Der Statistik-Experte Prof. Dr. Christoph Rothe hat einen Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrates (ERC) in Höhe von 880.000 Euro erhalten. Mit Hilfe der Förderung will er in den kommenden vier Jahren die so gennannte Regressions-Diskontinuitäts-Analyse – eine neue Methode der empirischen Wirtschaftswissenschaften – verbessern und ihre Anwendungsmöglichkeiten erweitern.
Viele staatliche Gesetze und Regulierungen sind so konzipiert, dass an einer bestimmten Schwelle eine Änderung greift: Wer beispielsweise mehr als 450 Euro verdient, ist voll versicherungs- und steuerpflichtig. Arbeitslosenunterstützung steht nur Menschen mit einem Lohn unterhalb dieser Grenze zu. Die RD-Analyse setzt genau an solchen Schwellen an und ermöglicht es, Kandidaten zu vergleichen, die knapp darüber oder darunter liegen. So lässt sich etwa herausfinden, wie sich der Bezug von Arbeitslosenunterstützung auf die Dauer der Arbeitslosigkeit auswirkt. Diese neue Methode ist erst in den vergangenen 15 Jahren systematisch entwickelt worden. Inzwischen ist sie eines der am häufigsten verwendeten Instrumente der empirischen Wirtschaftsforschung – vor allem, wenn man kausale Zusammenhänge erforschen will, aber nicht experimentieren kann.
Seit Juli 2017 ist Rothe Professor für Statistik an der Fakultät für Volkswirtschaftslehre der Universität Mannheim. Nach Professuren an der Toulouse School of Economics und der New Yorker Columbia University kam er zurück nach Mannheim, wo er 2009 promoviert wurde. Rothes Schwerpunkt ist die Ökonometrie – ein Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaften, das die ökonomische Theorie sowie mathematische Methoden und statistische Daten zusammenführt. Der ERC wählt jedes Jahr die vielversprechendsten Forschungsprojekte aus, um sie mit einem Consolidator Grant zu fördern. Rothe ist bereits der sechste Wissenschaftler an der Universität Mannheim, der einen ERC Grant erhalten hat.
Text: Yvonne Kaul / April 2018