Stifter-Porträt: Dr. Carl-Heinrich Esser

Nach dem Tod seiner Frau hat Dr. Carl-Heinrich Esser im Jahr 2009 eine Stiftung in Gedenken an sie gegründet und seitdem in der Region viel bewegt. Besonders die Universität Mannheim hat er finanz­iell wie ideell mit seinem Engagement großzügig bedacht: Neben Stipendien, Spenden und Zustiftungen war er viele Jahre als Vorstands­mitglied der Freunde der Universität Mannheim e. V., als Kuratoriums­mitglied der Stiftung Universität Mannheim und als Ehrensenator aktiv.

Im Stadtteil Lindenhof sitzt Dr. Carl-Heinrich Esser im Wohnzimmer seines Hauses. Bis an die Decke gefüllte Bücherregale umsäumen den Raum. Essers Blick fällt über die Glasfront in den Garten. Hier hat er als Kind gespielt, hier ist er aufgewachsen und verwurzelt. Nur drei Häuser weiter wuchs auch seine Frau Karin auf – er war 15, sie 13. „Karin musste mittags immer den Hund ausführen. Da bin ich dann einfach mitmarschiert“, sagt er mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht.

Die Jugendliebe mündete nach zwölf Jahren in eine Ehe, in der die beiden jeden Schritt gemeinsam gegangen sind – auch die schweren: Mit 30 Jahren diagnostizierten die Ärzte bei Karin Esser eine Nierenkrankheit. Fortan musste sie drei Mal in der Woche zur Blutwäsche. „Ich musste mich schon früh an den Gedanken gewöhnen, sie zu verlieren, doch sie hielt lange durch. Sie war einer der liebsten und stärksten Menschen, die ich kenne“, sagt er. Mit 64 Jahren starb Essers Frau. Um an sie zu erinnern, gründete er die Karin und Carl-Heinrich Esser Stiftung.

Seitdem hat Esser mit seiner Stiftung in der Region viel bewegt und fördert vor allem Projekte in den Bereichen Kirche, Kultur, Wissenschaft, Brauchtum, Sport und Soziales. In den zehn Jahren ihres Bestehens hat die Stiftung mehr als eine Million Euro einer großen Zahl von Projekten zugewendet, die unter­schiedlicher nicht sein könnten – zum Beispiel Operninszenierungen am Nationaltheater, Hilfe für Frauen in der Prostitution, der deutschen Nierenstiftung und dem Kurpfälzischen Kammerorchester. Zu Essers Lieblings­projekten gehört jedoch die Förderung von Kitas, Jugendhäusern und Kinderkliniken. „Kinder an Sport und ans Lesen heranzuführen, bereitet mir besondere Freude. Oft sind es diese kleinen Spenden, die mich am glücklichsten machen“, erzählt er.

Eine Institution, die er mit am großzügigsten bedenkt, ist die Universität Mannheim: Promotions­stipendien, Zustiftungen in die Stiftung Universität Mannheim, die Förderung des Sprach­preises für wissenschaft­liche Arbeiten oder die neue Carl- Theodor-Stiftungs­professur zur Erforschung der Geschichte der Frühen Neuzeit – all das ermöglicht die Karin und Carl- Heinrich Esser Stiftung – um nur Einiges zu nennen. „Als jemand, der schon immer in Mannheim gelebt hat, liegt mir die Universität besonders am Herzen. Darüber hinaus ist es eine tolle Hochschule mit Top-Positionen in den Rankings und mit internationalem Renommee“, erklärt Esser, der auch die Stiftung Universität Mannheim im Jahr 2000 mitgegründet hat. Die initiale Zustiftung in Höhe von 250.000 Euro kam damals durch seine Initiative von der Dresdner Bank, deren Mannheimer Filiale er über viele Jahre geleitet hat.

Dem 80-jährigen Witwer, Dr. Carl-Heinrich Esser, wird es nie langweilig. Jeden Morgen geht er um acht ins Büro seiner Stiftung und kümmert sich um vorliegende Anfragen und um die Verwaltung des Stiftungs­vermögens. Meist liegen auch Einladungen für Veranstaltungen auf dem Schreibtisch. Esser ist Mitglied in vielen Fördervereinen und Freundeskreisen von Kunst und Kultur in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen. Zudem ist er in einigen Wirtschafts­unter­nehmen Aufsichtsrats­mitglied und engagiert sich bei verschiedenen lokalen Stiftungen. „Das alles auf einmal zu schaffen, ist oft eine Herausforderung“, sagt er, deshalb wolle er in Zukunft etwas kürzer treten. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Lebens­werk und ziehe eine durchaus positive Bilanz.“

Esser würde sich gerne mehr seinem Hobby dem Lesen widmen. Viele noch in Cellophan eingepackte Bücher warten in den Regalen darauf, durchstöbert zu werden – vor allem Biografien und Geschichtsbücher sind Essers große Leidenschaft. Doch die Stiftung will er weiterführen, solange er kann – und durch gezielte Förderungen vielen Menschen helfen, ihre Potenziale zu entwickeln oder Strukturen zu unter­stützen, die für die Nachhaltigkeit der positiven Entwicklungen in dieser Region so wichtig sind.

Text: Nadine Diehl / April 2019