FORUM: Familie, Freunde, Kommilitonen, Kolleginnen und Kollegen – jeder von uns hat seinen ganz persönlichen Kreis, mit lokalem oder gar internationalem Radius. Inwiefern unterscheidet sich ABSOLVENTUM von solchen Netzwerken?
Merten: Die meisten Netzwerke gehen mit bestimmten Lebensphasen einher – Schule, Studium und Berufsleben. Wir denken ABSOLVENTUM hingegen als lebensphasenübergreifendes Netzwerk: Wir wollen seine Mitglieder im Studium abholen und noch über die Pensionierung hinaus begleiten. Dazu müssen wir jedoch einen Mehrwert bieten und der liegt bei uns zuallererst in der Heterogenität – was das Alter anbelangt, aber auch die Disziplinen. Hinzu kommen die vielen Angebote, bei denen unsere Mitglieder nicht nur in Kontakt mit anderen Alumni kommen, sondern sich auch persönlich weiterentwickeln können.
FORUM: Das Mentoring-Programm ist solch ein Angebot. Damit unterstützt ABSOLVENTUM Studierende dabei, ihren Berufsweg zu planen. Ist ABSOLVENTUM dann nicht doch auch ein Karrierenetzwerk?
Merten: Karriere ist kein Selbstzweck, sondern ein Weg zum Lebensglück. Wir wollen unseren jungen Mitgliedern dabei behilflich sein, einen Job zu finden, der sie begeistert, für den sie brennen. Es geht nicht darum, aus allen Studierenden DAX-Vorstände zu machen, sondern sie dabei zu unterstützen, ihren ganz eigenen Weg zu finden, der sie zufrieden macht – und der führt nicht zwangsläufig in Spitzenpositionen.
Haas: Auch die Anzahl und Verweildauer unserer Mitglieder zeigt, dass es bei ABSOLVENTUM nicht in erster Linie um die Karriere, sondern um den Austausch geht. Aus glücklichen Studierenden werden glückliche Absolventinnen und Absolventen und die verinnerlichen ganz deutlich den Alumnigedanken des Zurückgebens. Viele unserer ehemaligen Mentees sind heute selbst Mentoren.
FORUM: Viele Netzwerke funktionieren heute weitestgehend digital – man nehme nur Xing oder LinkedIn. Inwiefern stößt ABSOLVENTUM als „lebendes“ Netzwerk da auch in eine Lücke?
Haas: Bei der Gründung von ABSOLVENTUM vor 25 Jahren war die Beschäftigung mit Netzwerken völlig neu, Xing wurde erst acht Jahre später gegründet. Selbstverständlich nutzen auch wir seitdem soziale Netzwerke als Add-on und haben unseren eigenen interaktiven Mitgliederbereich. Die sozialen Netzwerke waren in ihrer Grundstruktur jedoch immer eher passiv und sind es bis heute geblieben. Unsere Mitglieder schätzen den „Offline-Charakter“ von ABSOLVENTUM deshalb sehr. Das gewachsene und gelebte Netzwerk werden digitale Communities nie ablösen können.
FORUM: Und über die vergangenen zwei Jahre wurde dieser Offline-Charakter sogar noch verstärkt.
Merten: Ja, indem wir zusätzlich zu Kunst und Kultur auch den Sport mit ins Netzwerk gebracht haben. Es ging mit einem Tag auf der Pferderennbahn los, dann kamen die Adler Mannheim, die Rhein-Neckar Löwen und der SV Waldhof hinzu. Gerade neuen Studierenden ermöglicht das Angebot die Integration in die Stadt und die Region, was mit einer Theaterveranstaltung nur begrenzt geht. Wenn man mal auf einem Eishockey-Spiel war und die Stimmung dort erlebt, ist man plötzlich Adler-Fan – so entsteht Bindung.
Haas: Und der Sport hat unser Alumninetzwerk nochmal auf neue Weise belebt. Plötzlich kommen Mitglieder, die wir noch nie auf einer ABSOLVENTUM-Veranstaltung gesehen haben. Teilweise nehmen sie ihre Familien und Kinder mit, teilweise entstehen auf den Spielen Mentoring- und sogar Businesspartnerschaften. Für unsere Mitglieder ist das eine große Bereicherung und der Sport ein neuer Motor für uns.