Im Porträt: Der neue Rektor Thomas Puhl

Gemeinsam die Universität gestalten – für den neuen Rektor Prof. Dr. Thomas Puhl steht auch im neuen Amt das konstruktive Miteinander im Vordergrund. Sein großes Ziel ist es, mit breiter Unterstützung die Universität in Forschung und Lehre international sichtbar noch weiter an die Spitze zu bringen. Daran will er gemessen werden und hat gute Chancen auf Erfolg.

Im Teich plätschert das Wasser, Vögel zwitschern die Abendsonne herbei, es brutzelt auf dem Grill. Es ist Sommer und Familie Puhl hat zu ihrem alljährlichen Gartenfest eingeladen. Auf der Terrasse haben sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versammelt, mit denen Thomas Puhl über das Jahr zusammengearbeitet hat. Es ist seine Art Dankeschön zu sagen. Doch eine Sache wird sich ändern: Puhl wird im Oktober Rektor und sein „Team“ besteht künftig aus allen Beschäftigten der Universität. „Ich freue mich auf das neue Amt, habe aber auch ordentlichen Respekt davor“, sagt er. „Die vergangenen sechs Jahre als Prorektor für Studium und Lehre waren eine gute Vorbereitung. Trotzdem gibt es viele neue Themen, in die ich mich jetzt intensiver einarbeiten muss. Die Universität ist jedoch gut aufgestellt, und ich kann mich auf alle im Haus verlassen.“

Das neue Amt lässt den Terminkalender täglich voller werden. Dabei hätten die nächsten Jahre für den 62-Jährigen auch ganz anders ablaufen können: Zwei Forschungs­freijahre warteten auf ihn, in denen der Jurist gerne ein Buch zur deutschen Verfassungs­geschichte geschrieben hätte. In seinem idyllischen Haus in Heidelberg-Schlierbach hätte er sich ganz auf Forschung und Familie konzentrieren können. „Das muss jetzt noch warten, aber meine Familie ist einverstanden“, sagt Puhl, der mit einer Richterin verheiratet ist. „Die Chance, die Universität weiter zu entwickeln und zu gestalten, kommt nicht wieder. Der große Rückenwind, den ich jetzt schon spüre, hat die Entscheidung leicht gemacht. Die Hände sind überall ausgestreckt, das ist ein gutes Gefühl.“

Die großen Themen bleiben bestehen: Die Uni soll ihr hohes Niveau in der Forschung noch steigern, die Digitalisierung in der Lehre und in der Verwaltung muss weiter vorangetrieben werden und auch in Sachen Internationalisierung dürfe die Universität nicht nachlassen. „Dank meinem Vorgänger stehen wir auf solidem Grund“, sagt Puhl. „Doch die anderen Unis schlafen nicht. Top-Positionen in Rankings gehen schnell verloren, wenn man nichts tut.“ Seine Ziele will Puhl im Team erreichen, Hand in Hand mit den Prorektoren, der Kanzlerin, allen Angehörigen des Hauses und im regen Austausch mit den Studierenden. Offene Gespräche, ein transparentes Miteinander – das ist die oberste Maxime für seine Amtszeit: „Ich bin nicht der Typ, der von oben herab entscheidet und mit dem man immer einer Meinung sein muss – im Gegenteil. Ich werde mir immer alle Seiten anhören und dann Entscheidungen treffen.“

Auch die Einwerbung privater Mittel wird für ihn ein großes Thema sein. „In den vergangenen Jahren haben wir dank privater Spenden fünf neue Lehr­stühle und zwei Studien­gänge finanz­iert, die es rein durch Landes­mittel nicht geben würde“, sagt Puhl. „Außerdem müssen wir in Berufungs­verhandlungen international wettbewerbs­fähig sein – das Geld vom Land reicht dazu nicht aus.“ Damit er sich ab Oktober sofort an die Arbeit machen kann, hat sich Puhl die vergangenen Monate bereits intensiv von allen Abteilungen der Universität beraten lassen. Der Garten würde im nächsten Jahr nicht mehr genügen, um alle einzuladen, die mit ihm arbeiten. Aber dafür gibt es auch 2019 wieder ein Schlossfest, bei dem Rektor Puhl die Erstsemester begrüßen und sich bei „seiner“ Universität bedanken wird.

Text: Nadine Diehl / Oktober 2018