Das Klima erwärmt sich, unsere Gesellschaft altert, die Migration nimmt zu: Um den Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte erfolgreich zu begegnen, sind dringend weitreichende Reformen nötig. Doch viele Reformvorhaben werden immer wieder verzögert oder scheitern sogar, wie etwa beim Ausstieg aus der Kohleenergie oder der Integration von Geflüchteten. Die genauen Gründe für den Erfolg und das Scheitern von Reformen erforschen Mannheimer Wirtschafts- und Politikwissenschaftler in 15 fächerübergreifenden Teilprojekten am Sonderforschungsbereich (SFB) „Political Economy of Reforms“. Welchen Einfluss hat der Parteienwettbewerb auf Reformvorhaben? Wie bilden sich Wähler eine politische Meinung? Und wie beeinflussen Wählermeinungen wiederum Parteien und Politiker? Das sind Fragen, denen die Forscherinnen und Forscher seit 2010 auf den Grund gehen. Die DFG verlängert die Förderung nun zum zweiten Mal – mit weiteren zehn Millionen Euro.
„Es war weder einfach noch selbstverständlich, dass wir uns erneut gegen eine starke Konkurrenz aus den Lebens-, Natur- und Ingenieurwissenschaften durchgesetzt haben, die diese Förderungslinie der DFG mit fast 90 Prozent der Sonderforschungsbereiche dominieren“, sagt Prof. Dr. Thomas König, Leiter des Mannheimer SFB. „Mit dem German Internet Panel beschreiten wir jedoch neue Wege in der Umfrageforschung, mit unseren Analysen politischer Texte sind wir Vorreiter in Sachen Big Data, und mittlerweile führen wir Feldexperimente in Afrika und Asien durch, die es uns sogar erlauben, stichhaltige Aussagen über Ursache und Wirkung von Reformen in Entwicklungsländern zu machen.“
In der dritten Förderphase werden drei frühere Mannheimer Professorinnen und Professoren – Nicole Baerg von der University of Essex, Bernhard Ebbinghaus von der University of Oxford und Gerard Van den Berg von der University of Bristol – den Sonderforschungsbereich als Mercator-Fellows unterstützen. Gemeinsam wollen die Forscherinnen und Forscher in den letzten vier Jahren nicht nur alle Teilprojekte erfolgreich abschließen. Damit die gewonnenen Ergebnisse auch in die öffentliche Reformdebatte einfließen können, werden alle Daten und Vorgehensweisen des SFB öffentlich zugänglich gemacht. Auch die Forschungsstrukturen – etwa die Förderung und Einbindung von Nachwuchswissenschaftlern in länder- und fächerübergreifenden Forschungsteams – sollen langfristig gesichert werden.
April 2018