Worüber spricht Mannheim?
Ein Forscherteam des Mannheimer Zentrums für Europäische Sozialforschung (MZES) untersucht die Alltagsgespräche der Mannheimer. Erste Ergebnisse zeigen: In der Mannheimer Bevölkerung ist das aktuelle politische Geschehen Gesprächsthema Nummer eins – und nicht selten hängt danach der Haussegen schief.
Welche Themen bewegen die Mannheimer? Mit wem, wann und wo sprechen sie darüber? Am MZES untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der repräsentativen Studie „Mannheimer Stadtgespräch“, wie Demokratie von den Bürgerinnen und Bürgern im Alltag gelebt wird. Um das herauszufinden, haben die Forscherinnen und Forscher Prof. Dr. Rüdiger Schmitt-Beck, Dr. Christiane Grill und Manon Metz zwischen Mai und September 2017 rund 1.600 Menschen aus den Mannheimer Stadtteilen befragt. Von Interesse waren für die Wissenschaftler keineswegs nur die „großen“ Themen – wie etwa die Flüchtlingsthematik oder die Bundestagswahl – sondern auch persönliche Erfahrungen bei der Arbeit, Familienangelegenheiten oder kommunale Ereignisse.
Erste Ergebnisse zeigen nun: Ein Großteil der Mannheimerinnen und Mannheimer interessiert sich für Politik – und streitet auch darüber. „Für uns ist es spannend zu sehen, dass die Politik in den Alltagsgesprächen der Mannheimer Bürger eine zentrale Rolle einnimmt“, sagt Schmitt-Beck, der die Studie leitet. „Viele Menschen unterhalten sich zu Hause, am Arbeitsplatz oder andernorts über aktuelle Entwicklungen in Deutschland und der Welt – wie die Bundestagswahl, die Politik Donald Trumps oder Deutschlands Verhältnis zur Türkei.“ Wenn Mannheimer über Politik sprechen, dann am häufigsten mit ihrer Familie. Jedoch gibt es gerade dort auch am meisten Streit über politische Fragen und Ereignisse, während mit Freunden und Bekannten seltener strittig diskutiert wird. „Wir versuchen nun zu verstehen, wieso die Intensität einer Beziehung zwischen Gesprächspartnern einen Einfluss darauf hat, wie oft und wie strittig diese über Politik sprechen“, sagt der Wissenschaftler.
Insgesamt beteiligen sich die Mannheimer Bürger sehr unterschiedlich am öffentlichen Leben. „Doch ein Großteil äußert seine Meinung im Bekanntenkreis sowie am Arbeitsplatz und trägt somit zu einer gesellschaftlichen Debatte bei“, fasst Schmitt-Beck die Ergebnisse der ersten Befragungsrunde zusammen. In der zweiten Befragungsrunde, die im Januar gestartet ist, untersuchen die Forscher nun weitere Gesprächsthemen und die Einstellungen der Bürger zu ihrem Leben in Mannheim und Deutschland. Die vollständigen Ergebnisse der Studie, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 750.000 Euro gefördert wird, werden ab Mitte 2018 veröffentlicht – unter anderem auf der Website des Projekts.
Text: Nikolaus Hollermeier, Linda Schädler / April 2018