open Access-Zeitschriften unterstützt. „Da solche Zeitschriften ihre Artikel frei zur Verfügung stellen, haben sie ein anderes Geschäftsmodell und veröffentlichen nur gegen eine Gebühr. Mit dem Fonds wollen wir unseren Wissenschaftlern diese finanzielle Hürde nehmen.“
Obwohl der Fonds erst im vergangenen Oktober gestartet ist, liegen bereits schon jetzt etliche Anfragen vor. Die Universitätsbibliothek bietet den Wissenschaftlern außerdem die Möglichkeit, eigene Open-Access-Zeitschriften zu gründen und zu verlegen. Einige Lehrstühle haben bereits Interesse bekundet.
Text: Nadine Diehl / April 2018