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„Wenn man sich für Kunst und Kultur interessiert, wird man viel mitnehmen“

Das Bronnbacher Stipendium des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft hat zum Ziel, zukünftigen Führungs­kräften kulturelle Kompetenzen zu vermitteln. Ein Jahr lang beschäftigen sich Studierende und Doktoranden aller Fach­richtungen mit den verschiedenen Bereichen in Kunst und Kultur. Der BWL-Doktorand Robin-Christopher Ruhnau gehört zum aktuellen Stipendiaten-Jahrgang und berichtet von seinen Erfahrungen mit dem Programm.

FORUM: Warum haben Sie sich für das Bronnbacher Stipendium beworben?

Ruhnau: Schon immer habe ich mich für Kunst und Kultur interessiert, das war allerdings nicht alles. Besonders wollte ich die Arten von Kunst und Kultur kennenlernen, mit denen ich bisher keine Berührungs­punkte hatte. Außerdem war es mir wichtig, mal wieder etwas komplett Anderes zu machen und zu erleben. Als Doktorand befasse ich mich über einen langen Zeitraum immer wieder mit ähnlichen Fragestellungen. Typischerweise sind die meisten Menschen, denen ich im Alltag begegne, (angehende) Betriebs­wirte, häufig mit dem Schwerpunkt Marketing. Ich merke, dass diese Tatsache unweigerlich meine Denkweise prägt und es kein Selbstläufer ist, andere Perspektiven einzunehmen. Das Bronnbacher Programm ist dagegen ein kompletter Kontrast: Neue Menschen, neue Themen, neue Denkweisen.

FORUM: Welche Erwartungen hatten Sie an das Programm?

Ruhnau: Wie die Wochenenden des Bronnbacher Stipendiums genau ablaufen und was man dort genau macht – das war mir eigentlich bis zum Start nicht so richtig klar. Im Voraus weiß man eigentlich nur, wo das Wochenende stattfinden wird, was das Thema ist (z.B. Musik, Tanz, Malerei) und welcher Künstler die Workshops halten wird. Meine Erwartungen waren also vor allem geprägt von der Stadt (ist es ein vielversprechender Ort, an dem man auch über das Programm hinaus eine gute Zeit haben kann?) und der Thematik (habe ich persönlich einen Bezug zum Thema?).  

FORUM: Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Ruhnau: Nach den ersten Wochenenden war sicher: Jedes einzelne Wochenende ist komplett anders. Während wir beim Filmwochenende selbst kleine Filme drehen konnten und beim Musikwochenende lernten, wie Dirigieren funktioniert, entwarfen wir beim Architekturwochenende eine eigene Vision der Stadtplanung für einen Vorort Kölns. Toll war es, wie sich immer alle Bronnbacher auf die Wochenenden eingelassen haben.

Oft stellten sich Wochenenden, auf die ich mich thematisch weniger freute, als sehr spannend heraus. Das letzte Wochenende unseres Jahrgangs im November zum Thema Literatur hatte ich mir beispielsweise wie den Deutsch­unterricht in der Oberstufe vorgestellt. Die Vorfreude auf das Thema hielt sich bei mir eher in Grenzen. Aber es kam anders: Der Schriftsteller Tilmann Rammstedt ließ uns nicht nur an seiner eigenen Herangehensweise teilhaben, sondern ließ uns auch selbst mit Sprache und Schrift spielen. Das Wochenende war sehr „praxis­orientiert“, sodass wir selbst viel schreiben und ausprobieren konnten – immer mit dem Input des Dozenten im Kopf. So formulierten wir Geschichten aus Sicht von erzählenden Gegenständen, oder mit besonders wenigen Worten. Wie auch zuvor z. B. beim Malereiwochenende war ich begeistert, wie viel Spaß ich plötzlich mit einem Thema hatte, zu dem ich im Voraus wenig Bezug hatte und mich dafür kaum begeistern hätte können. Die Texte und Geschichten, die wir als Gruppe plötzlich zu Papier bringen konnten, waren mitreißend. Gleichzeitig war es hochinteressant, mehr über das Leben als Schriftsteller zu erfahren und zu verstehen, wie der Künstler arbeitet. Für mich war das eine klassische Bronnbacher Erfahrung: eine Perspektive auf die Welt einnehmen, die man sonst für gewöhnlich nicht einnimmt. 

FORUM: Würden Sie das Programm weiterempfehlen?

Ruhnau: Definitiv. Natürlich ist es ein gewisses zeitliches Investment, das man in Kauf nehmen muss – so viele Wochenenden in einem Jahr sind nicht wenig. Wenn man sich aber für Kunst und Kultur interessiert und verstehen will, welche Rolle hierbei Gesellschaft und Wirtschaft spielen, wird man viel davon mitnehmen. Und es soll nicht unerwähnt bleiben, dass es nebenbei natürlich auch einfach eine tolle Zeit ist – an tollen Orten, mit interessanten Menschen.

Weitere Informationen und Anmeldung zum Programm

Interview: Redaktion / Dezember 2019