Ein Wiedersehen mit ... Dr. Uta Meeder

Von einer Kleinstadt am Rande Stuttgarts zog es Dr. Uta Meeder zum Studium nach Mannheim. Erfüllt von der Begeisterung für Zahlen und wirtschaft­liche Zusammenhänge, entschied sie sich für die Betriebs­wirtschafts­lehre. Eine andere Leidenschaft blieb ihr dabei jedoch stets erhalten: Die Liebe zur Kunst, zur Kreativität, zu Design und Fotografie. Heute hat sie es geschafft, mit ihrem Designlabel MAOMI ihre beiden Leidenschaften erfolgreich zu vereinen.

Im Herzen der Schwetzinger Vorstadt bleibt der Blick an einer der vielen Hauswände aus gelbem Sandstein hängen. Es ist ein Schild mit graphischen Buchstaben auf schwarzem Grund, das die Aufmerksamkeit sofort auf sich zieht: „MAOMI – Raum und Gestaltung“ steht darauf. Die doppelflügeligen Türen laden dazu ein, den beschaulichen Hinterhof zu betreten, in dem sich in einer ehemaligen Galerie der Showroom von Dr. Uta Meeders Designlabel MAOMI befindet. In dem zweistöckigen Gebäude mit den großen Fenstern und den himmelblauen Wänden sitzen Meeder und ihre fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entwerfen Möbel und Wohnaccessoires, die urbanes Design mit Funktionalität vereinen. Unverzichtbar ist für Meeder außerdem, dass all ihre Produkte nachhaltig produziert werden, sowohl sozial als auch ökologisch. Doch wie kam es dazu, dass die Absolventin der Universität Mannheim dieses erfolgreiche Unternehmen gründete? 

Der Spaß an der Kunst und der Welt der Zahlen – das ist es, was sich wie ein roter Faden durch Meeders Leben zieht. Nach dem Abitur – mit den Leistungs­kursen Kunst und Mathematik – absolvierte sie zunächst ein Praktikum als Grafikerin in einer Werbeagentur und erhielt dann die Möglichkeit, für einen Fashion-/Peoplefotografen zu arbeiten, der unter anderem Jürgen Klinsmann ablichtete. „Hier fiel mir zum ersten Mal auf, dass das Management, der Vertrieb und vor allem auch das Marketing im kreativen Bereich von großer Wichtigkeit sind“, so Meeder. Daraus resultierte die Wahl eines BWL-Studiums an der Universität Mannheim und die Entscheidung gegen ein Studium des Grafik-Designs. Ihr Auslands­jahr verbrachte sie in Lille, Frankreich, und war damit die erste Austausch­studierende der Universität Mannheim, die in der kleinen Stadt an der belgischen Grenze das französische Leben kennen lernen durfte. Nach ihrem abgeschlossenen Grund- und Hauptstudium wurde Meeder direkt Mitglied der Alumniorganistation ABSOLVENTUM, der sie aus Verbundenheit zur Universität und Mannheim bis heute die Treue hält. Zunächst arbeitete sie einige Jahre in einer Unternehmens­beratung, die sich auf Marketing­strategien und Marketing­beratung spezialisiert hatte – hier konnte sie abwechslungs­reiche Projekte im Bereich der „Neuen Medien“ betreuen und unternahm viele Reisen. 

Auf die Geburt ihrer ersten Tochter folgte eine Pause in der Unternehmens­beratung und ihre Lehr-Anstellung an der Fach­hochschule in Ludwigshafen. Als Meeder zum zweiten Mal schwanger war, erreichte sie das Angebot einer Promotion an der Universität Mannheim bei Marketing-Professor Dr. Hans Bauer, welches sie annahm. Wann immer Zeit war – und die war oft nachts – arbeitete Meeder an ihrer Doktorarbeit zum Thema Werbeerfolgsmessung im Internet, erhob Daten und entwickelte ein Modell zu deren Auswertung. „Im Rückblick war meine gesamte Ausbildung in BWL genau die richtige Entscheidung. Denn so konnte und kann ich bei meiner Unternehmens­gründung und Unternehmens­führung auf so vieles aus dieser Zeit zurückgreifen und habe nicht nur eine kreative Ausbildung,“ erzählt Meeder. „Als mein fünftes Kind zur Welt kam, wusste ich, dass ich nicht zurück in die Unternehmens­beratung wollte. In dieser Zeit habe ich einiges ausprobiert: Ich habe gemalt und fotografiert und hatte sogar Ausstellungen, bei denen ich meine Objekte verkauft habe.“ 

