Das Projekt „Sexueller Missbrauch im Bistum Speyer durch katholische Priester, Diakone, Ordensangehörige und Mitarbeitende des Bistums (ab 1946)“ startete im April 2023 und ist auf vier Jahre angelegt. Beauftragt hat die Studie die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Speyer. Die Finanzierung übernimmt das Bistum.
Untersucht werden die Formen des sexuellen Missbrauchs im Bistum Speyer seit 1946. Analysiert wird zudem, wie in den betroffenen Kirchengemeinden die Repräsentanten kirchlicher Einrichtungen, das Ordinariat und die Gläubigen mit Missbrauchsvorwürfen umgingen.
Vorarbeiten hätten ergeben, dass es in Speyer – wie in anderen deutschen Bistümern – in einer Reihe von kirchlichen Einrichtungen zu sexuellen Missbrauchsfällen gekommen sei. „Unser Ziel ist zu zeigen, wie es möglich war, dass sexualisierter Missbrauch in einem solchen Ausmaß passieren konnte und nicht verhindert wurde“, erklärt die Studienleiterin Prof. Dr. Sylvia Schraut.
Anders als bei ähnlichen Studien in anderen deutschen Bistümern übernimmt mit Schraut eine Historikerin die Leitung des Projekts. „Die meisten Studien zu dem Thema sind juristische Studien“, sagt sie. Diese setzten den Schwerpunkt auf die Aufarbeitung rechtlicher Verfahren und die Fragen der Rechtsverletzung. Es sei besonders wichtig, ergänzend auf zeitbezogene Fragen einzugehen, so die Historikerin. Was hat man beispielsweise in den 50er Jahren über Sexualität gedacht? Wie über die Zeugenfähigkeit von Kindern geurteilt? „In einer solchen Studie sollte auch der Wandel von gesellschaftlichen Vorstellungen bis zur heutigen Zeit einfließen“, stellt Schraut fest.
In den ersten zwei Jahren der Studie soll eine Strukturanalyse des Missbrauchs erstellt werden. Am Ende des vierten Forschungsjahres will die Kommission die Ergebnisse differenzierter Fallanalysen vorlegen.
Weitere Informationen sind in der Pressemitteilung der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistums Speyer zu finden.
Text: Yvonne Kaul/