Die Spuren der Baustelle im Ehrenhof Ost sind fast verschwunden. Staub bedeckt noch die Bodenplatten im Freien, während im benachbarten Stiler Hof Bauausrüstung auf den nächsten Einsatz wartet. Vor dem weiterhin geschlossenen Café EO – die Wiedereröffnung ist für Sommer 2024 geplant – treffen wir Lisa Mikus, die seit anderthalb Jahren im Dezernat für Organisation und Flächenmanagement arbeitet. Ihre Aufgabe? Den Universitätsmitarbeitenden passende Räume zuweisen. Büros, Besprechungszimmer und die 150 Hörsäle und Seminarräume der Universität fallen in ihren Zuständigkeitsbereich. Seit Ende August kümmert sie sich auch wieder um die Räume im Ehrenhof Ost.
Gemeinsam betreten wir das erste Stockwerk. Hohe Wände in strahlendem Weiß empfangen uns, der Duft von frischer Farbe hängt noch in der Luft. „Insgesamt sechs Seminarräume und drei Hörsäle gibt es hier“, teilt uns Mikus mit. Sie werden von der Philosophischen und der Rechtswissenschaftlichen Fakultät sowie von BWL und VWL genutzt. Die Tür zum Hörsaal EO 165 steht offen: Im Inneren des Hörsaals begrüßt uns ein sanftes Licht, das durch die großen Fenster auf das moderne Interieur strömt. An den Wänden befinden sich Lautsprecher und Raummikrofone für hybride Veranstaltungen und die Möglichkeit, Veranstaltungen aufzuzeichnen. Ein riesiges Whiteboard prangt hinter einem großen weißen Tisch voller technischer Bedienelementen für Dozent*innen. Die zwölf Sitzreihen davor sind in einem harmonischen Mix aus Weiß und hellem Beige gehalten und warten auf die Ankunft der Studierenden. Ein Tutorium zum Bürgerlichen Recht steht auf dem Programm.
„Der Ehrenhof Ost hat sich nicht nur optisch weiterentwickelt, sondern auch technisch“, berichtet uns später Matthias Heitz, Leiter des Baudezernats der Universitätsverwaltung, wobei drei Aspekte bei der Sanierung im Vordergrund standen: „Brandschutz, modernes Studieren und Barrierefreiheit“. Die Lehrräume sind in unterschiedlichen Konstellationen mit modernster Technologie ausgestattet, darunter Hochleistungsbeamer, Visualizer und digitale Projektoren. Sogar Mikrofonwürfel für Fragerunden sind vorhanden. In den Hörsälen sowie in drei Seminarräumen (EO 154, 169, 256) ermöglichen Raummikrofone und Autofokus-Kameras Hybridveranstaltungen, bei denen Vorlesungen sowohl in Präsenz als auch online am heimischen Computer besucht werden können. Die Seminarräume wurden dafür zusätzlich um einen großflächigen Bildschirm ergänzt, um eine störungsfreie Kommunikation und Interaktion zwischen den Menschen vor Ort und den zugeschalteten Teilnehmer*innen zuzulassen. Und was ist mit der Barrierefreiheit? „Alle Hörsäle sind mit höhenverstellbaren Tischen ausgestattet, bieten ausreichend Manövrierraum für Rollstuhlfahrer*innen und setzen auf Infrarot-Technologie für Hörgeschädigte“, erklärt uns Heitz. An den Handläufen der Treppenhäuser erleichtert Brailleschrift die Orientierung für sehbehinderte Menschen.
Gemeinsam mit Lisa Mikus sind wir wieder im Treppenhaus und passieren das zweite Obergeschoss, wo neben zwei Seminarräumen die Büros verschiedener BWL-Lehrstühle und des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) ihren Sitz haben. Im Dachgeschoss folgt eine echte Überraschung: Hier öffnet sich ein 95 Quadratmeter großer Open Space mit rund 120 Arbeitsplätzen für Studierende vor uns. Ob Einzeltische oder gemütlich gepolsterte Nischen für Teamarbeit – hier wurde an alles gedacht. Früher war dieser Ort ein Dschungel aus Haustechnik und Lagerflächen. „Heute ist er ein Hotspot für Studierende, um einfach loszubüffeln“, schmunzelt Mikus, als wir uns auf den Rückweg machen und das Gebäude schließlich verlassen. Gegenüber am Ehrenhof West, werden gerade Bauzäune aufgestellt. Hier, im gegenüberliegenden Flügel des Barockschlosses, geht die Sanierung in wenigen Wochen weiter. Wir verabschieden uns von Lisa Mikus und denken: In drei bis vier Jahren kehren wir sicher hierher zurück – dann, um die nächste Generation frisch renovierter Hörsäle zu bestaunen.
Text: Patrick Kullmann/