Wie lernen Babys ihre ersten Wörter? Auf was achten sie, wenn jemand mit ihnen spricht? Und wie nutzen Kinder Informationen wie Augen- oder Mundbewegung ihres Gegenübers, um Sprache zu verstehen und zu lernen? Frühkindlicher Spracherwerb und Sprachverarbeitung sind Schwerpunkte der Forschung von Professorin Nicole Altvater-Mackensen, die im September 2022 den Lehrstuhl für Psycholinguistik übernommen hat – als Nachfolgerin von Seniorprofessorin Rosemarie Tracy.
Die Psycholinguistin interessiert sich vor allem dafür, wie Säuglinge und Kleinkinder Sprache wahrnehmen. Um mehr über die kindliche Wahrnehmung zu erfahren, nutzt sie eine Reihe unterschiedlicher Methoden, darunter die Blickbewegungsmessung (eye tracking) und die Elektroenzephalographie (EEG), bei der die Hirnaktivität gemessen wird. In einer aktuellen Studie hat sie getestet, wie Zwei- bis Vierjährige neue Wörter in Vorlesesituationen lernen und dabei herausgefunden, dass die Kinder sich besser an die neuen Wortformen erinnern konnten, wenn sie die Vorleserin während des Lesens häufiger angeschaut haben. Die Erkenntnisse ihrer Forschung spielen eine wichtige Rolle beispielsweise bei der sprachlichen Frühförderung.
Einer bestimmten Disziplin lässt sie sich nur schwer zuordnen: Gestartet in der Linguistik, widmete sie sich danach der Psychologie, später den Neurowissenschaften und arbeitet nun in der Anglistik. „Ich bin sehr interdisziplinär, was meine Methoden und meine theoretischen Ansätze angeht“, sagt die gebürtige Düsseldorferin. „Meine neue Position in Mannheim bietet mir ein ideales Forum, das auszuleben“.
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2021 sollten mit dem seit Jahren diskutierten „Healthy Families Act“ in den USA landesweit bis zu sieben bezahlte Krankheitstage pro Jahr festgeschrieben werden. Der Gesetzesentwurf beruhte unter anderem auf Forschungsergebnissen des deutschen Ökonomen Nicolas Ziebarth, der zu der Zeit als Professor an der Cornell University beschäftigt war. Im Juli 2022 wechselte Ziebarth an die Universität Mannheim und hat nun die Professur für VWL, Arbeitsmarktpolitik inne. Darüber hinaus ist er Leiter des Forschungsbereiches „Arbeitsmärkte und Sozialversichrungen“ am Leibniz- Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).
„Mannheim war schon immer meine Traum-Destination, weil die Uni und der Standort Mannheim in Wirtschaftswissenschaften exzellent sind – nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa“, erklärt der junge Ökonom. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist ein Thema, das den Arbeitsmarktexperten seit seiner Promotion begleitet. Ziebarth studierte BWL und VWL und wusste schon immer, dass er an der Schnittstelle zwischen Arbeitsmarktökonomie und Gesundheit arbeiten möchte. Passend dazu untersucht er zurzeit in einem neuen Projekt, wie nah die private Krankenversicherung in Deutschland an eine theoretisch optimale Krankenversicherung kommt.
Die Erwerbsminderungsrente steht im Zentrum eines weiteren Unterfangens: Mit unterschiedlichen Daten analysiert Ziebarth beispielsweise, wie viele Menschen in Deutschland sich der privaten Berufsunfähigkeitsversicherung zugewandt haben, nachdem die staatliche in den Nullerjahren weggebrochen war – und wie Politik den privaten Berufsunfähigkeitsmarkt besser regulieren könnte. Der in Frankfurt geborene Wissenschaftler wurde vielfach für seine Forschung ausgezeichnet. Das weltweite Ökonomen- Netzwerk RePEc (Research Papers in Economics) listete ihn 2022 auf Platz 65 aller Ökonomen weltweit, die weniger als 15 Jahre forschen. 2021 listete ihn das Handelsblattranking an 12. Stelle aller deutschsprachigen Ökonomen unter 40.
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Wie lerne ich eine Sprache am besten? Welche Vorteile hat bilingualer Unterricht? Lassen sich bilinguale Unterrichtsprinzipien auf sprachsensiblen Unterricht für mehrsprachige Kinder übertragen? Und wie können sprachsensible Strategien zur kognitiven Aktivierung für alle Lernenden beitragen? Mit der Beantwortung solch grundlegender Fragen beschäftigt sich Professorin Kristin Kersten seit über zwanzig Jahren. Sie arbeitet zurzeit an zwei interdisziplinären Projekten zum Einfluss von sozialen und schulischen Faktoren auf die kognitive und sprachliche Entwicklung von Lernenden, insbesondere beim Erwerb mehrerer Sprachen.
Besonders im Fokus: Die Qualität des sprachlichen Inputs und kognitiver Stimulierung im fremdsprachlichen wie im deutschsprachigen Unterricht. „Aus meiner bisherigen Forschung haben wir Hinweise, dass diese Prinzipien Bildungsbenachteiligung entgegenwirken können. Das sind sehr wichtige Befunde für den Unterricht in unseren immer heterogener werdenden Klassen“, berichtet sie. In ihren Projekten, die in enger Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus der Pädagogischen Psychologie und der Entwicklungspsychologie durchgeführt werden, haben Kersten und ihr Team ein Beobachtungsinstrument entwickelt und erprobt, das kognitiv aktivierenden sprachsensiblen Unterricht operationalisiert. Das Instrument wird sowohl in der Forschung als auch zur Anschauung in der Lehre eingesetzt.
Die Projekte beinhalten unter anderem eine systematische Sammlung und Archivierung von Unterrichtsvideos, die sie in Mannheim weiter ausbauen möchte. „Videos sind sehr gut zur Analyse und Veranschaulichung wissenschaftlicher und fachdidaktischer Fragestellungen geeignet. Sie schaffen einen hervorragenden Zugang für die Studierenden“, so die Sprachwissenschaftlerin weiter. Der frühe Einbezug von Studierenden in Forschungsfragestellungen und wissenschaftliche Projekte ist ihr ein besonderes Anliegen. An der Arbeit in Mannheim ist für sie vor allem das anregende fachübergreifende Forschungsumfeld attraktiv. Dazu gehören der psycholinguistische Bereich, der lange aufgebaute Schwerpunkt der Mehrsprachigkeitsforschung und die Bildungswissenschaften, u.a. mit ihrem Fokus auf Unterrichtsforschung.
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Texte: Yvonne Kaul, Jule Leger/