Mit E-Sports ins Schwitzen kommen

Seit über drei Jahren bietet das Institut für Sport E-Sport an – eine Wettkampfart, die nur am Computer ausgefochten wird. Mindestens zwei Mal die Woche treffen sich die Studierenden, um zu trainieren. Am Wochenende treten sie dann in Turnieren der deutschen Universitäts­liga gegen die Teams anderer Unis an.

Bunte Blitze zischen über den Bildschirm, es knallt und kracht, kleine blaue Gestalten kommen aus allen Himmelsrichtungen gehuscht. Es herrscht Hochbetrieb in der von Ruinen durchzogenen grünen Landschaft, Fackeln brennen am Rand der Karte und verschiedene Charaktere nehmen den Kampf gegeneinander auf. Auch den fünf Mannheimer Studierenden, die vor den Computern sitzen und konstant ihre Strategien besprechen, ist die Spannung anzumerken.

Während die Spieler im Teamwork versuchen, ihre Gegner in League of Legends, einem der beliebtesten Spiele im E-Sports-Bereich, zu besiegen, läuft Max Stark, einer der studentischen Teamorganisatoren, durch den Raum und schaut ihnen über die Schulter.

Er hilft ihnen dabei, ihre Technik zu verfeinern, ihre Kommunikation zu verbessern und Charaktere auszuwählen, die sich möglichst gut ergänzen. „Alleine die Auswahl der über 150 Charaktere kann komplizierter sein als jedes Schachspiel“, erzählt er. „Gerade auf der kognitiven und kommunikativen Ebene gibt es wenig, das an den Herausforderungs­grad des E-Sports herankommt. Aber auch körperlich ist ein Spiel auf Liga-Niveau höchst anstrengend – manchmal fühlt man sich danach, als wäre man einen Marathon gelaufen.“ Ob man bei dem Spiel gewinnt, beruhe zu großen Teilen auf einer gelungenen Zusammenarbeit der Spieler. Auf diese Weise erlangen sie Kompetenzen, die sie auch außerhalb des E-Sports anwenden können: Team- und Organisations­fähigkeit sowie klare und effiziente Kommunikation.

In Ländern wie Japan, China, Südkorea oder Osteuropa ist E-Sport längst offiziell anerkannt. Auch die Universität Mannheim hat den als Denksport eingeordneten E-Sport vor einigen Jahren in ihr Programm aufgenommen. Auch wenn der Deutsche Olympische Sportbund E-Sports nicht als olympische Sportart anerkannt hat, ist sich Christian Burgahn, Leiter des Instituts für Sport (IFS), sicher, dass die offizielle Anerkennung nur eine Frage der Zeit ist: „Das wird sich nicht aufhalten lassen. Und mal ehrlich, wo ist der Unterschied zum ebenfalls als Sport anerkannten Schach?“ Dass dieses Thema einer hitzigen Diskussion ausgesetzt ist und die Wirkung von Gaming auf die Gesundheit in Frage gestellt wird, sei ihm bewusst: „Die Dosis macht das Gift. Wenn ich zu viel körperlichen Sport treibe, ist auch das ungesund.“ Inzwischen zählen rund 50 Studierende zu den Mitgliedern, die sich in Nicht-Corona-Zeiten zweimal die Woche im Schloss treffen und unter der Woche bis zu drei Mal an ihren heimischen Computern trainieren. Am Wochenende treten sie dann im Rahmen der von Martin Hoffmann, Jura-Doktorand der Universität Mannheim, ins Leben gerufenen Uni-Liga gegen Teams anderer Universitäten an.

„Wir sehen unsere Hauptaufgabe darin, den Studierenden einen Ausgleich zum Uni-Alltag zu bieten und den Kontakt zu Gleichgesinnten zu ermöglichen. Und das geht sowohl beim Fußball als auch beim E-Sport“, erklärt Burgahn. Vergangenes Jahr hat das IFS sogar das Finale der Uni-Liga, vergleichbar mit dem DFB-Pokal im Fußball, im Schloss ausgerichtet: Zu Gast waren unter anderem die Teams der Universitäten Heidelberg, Karlsruhe und Hamburg.

Text: Selina Supper / September 2020