Das Headerbild zeigt sechs Personen. Auf einem blauen Hintergrund steht der Schriftzug "Wir bilden die Zukunft. We are the future".

Made in Mannheim

Regelmäßig landet die Uni Mannheim als gründungs­starke Hochschule auf den vorderen Plätzen beim Start-up Monitor, dem von der Wirtschafts­prüfungs­gesellschaft PwC herausgegebenen Ranking zur deutschen Start-up-Szene. Was viele nicht wissen: An der Gründung von Unternehmen wie Payback, Amorelie und Foodspring waren immer auch ehemalige Mannheimer Studierende beteiligt. Ebenfalls Mannheimer Gründerin ist Victoria Engelhardt. Sie studierte von 2009 bis 2012 im Barockschloss und machte hier ihren Bachelor of Science in BusinessAdministration. 2017 gründete sie ihr erstes Start-up: keleya – eine App für Schwangere. Angefangen mit der Schwangerschafts-App, bietet keleya inzwischen eine große Reihe an Experten-Kursen für die Schwangerschaft und Zeit nach der Geburt und unterstützt mit der Plattform ammely Eltern bei der Hebammensuche. Im Interview spricht Victoria Engelhardt über ihre Zeit in Mannheim, ihren Weg als Gründerin in der FemTech-Branche und verrät den ein oder anderen guten Tipp für junge Gründerinnen und Gründer.

FORUM: Was haben Sie an der Universität Mannheim studiert und welche Erinnerungen verknüpfen Sie mit dieser Zeit? 

Engelhardt: Ich habe von 2009 bis 2012 BWL (B.Sc.) studiert. Das Auslands­semester in San Diego, regelmäßig coole Vorträge von der Industrie oder auch der Schneckenhof sind mir in bester Erinnerung geblieben. Start-ups haben damals allerdings noch keine Rolle gespielt – das war einfach noch eine andere Zeit. 

FORUM: Hatten Sie schon während des Studiums den Wunsch zu gründen? 

Engelhardt: Während des Studiums habe ich über eine Gründung nicht nachgedacht. Auch war dieses Thema im Lehr­plan nicht vorgesehen und es wurde auch nicht darüber gesprochen. Damals dachten wir Studentinnen und Studenten, dass entweder Beratung oder Private Equity der Holy Grail seien. Ich glaube, das hat sich mittlerweile sehr geändert. 

FORUM: Wie kamen Sie auf die Idee zu den Femtech Apps „keleya“ und „ammely“? Und wie haben sich Ihre Start-ups mittlerweile entwickelt? 

Engelhardt: Eigentlich wollte ich einen PhD machen. Doch dann habe ich gemerkt, dass ich Dinge voranbringen und die Welt verändern möchte – und nicht einsam und alleine eine Doktorarbeit schreiben möchte. Als eine gute Freundin von mir schwanger wurde, sah ich, was es bedeutet, auf einmal vor einem Berg Fragen zu stehen und mit so vielen Problemen konfrontiert zu sein: keine Hebamme zu finden, keinen Platz im Geburtsvorbereitungs­kurs. Zusätzlich kursieren so viele schlechte oder sogar falsche Informationen im Internet– was gerade bei einem solch heiklen Thema und in einer Situation, in der sich Menschen vielleicht auch erstmal noch nicht mit anderen im Umfeld austauschen möchten, doppelt gefährlich ist. Außerdem gab es Sabine Kroh, die damals mit call-a-midwife eine neue und total disruptive Idee entwickelt hat. Und da ich mich schon immer für Frauenthemen und Unterstützung für Frauen interessiert habe, fand ich das super. All diese Gedanken haben dann dazu geführt, dass ich mich intensiv mit dem Bereich Schwangerschaft, Frauengesundheit und Hebammenversorgung beschäftigt habe. Und daraus ist dann keleya und später ammely entstanden. 

FORUM: Was würden Sie jungen Gründerinnen und Gründern als Profitipp mit auf den Weg geben? 

Engelhardt: Gerade bei Pitches und im Kontakt mit Investoren sollte man auf der Hut sein. Hier darf man deutlich und bewusst auf seine Stärken setzen und nicht zu ehrlich seine Schwächen kommunizieren. Gründerinnen und Gründer sollten deswegen ruhig vorab die Pitches und vor allem die unangenehmen Rückfragen üben, um souverän damit umzugehen und sich entsprechende Antworten zurechtzulegen. Und wenn man als Team gründet, ist es hilfreich, wenn man mit komplementären Fähigkeiten an einem Strang zieht und verschiedene Bereiche an Erfahrung abdeckt. Aus meiner Sicht ist, dasselbe Werte-Konstrukt zu haben, das Wichtigste für eine langfristig gute Zusammenarbeit – denn über das Geschäftliche lässt sich konstruktiv diskutieren, wenn die Meinungen auseinander gehen, doch bei den Grundwerten, auf denen man sein Business aufbaut, sollte es keine Diskrepanzen geben. 

Text: Jule Leger/Mai 2023