Psychologische Hilfe in der Hosentasche

Viele Studierende leiden unter psychischen Problemen – doch Therapieplätze sind rar und es gibt nur wenige präventive Angebote. Hier setzt das Mental-Health-Start-up mentalport an. Ein Team aus jungen Menschen, dem Studierende und eine Absolventin der Uni Mannheim angehören, entwickelt eine App, die mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) psychologische Hilfe in den Alltag von Studierenden integriert.

„Ein Angebot, das niedrigschwellige psychologische Hilfe bietet und dabei auf Individualisierung und Anonymität setzt, gibt es bisher nicht auf dem Markt“, erklärt Gründer Tim Kleber das Konzept des Unternehmens. Die App besteht aus drei Stufen: Auf der ersten Ebene bietet sie individualisierte Übungen zur psychologischen Selbsthilfe an. Hierfür erfasst die App den mentalen Gesundheitszustand der Nutzerinnen und Nutzer und empfiehlt dazu passende Übungen. „Die zweite Stufe besteht aus der Chat-Kommunikation mit einem mentalport-Berater – Psychologinnen oder Psychologen, die für dieses Coaching zusätzlich geschult werden. Wir planen, in Zukunft auch hier einen KI-basierten Chatbot einzusetzen, der die Berater unterstützt“, berichtet Kleber. Auf der dritten Stufe erwartet die Nutzerinnen und Nutzer ein persönliches Gespräch mit einem mentalport-Coach: „Die Gespräche finden in einem virtuellen Raum per Videotelefonat statt. Um den Nutzern die Möglichkeit zu geben, weiterhin anonym zu bleiben, können sie den Raum mit einem Avatar betreten.“

In dem aktuell 16-köpfigen Start-up-Team befinden sich drei Psychologie-Studierende und eine Alumna der Universität Mannheim. Während sich Sophia Wolf um den Social-Media-Auftritt des Start-ups kümmert, wirken Alumna Johanna Gödde, Elisa Luggen-Hölscher und Letje Krüger bei der psychologischen Entwicklung der App mit. Letztere schloss sich dem Start-up-Team an, um ihr Wissen aus dem Studium praktisch anzuwenden. „Zurzeit arbeite ich das Beziehungs­konzept aus. Beziehungen – sowohl romantische als auch zwischenmenschliche – sind einer von aktuell acht Bereichen, in denen wir die Nutzer mit Übungen unterstützen möchten“, berichtet Letje Krüger. Die Studentin sieht großes Potenzial in der App: „Auf den Studierenden heutzutage lastet ein enormer Druck. Mit mentalport wollen wir ihnen ermöglichen, sich auf die eigene mentale Gesundheit zu konzentrieren.“

Dieses Semester unterstützen auch drei Master-Studierende im Rahmen des MCEI-Kurses „MAN 633 Entrepreneurial Spirit“ das Start-up: Zwei BWL-Studierende und ein Wirtschafts­informatik-Student entwickeln gemeinsam mit dem mentalport-Team das technische Design der App weiter. Bereits im vergangenen Jahr hat mentalport mit dem MCEI kooperiert; vier Studierende der Universität haben zusammen mit Kleber eine Wettbewerbsanalyse durchgeführt und das Marketing-Konzept des Start-ups ausgearbeitet.

Momentan befindet sich die App noch in der Entwicklung, aber das Team ist zuversichtlich, dass sie in wenigen Wochen mit einer Beta-Version an den Start gehen können. „Zeitgleich möchten wir auch die Zertifizierung als Präventions­angebot beantragen. Dann erstatten die Krankenkassen ihren Versicherten einen Großteil der Kosten für die App-Nutzung“, erklärt Kleber. Die endgültige Markt­einführung von mentalport soll ebenfalls noch in diesem Jahr stattfinden. „Wir hoffen, dass dem Thema mentale Gesundheit durch unsere App mehr Beachtung geschenkt wird – vorrangig von Studierenden, die mentalport nutzen, aber auch in der Gesellschaft allgemein“, ergänzt Krüger.

Text: Jessica Scholich / April 2022