Als Schlüsselmoment stellte sich für Uta Meeder schließlich der Kauf einer kleinen Wohnung inmitten der Quadrate heraus. Mit dem Ziel, Reisenden, die mehrere Monate beruflich an einem Ort verweilen müssen, eine vorübergehende Heimat in der Fremde zu bieten, sanierte sie die Wohnung von Grund auf. Vor allem die Renovierung und anschließende Einrichtung begeisterten sie und schnell erkannte sie, dass sie hier ihre Bestimmung gefunden hatte. „Diese kreative Konzeption rund um den Menschen war das, was ich machen wollte.“ Erste Projekte folgten schnell und was als „Renovierungs­beratung“ begann, entwickelte sich über die Zeit zu dem, was MAOMI heute ist: Ein nachhaltiges Label, das sich dem Design von hochwertigen Möbeln und Wohnaccessoires verschrieben hat. 

Bei der Produktion und Herstellung von Meeders Produkten wird Nachhaltigkeit großgeschrieben. Sie arbeitet mit Produzentinnen und Produzenten aus der ganzen Welt zusammen, die Wert auf faire Löhne legen und in ihrer traditionellen Handarbeit ausschließlich natürliche Materialien verwenden. Von Porzellan aus Vietnam, über Olivenholz-Schneidebretter aus der Türkei bis hin zu einer Badewanne nach Fassmacherart aus der Pfalz – Meeders Produkte sind nicht nur optisch ein Hingucker, sondern stets auch funktional. Die Produktions­stätten der Objekte, die sich zum Beispiel auch in Sri Lanka oder Rumänien befinden, hat sie alle selbst besucht, um sich von den Arbeits­bedingungen und der Atmosphäre in den Betrieben zu überzeugen. „Es macht uns glücklich, dass wir auf diese Weise die handwerklichen Fähigkeiten, die traditionell vorhanden sind, erhalten und weiterentwickeln und so diese Art von Kulturgut mit in die Moderne nehmen können. Es ist sehr wichtig zu zeigen, dass es eben auch anders geht, dass Gewinn nicht immer nur im günstigsten Einkauf liegt und damit letztendlich durch Einsparungen auf dem Rücken der Schwächsten entsteht,“ berichtet Meeder. 

In den vergangenen Jahren war sie wiederholt auf verschiedenen Messen auf der ganzen Welt.  Besonders angetan hat es ihr die „Maison & Objet“-Messe in Paris, auf deren Sonderflächen MAOMI bereits mehrmals vertreten war – hier werden die spannendsten und vielversprechendsten Aussteller der Messe handverlesen vorgestellt. Meeders Objekte finden sich außerdem in diversen Interior-Magazinen wie zum Beispiel „Schöner Wohnen“ und immer wieder erreichen sie Anfragen von Einzelhändlern oder Hotels, die ihre Produkte anbieten oder mit diesen arbeiten wollen. Die Freude, die Uta Meeder bei ihrer Arbeit empfindet, spricht deutlich aus ihren begeisterten Erzählungen über die Design-Prozesse und all die anderen Elemente, die die Gründung eines eigenen Labels mit sich bringen. Spaß an der Kommunikation mit Kunden, am Jonglieren mit Zahlen und der Entwicklung von Marketing-Strategien sind ihr ihre gesamte Karriere hinweg erhalten geblieben. 

Das klare Ziel der promovierten Betriebs­wirtschaft­lerin ist es, ihre Marke wachsen zu lassen, sie weiter zu internationalisieren sowie viele neue Objekte zu entwerfen und zu entwickeln: „Meine Schublade ist voller Ideen!“ Meeder verrät, dass sich aktuell ein Sessel ganz kurz vor dem Launch befindet und dass auch eine neue Tableware-Serie noch in diesem Frühjahr erscheinen wird – und die Mannheimer Absolventin hat noch lange nicht alles gezeigt, was in ihr steckt.

Text: Selina Supper / April 2022