Vom Hörsaal auf die Kino-Leinwand
Theorie, Projektplanung, Filmdreh: In einem Seminar des Lehrstuhls für Corporate Social Responsibility lernen Studierende, wie man Nachhaltigkeit filmisch in Szene setzt. Von der internationalen Akkreditierungsorganisation AACSB wurde das innovative Lehrkonzept mit dem „Innovations that Inspire Award“ ausgezeichnet.
Der kleine Kino-Saal ist fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Auf der Leinwand huschen Studierende im Zeitraffer über den Ehrenhof. Kurz darauf ist ein älterer Herr allein im Hörsaal zu sehen. Er lächelt zunächst, wirkt fast amüsiert. Doch dann hält er inne, sein Blick wird nachdenklich. „Manchmal habe ich das Gefühl, zu viel zu reden, mich aufzudrängen“, sagt er in akzentfreiem Englisch. „Dann versuche ich, mich zurückzunehmen und den Jüngeren im Kurs den Vortritt zu lassen.“ Der ältere Herr ist Seniorenstudent an der Universität Mannheim.
Was ältere Bürger zum Studium motiviert, woher die unsichtbare Wand zwischen jungen und älteren Studierenden kommt, und wie man die Generationen zusammenbringen könnte – mit diesen Fragen haben sich Studierende der Universität Mannheim in dem Dokumentarfilm „Bridging the Gap – Intergenerational Exchange at the University of Mannheim“ auseinandergesetzt. Ihr Film ist eine von sechs Dokumentationen, die beim Filmfestival des Lehrstuhls für Corporate Social Responsibilty im Mannheimer Atlantis-Kino zu sehen sind. Alle drehen sich um Nachhaltigkeit an der Universität Mannheim – von verantwortungsvoller Managementausbildung über Vandalismus bis zu gesunder Ernährung – und präsentieren dabei nicht nur Probleme und Hintergründe, sondern auch einzigartige Lösungsansätze.
Entstanden sind die Filme im Rahmen des Seminars „CSR Videos“ des Lehrstuhls für Corporate Social Responsiblity. Seit Oktober 2016 setzen sich darin pro Semester bis zu 25 Studierende filmisch mit aktuellen Nachhaltigkeitsfragen auseinander. Das Seminar ist Bestandteil des vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst finanzierten HAREBE-Projekts, das Lehrveranstaltungen mit Praxisbezug fördert. „Neben den technischen Fertigkeiten lernen Studierende bei uns, Projekte eigenständig zu planen, durchzuführen und zu dokumentieren”, sagt Jenni Sipilä, die das Seminar gemeinsam mit Prof. Dr. Laura Marie Edinger-Schons betreut. „Das sind Fähigkeiten, die im Arbeitsleben sehr gefragt sind.“ Für das innovative Konzept wurde der Lehrstuhl als eine von 35 Einrichtungen von der amerikanischen Akkreditierungsorganisation AACSB (Association to Advance Collegiate Schools of Business) 2017 mit dem Preis „Innovations that inspire“ ausgezeichnet. Über 300 Hochschulen aus 33 Ländern hatten sich beworben.
Anne Sofsky, 24, Studentin im Master Kultur und Wirtschaft, hat die Dokumentation über Seniorenstudierende mitproduziert. Die theoretischen und technischen Grundlagen dafür hat sie in den Kick-off-Sessions und Workshops des Seminars erworben. „Für Filmanfänger wie mich war das natürlich trotzdem eine riesige Herausforderung“, sagt sie. „Aber ich habe viel dazugelernt, nicht nur organisatorisch und technisch. Durch die Interviews ist mir bewusst geworden, dass es für viele Probleme bereits eine Lösung gibt: Man muss nur mit den richtigen Menschen sprechen.“
Eine Auswahl der Filme ist unter dem Suchbegriff „Chair of CSR Uni Mannheim“ auf YouTube zu sehen.
Text: Linda Schädler / April 2018