Deutschland­weit erster Sonderforschungs­bereich mit BWL-Schwerpunkt

Die Deutsche Forschungs­gemeinschaft hat mit dem Projekt „Accounting for Trans­parency“ erstmals einen Sonderforschungs­bereich (SFB) mit einem betriebs­wirtschaft­lichen Schwerpunkt bewilligt. Sie fördert das Vorhaben mit insgesamt zwölf Millionen Euro für zunächst vier Jahre. In dem trans­regionalen Forschungs­verbund von 80 Wissenschaft­lerinnen und Wissenschaft­lern, unter Federführung der Universität Paderborn, stellt die Universität Mannheim die größte Forscher­gruppe.

Der SFB wird unter­suchen, wie Rechnungs­wesen und Besteuerung die Trans­parenz von Unter­nehmen beeinflussen und wie wichtig eine trans­parente Selbstdarstellung von Unter­nehmen für die Gesellschaft ist. Reichen die klassischen Informationen wie Jahresabschlüsse, Quartalsmitteilungen und Ad-Hoc-Berichte noch aus, um Mitarbeiter, Investoren und andere Interessens­gruppen über den wahren Zustand eines Unter­nehmens in Kenntnis zu setzen? Unter welchen Umständen entscheiden sich Unter­nehmen, steuerlich trans­parent zu sein, und welche Folgen hat das für sie? „Mit dem Thema unter­nehmerische Trans­parenz haben wir einen gesellschaft­lichen Nerv getroffen“, erklärt der BWL-Professor Dr. Dirk Simons, der die Beteiligung der Forscherinnen und Forscher an der Universität Mannheim koordiniert. „Nicht erst seit der globalen Finanz­krise wird das Thema in der Öffentlichkeit viel diskutiert. Insbesondere in Deutschland mangelt es an öffentlichem Vertrauen in die Wirtschaft.“

Neben der Bericht­erstattung von Unter­nehmen bildet die Trans­parenz der Steuer­systeme den zweiten Schwerpunkt des neuen SFB. In zumeist standort­übergreifenden Teams geht es bei den anstehenden Forschungs­arbeiten darum, steuerliche Komplexität im weltweiten Vergleich in den Blick zu nehmen. In einem großen Mannheimer Teil­projekt „German Business Panel“ wird in diesem Zusammenhang ein Befragungs­panel aufgebaut, um die Einstellung der Unter­nehmen gegenüber der Finanz­bericht­erstattung, der Steuergesetzgebung und anderen Regulierungen systematisch zu erfassen.

Neben Paderborn und Mannheim sind Forscherinnen und Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität München, der European School of Management and Technology Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Frankfurt School of Finance and Management, der Goethe-Universität Frankfurt und der WHU – Otto Beisheim School of Management an dem BWL-Sonderforschungs­bereich beteiligt.

Text: Yvonne Kaul / Oktober 2019