Die Siedler von Catan, Risiko oder Schach – Spiele, die fast jeder schon einmal gespielt hat. Doch die wenigsten werden sich darüber Gedanken gemacht haben, dass – und auf welche Weise – solche Spiele ein bestimmtes Verständnis von Krieg vermitteln. Die Mannheimer Romanistin Dr. Daniela Kuschel interessiert sich jedoch genau dafür: In ihrem zweijährigen Forschungsprojekt hat sie analysiert, welche Kriege aus der romanischsprachigen Welt in Brett- sowie Videospielen aufgenommen und wie sie dargestellt werden.
Ein Kernergebnis der Forschung ist, dass in den letzten Jahren immer mehr digitale sowie analoge Spiele entwickelt wurden, die sich mit Kriegen in romanischsprachigen Ländern beschäftigen. Das scheint zum einen an veränderten Produktionsbedingungen zu liegen, die die Herstellung von Nischenprodukten z.B. durch Crowdfunding ermöglichen, aber auch an der zunehmenden Herausbildung von Spieleindustrien in den entsprechenden Ländern.
Aufgrund ihrer offenen Herangehensweise an das Projekt hat die Romanistin auf mehrere methodische Ansätze zurückgegriffen: „Als Literatur- und Medienwissenschaftlerin hat mich in erster Linie die narratologische Komponente interessiert – also die Art und Weise, wie ein Spiel über Krieg erzählt. Dazu habe ich mir unter anderem angeschaut, welche visuellen Elemente benutzt werden, woraus die Spielmaterialien bestehen oder welche Rückschlüsse sich durch die erzählte Hintergrundstory sowie die Spielregeln ziehen lassen.“
Das zweijährige Forschungsprojekt hat eine wissenschaftliche Zeitschrift, die Kuschel zusammen mit einem Kollegen, Prof. Dr. Bernd Schmid-Ruhe (HdM Stuttgart) herausgibt, hervorgebracht. Die erste Ausgabe von „Spiel, Kultur & Kontext: Zeitschrift für interdisziplinäre Spieleforschung“ erschien im März 2022 unter dem Titel „Tischgespräche“ und beschäftigt sich mit der Darstellung von Krieg und Konflikt im Brettspiel. Die zweite Ausgabe wird die Ergebnisse des zweitägigen Workshops „War, Memory & Games in the Romance-Speaking World“, der im Juli 2022 an der Universität Mannheim stattfand, zusammentragen.
Gefördert wurde Kuschel in den vergangenen zwei Jahren durch die Programmlinie „Research Seed Capital“ (RiSC) der Universität Mannheim und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.
Text: Jessica Scholich/