Es war einmal ...

Auf den Hund gekommen

„In letzter Zeit häufen sich die Einbrüche und Diebstähle nicht nur allgemein, sondern auch in den Mannheimer Schulen. Wir sahen uns deshalb veranlasst, dem Hausmeister […], der mit Frau und Sohn im Hochschul­gebäude wohnt und in der Nachtzeit allein anwesend ist, die Anschaffung eines Wachhundes zu bewilligen.“

So begründete die Staatliche Wirtschafts­hochschule, die Vorläuferinstitution der Universität Mannheim, in einem Schreiben an den Präsidenten des Landbezirks Baden im Februar 1948 die Anschaffung eines Wachhundes. Die zwei Jahre zuvor wieder gegründete Hochschule war damals noch in der Lessingschule am Neckarufer untergebracht. In der Nachkriegszeit, die von Mangelwirtschaft geprägt war, war die Finanzierung des Hundes eine Herausforderung und mit hohen bürokratischen Hürden verbunden. Das Ernährungs- und Wirtschafts­amt der Stadt Mannheim wurde um eine Fleischzulage zur Ernährung des Hundes gebeten. Die Stadtkasse stellte auf Antrag die Hochschule von der Hundesteuer frei, „da es sich um einen Diensthund im Sinne des Hundesteuergesetzes handelt“.

Die Steuerbefreiung wurde allerdings nur für einen Rassehund gewährt, sodass ein Schäferhund mit „Körzucht-Ahnentafel für den deutschen Schäferhund“ angeschafft wurde, der noch etliche Nachfolger hatte und aufgrund einer dem Hausmeister gewährten Zusatzvergütung von anfangs 20 DM monatlich von diesem gepflegt und gefüttert werden konnte. Die Mühe war nicht umsonst: Im April 1949 schlug der Wachhund nachts an. Leider kamen Hund und Hausmeister zu spät, um den Einbruch in das Sekretariat zu verhindern und den Dieb auf frischer Tat zu ertappen.

Mit dem Einzug der Wirtschafts­hochschule in den Ostflügel des wieder aufgebauten Schlosses im Jahr 1955 fand auch der Hausmeister zusammen mit seinem Wachhund dort eine neue Heimat. Nachdem in den Jahren 1959-1963 der Hausmeister allein für die Bewachung des Schlossflügels zuständig war, unterstützte ab 1963 wieder ein Schäferhund, namens „Quell von der Dreschhalle“, die Überwachung des umfangreichen Gebäudekomplexes. Verschiedene Einbruchsversuche und die Tatsache, dass sich Personen wiederholt abends einschließen ließen, um in der Hochschule zu übernachten, ließen die Hochschule wieder auf den bewährten Helfer des Hausmeisters zurückgreifen. Der Kostenaufwand für die Haltung wurde vom deutschen Schäferhundeverein auf 45 bis 60 DM beziffert und dem Hausmeister durch die Hochschul­verwaltung erstattet. Der letzte Wachhund der Universität wurde im Jahr 1973 aus Altersgründen eingeschläfert. Ob es sich dabei noch um „Quell von der Dreschhalle“ handelte, ist anhand der Akten aus dem Universitäts­archiv leider nicht zu ermitteln.

Text: Dr. Sandra Eichfelder (Universitäts­archiv) / April 2019