Header des FORUM-Magazins in hellgrün und dem Titel "Da wächst etwas". Eine Collage mit einer Biene an einer Blüte, einer Hand mit einem Apfel, einem Windrad und im Hintergrund das Mannheimer Schloss.

Mit vollem Einsatz etwas bewirken

Klimawandel, Ressourcenknappheit und die Verschmutzung der Umwelt – die Menschheit steht vor immensen ökologischen Herausforderungen und die Studierenden von heute sind sich dessen sehr wohl bewusst. Sie gründen nachhaltige Initiativen, planen interdisziplinäre Workshops und engagieren sich im Arbeits­kreis der Universität: Mit vollem Einsatz setzt sich diese Generation für ein zukunfts­fähiges Zusammenleben ein.

Plogging? Wer die Einladung von Eric Chittka zum Zoom-Austausch liest, muss womöglich erst einmal rasch googeln. Und bekommt dann Erstaunliches zu lesen: Plogging ist nichts anderes, als beim Joggen nebenbei Abfälle aufzusammeln. Für März und Mai plant der 23-jährige Student, der kürzlich für seinen Master in Wirtschafts­informatik nach Mannheim kam, mit seinen Kommilitoninnen und Kommilitonen der Studierenden­initiative „Infinity“ zwei solcher Plogging-Events am Rheinufer und holt sich für die Umsetzung und Organisation dieser großen Veranstaltung Unterstützung vom Institut für Sport der Universität Mannheim. Mit Tüten und Handschuhen ausgestattet, sollen sportliche Studierende auf drei verschiedenen Strecken den Waldpark vom Müll befreien. Seit ihrer Gründung 2015 ist „Infinity“ von ursprünglich neun auf mittlerweile über 100 Mitglieder angewachsen, erklärtes Ziel der Initiative: Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in den drei Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales sowohl am Campus als auch lokal zu stärken. Eric Chittka ist Teil der sogenannten „WasteForce“, einer Untergruppierung, die sich mit gezielten Aktionen der Müllvermeidung an der Uni und in der Umgebung widmet.  

Mittlerweile gibt es an der Universität Mannheim mehr als fünf studentischer Initiativen, die sich dem Thema „Nachhaltigkeit“ verschrieben haben: Neben „Infinity“ sind das etwa „Earth Guardians Mannheim“, „Enactus Mannheim e.V.“, „FUSO.MA – Forum für Unternehmen und soziale Organisation Mannheim e.V“., „Q-Summit an der Universität Mannheim e.V.“ oder „Green Office“. „Wieso benötigen wir so viel Plastik?“ oder „Wo kommen meine Klamotten her?“ – diese Fragen stellten sich die beiden Psychologiestudentinnen Lilian Anderson und Lisa Bracher schon vor ihrem Engagement in der Studierenden­initiative „Green Office“. „Aber erst durch die Initiative haben wir beide angefangen, Nachhaltigkeit nicht nur auf die eigene Person zu beziehen, sondern institutionell zu denken“, sagt die 22-Jährige Lisa. Dieser Gedanke kommt nicht von ungefähr: Die Vision der Initiative ist es, Nachhaltigkeit an der Universität im Sinne der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu verankern und ein Nachhaltigkeits­büro zu eröffnen.  

Um ihrem Ziel näher zu kommen, wandten sich die Studierenden der Initiative an die Universitäts­leitung. „Dann bot man uns Anfang 2020 die Mitarbeit im Arbeits­kreis (AK) Nachhaltigkeit an. Das war für uns ein Meilenstein!“, sagt die 22-Jährige Lilian. „Seitdem sind immer einige Mitglieder der Initiative im AK vertreten und können sich aktiv zum Thema Nachhaltigkeit an der Uni einbringen.“ Die beiden Bachelor­studentinnen arbeiteten im AK etwa am neuen Leitbild der Universität und der Implementierung einer Nachhaltigkeits­strategie. Außerdem war Lisa daran beteiligt, ein erstes Konzept für ein Studium Oecologikum an der Universität zu entwickeln. „Ich finde es sehr spannend, interdisziplinär zu arbeiten und über das Studien­fach hinauszuschauen. Daher war mir diese Arbeit auch eine Herzensangelegenheit“, sagt sie.  

Neben dem AK engagiert sich „Green Office“ in weiteren Bereichen: So organisierten Lilian und Lisa mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen in den vergangenen Semestern etwa die „Nachhaltigkeits­wochen“ an der Universität. Auf Länder­ebene führten sie zudem mit anderen Hochschulen die „Erstsemesterakademie BaWü zukunfts­fähig“ durch. „Bei diesen Events erfahren die Studierenden in Workshops, Vorlesungen und Seminaren mehr über nachhaltige Themen und bringen sich selbst ein“, erklärt Lilian. „Dabei lernen sie ihre eigene Hochschule besser kennen und sehen, wo institutionelle Kooperationen möglich sind.“ Lisa unterstützte Ende 2020 im Rahmen ihrer Arbeit als Nachhaltigkeits­referentin des AStA auch die Umfrage des Lehr­stuhls für Gesundheitspsychologie unter den Mitgliedern der Universität zu einem nachhaltigeren Mensa-Angebot.  

Auch wenn sich das Studium in Mannheim für Lilian und Lisa inzwischen dem Ende zuneigt, sind beide froh, dass sie sich zum Thema Nachhaltigkeit aktiv eingebracht und einiges erreicht haben. „Es ist schön, dass sich was an der Uni tut und es inzwischen verschiedene Partizipations­möglichkeiten gibt. Wir hoffen, dass sich die Ausrichtung noch weitet und künftig auch Themen wie Intersektionalität, Diskriminierung und soziale Themen und damit auch die Klima­gerechtigkeit noch mehr in den Fokus gerückt werden“, sagen sie. Einen Tipp für Studierende haben sie daher auch noch: „Solltet ihr an der Uni mal nicht das richtige studentische Angebot für sich finden, dann bleibt ihnen eins: Sich zusammentun und eine neue Initiative gründen.“ Jede Menge Gleichgesinnte dürften sich spätestens beim Plogging am Rheinufer über den Weg joggen. Neue nachhaltige Ideen austüfteln, während gemeinsam tütenweise Müll gesammelt wird – das klingt ganz nach der heutigen Studierenden­generation. Denn die hat eines bereits verinnerlicht: Man braucht den vollen Einsatz vieler, um institutionell etwas zu bewegen.

Text: Luisa Gebhardt und Jule Leger / April 2022

Mehr zur Arbeit des Arbeits­kreises Nachhaltigkeit und nachhaltige Studierenden­initiativen im Überblick: www.uni-mannheim.de/nachhaltigkeit