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Ein Wiedersehen mit... Melanie Meder

Zu Beginn schon einen Plan für die Zeit nach dem Studium? Den hatte unsere Alumna Melanie Meder nicht. Sie merkte erst kurz vor dem Magisterexamen in Politik­wissenschaft, welches Berufsfeld für sie infrage kommt: die Kommunikation. Heute, mehr als 20 Jahre später, fühlt sie sich in ihrer Wahl bestätigt. Trotzdem spielte bei ihrem letzten Arbeitgeber­wechsel mehr als nur das Berufsfeld eine Rolle.

Ein Dienstagabend im März, FORUM-Interview via Teams: Kamera anmachen, Lautstärke einstellen, ruckelnde Geräusche, gerade hinsetzen, dann erscheint Melanie Meder auf dem Bildschirm. Sie fragt das inzwischen vertraute: „Können Sie mich sehen?“ und lehnt ihr Handy senkrecht an die Wand, damit die Frage bejaht werden kann. „Jetzt bin ich aber gespannt, was sie von mir wissen wollen!“, sagt sie und erzählt.

Aufgewachsen in der pfälzischen Kleinstadt Haßloch, hat sich Meder Anfang der 1990er Jahre bei ihrer Studien­wahl an dem orientiert, was sie damals interessierte: „Gerade war die Mauer gefallen, Glasnost und Perestroika waren geflügelte Worte. Das hat mich und alle jungen Menschen damals beschäftigt. Die politischen Diskussionen haben mich bestärkt, mich in einem Studium intensiver damit auseinanderzusetzen, wie man diese Veränderungen erklären kann. Einen größeren Plan hatte ich nicht. Heute machen sich Studierende vermutlich schon bei der Einschreibung Gedanken über Berufsperspektiven“, sagt sie rückblickend. Sie schrieb sich also kurzerhand an der Uni Mannheim im Hauptfach für Politik­wissenschaft ein und belegte die Nebenfächer Öffentliches Recht und Allgemeine Linguistik. Warum Mannheim? „In meiner Familie haben nicht so viele vor mir studiert. Nach Mannheim konnte ich erstmal pendeln, falls das mit dem Studium doch nicht klappt. Es klappte und ich wurde das, was man heute vermutlich ,Langzeitstudentin‘ nennt“, erklärt die 52-jährige lachend. Während ihres Studiums arbeitete Melanie Meder als wissenschaft­liche Hilfskraft am Lehr­stuhl von Peter Graf von Kielmannsegg, einem bedeutenden deutschen Politik­wissenschaft­ler. „Das machte mir Spaß, aber in der Forschung habe ich mich nicht gesehen“, sagt sie.

Während des Grundstudiums wechselte sie außerdem das Nebenfach und belegte Russisch. „Ich konnte kein Russisch, aber ich fand die Sprache so melodisch und dramatisch.“ Um die Sprache zu lernen und das Examen zu bestehen, besuchte sie für fast ein Jahr die Universität Simferopol auf der Krim und lebte dort bei einer Gastfamilie. Im Anschluss zog es sie für ein mehrwöchiges Praktikum bei Greenpeace nach Kiew. „Schon in Mannheim habe ich mich bei Greenpeace engagiert. In den 1990er Jahren war dort viel los, zum Beispiel der Shell-Boykott, weil der Konzern einen schwimmenden Öltank im Meer versenken wollte. Meine Magisterarbeit habe ich passend dazu zu Demokratisierungs­prozessen in Organisationen wie Greenpeace geschrieben“, sagt Meder.

Auf die Frage, wie sie von Demokratisierungs­prozessen zur Kommunikation kam, erklärt die Alumna: „Interessen und Positionen vermitteln zu können, fand ich schon immer interessant. Durch ein Praktikum im Referat ,Politische Kommunikation‘ bei der BASF ist mir klar geworden, dass ich mich für dieses Berufsfeld interessiere.“ Als sie das Examen in der Tasche hatte, machte sie sich auf Jobsuche und erhielt ihre erste Stelle dann auch bei der BASF. „Das ich dort über eine Zeitarbeits­firma einen Job im Marketing, ähnlich der Kommunikation, fand und übernommen wurde, war reiner Zufall. Aber Glück spielt bei Karriereplanung eben auch eine Rolle“, sagt Meder. Im Anschluss an die Arbeit im Chemiekonzern verschlug es sie in eine Kommunikations­agentur. Dort vermisste sie aber die Arbeit im Unternehmen: „Wissen, wie alles im Betrieb funktioniert, diese Zugehörigkeit und ein bisschen den Stallgeruch des Unternehmens aufnehmen, das fehlte mir.“ In den nächsten Jahren wechselte Meder zwischen Unternehmen und Agenturen. Für sie bereichernde Erfahrungen, denn so lernte sie beide Seiten der Kommunikations­arbeit kennen.

Anfang des Jahres 2023 zog die Alumna dann in die Nähe von Basel und arbeitet seitdem bei Knauf als Leiterin Kommunikation. Bei der Jobwahl ging die gebürtige Pfälzerin dieses Mal wohl überlegt vor: „Ich wollte gerne wieder in ein Unternehmen, ein bisschen weiter weg und in eine Gegend, in der ich auch gerne meine Freizeit verbringe. Und bei Knauf hat es gefunkt“, sagt sie. Seitdem kümmert sie sich um die Kommunikation zu Systemen für den Trockenbau und viele andere Produkte für den Neubau oder die Sanierung. „Unsere Ziel­gruppe sind unter anderem Architekten, Händler und die Anwender unserer Systeme. Ich finde das sehr spannend, vielseitig und vor allem greifbar“, sagt Meder. Meder könnte sich auch vorstellen, im Raum Basel eine ABSOLVENTUM-Regional­gruppe zu gründen. „Unser erstes Treffen könnte eine Wanderung sein. Oder eine Tour durch die Baseler Museen-Landschaft“, sagt Meder. Das Netzwerk sei für sie stets eine Verbindung zu ihrer Alma Mater gewesen und je weiter man sich von dieser räumlich entferne, desto wichtiger werde dieser. „Das ist wie ein Anker in meine Heimat“, sagt Melanie Meder.

Text: Luisa Gebhardt/Mai 2023