Im Ernstfall zu spät

Wie schnell ist der Rettungs­wagen im Notfall da? Dieser lebens­wichtigen Frage ging der Südwestrundfunk mit einem groß angelegten Datenjournalismus-Projekt auf den Grund. Unterstützung bei der Auswertung erhielt das Journalistenteam von der Initiative STADS, die im vergangenen Herbst von Wirtschafts­mathematik­studierenden an der Universität Mannheim gegründet wurde.

Wer im Notfall die 112 wählt, bekommt Hilfe – darauf ist Verlass. Die Zeit, die vergeht, bis die Rettungs­kräfte vor Ort sind, schwankt jedoch von Region zu Region: Mehr als 1.800 rheinland-pfälzische und mehr als 900 baden-württembergische Gemeinden sind – aus medizinischer Perspektive betrachtet – unterversorgt. Statistisch gesehen hatte jeder dritte Rheinland-Pfälzer 2016 sogar nur eine 50-Prozent-Chance, dass der Rettungs­dienst innerhalb von zehn Minuten nach dem Notruf vor Ort war. Diese alarmierenden Er­kenntnisse ermittelte der SWR gemeinsam mit Mannheimer Studierenden in seinem Recherche-Projekt „Hilfe im Notfall“.

Solche statistisch validen Aussagen aus den teils unveröffentlichten Rettungs­dienstdaten zu ziehen, war für das Journalistenteam des SWR keine einfache Aufgabe. Um den Berg an Daten zu bewältigen, suchte das Team Hilfe bei Experten, die versiert im Umgang mit Zahlen sind – und fand sie an der Universität Mannheim: Die Wirtschafts­mathematikstudenten Alexander Freudenberg, Moritz Kern, Niklas Resch von der Studierenden­initiative STADS erklärten sich schnell dazu bereit, den SWR bei der Analyse und mathematischen Modellierung der Daten zu unterstützen. Später arbeitete außerdem noch ihr Kommilitone Benedikt Geier an stochastischen Problemen mit. Für das Projekt waren jedoch nicht nur statistische Kenntnisse vonnöten: „Im SWR-Funkhaus in Baden-Baden haben wir unsere Ergebnisse dann präsentiert“, berichtet Alexander Freudenberg. „Dafür mussten wir sie auch sprachlich und graphisch verständlich aufbereiten.“

Die vier Wirtschafts­mathematikstudenten kennen sich aus dem Studium und stehen kurz vor ihrem Bachelor-Abschluss. Was sie vereint, ist die Überzeugung, dass Statistik nicht nur unerlässlich, sondern auch spannend ist. Aus diesem Grund sind sie Mitglied in der studentischen Initiative „Students' Association for Data Analytics & Statistics“ (STADS), an deren Gründung im vergangenen Herbst sie auch maßgeblich beteiligt waren. Ihre Hauptaufgabe sieht STADS darin, den Universitäts­alltag durch mehr Praxisbezug zu ergänzen – zum Beispiel vermittelt die Initiative vertiefende Methoden­kenntnisse und zeigt mögliche Berufsfelder auf. Die Arbeit für den SWR war das erstes Projekt der Hochschul­gruppe. Künftig möchte sie sich aber in weiteren Beratungs­projekten engagieren und an Wettbewerben teilnehmen. „Statistiker braucht man in Zeiten von Big Data in unzähligen Bereichen. Wir möchten daher Brücken zwischen Theorie und Praxis schlagen und zeigen, wie vielfältig Statistik als Berufsfeld ist“, erklärt Alexander. Bisher ist das STADS schon gelungen – trotz des kurzen Bestehens hat die Initiative bereits rund 40 statistikbegeisterte Mitglieder gewonnen.

Text: Kathrin Holstein / April 2018