Clara Schünemann steht inmitten von Ästen eines Baums und lächelt in die Kamera. Links von ihr steht der Schriftzug "Voller Tatendrang - Studentisches Engagement an der Uni Mannheim" und rechts ein Zitat von Schünemann: "Durch das Engagement ist mein Studium unglaublich reicher geworden."

Geringe gesellschaft­liche Akzeptanz für Migrant*innen in politischen oder richterlichen Ämtern

Negative Einstellungen gegenüber Zugewanderten und ihren Nachkommen entstehen in der Mehrheits­gesellschaft häufig, weil diese zu erfolgreich integriert sind – und nicht, weil sie sich nicht integrieren wollen, zeigt eine neue Studie.

Die Nachkommen von Zugewanderten sind in vielen westeuropäischen Ländern, dar­unter auch in Deutschland, in den vergangenen Jahrzehnten beruflich immer erfolgreicher geworden. Das belegen zahlreiche nationale und international vergleichende Studien. Dennoch haben Akzeptanz und Anerkennung auf Seiten der Mehrheits­gesellschaft damit nicht Schritt gehalten.

Was sind die Gründe dafür? Dieser Frage sind der Mannheimer Soziologe Prof. Dr. Frank Kalter und Prof. Dr. Naika Foroutan von der Humboldt-Universität zu Berlin gemeinsam nachgegangen. Das Ergebnis ihrer experimentellen Studie: Eine mögliche Erklärung für die Ablehnung von erfolgreichen Migrant*innen könnte die Angst von Teilen der Mehrheitsbevölkerung sein, dass diese einflussreiche normsetzende Positionen bekleiden. Das gilt beispielsweise für diejenigen Aufsteiger*innen, die in der Lokalpolitik oder in der Rechts­prechung arbeiten.

Zwölf Berufs­gruppen betrachtet

„Wir verzeichnen große Integrations­erfolge. Auf dem Arbeits­markt oder im Bildungs­sektor beispielsweise gelingt die Integration unter dem Strich gut und gemessen an den oft schwierigen Startbedingungen auch vergleichsweise schnell“, erklärt Kalter. „Dennoch wird dies in der Breite nicht so wahrgenommen – im Gegenteil. In der allgemeinen Stimmung wird zunehmend der Mythos geschürt, die Integration sei gescheitert, was völlig an den Fakten vorbeigeht. Diese Diskrepanz hat uns dazu bewogen, die Mechanismen dahinter genauer zu unter­suchen“, so Kalter weiter.

In ihrer Analyse betrachten die Forschenden zwölf verschiedene Berufs­gruppen und sieben Gruppen von Zugewanderten. Dabei unter­scheiden sie zwischen realer und symbolischer Bedrohung. Reale Bedrohung bedeutet, dass in den Augen der Mehrheits­gesellschaft die Versorgung mit materiellen Bedürfnissen wie Nahrung oder Unter­kunft durch den Aufstieg von Minderheiten­gruppen gefährdet wird. Symbolische Bedrohung bezieht sich auf kulturelle Werte und Normen einer Gesellschaft. Das Ergebnis der Unter­suchung: Vor allem türkischstämmige Muslim*innen und syrische Fluchtmigrant*innen stoßen in Deutschland auf größere gesellschaft­liche Ablehnung – unabhängig davon, wie erfolgreich sie sind.

Text: Yvonne Kaul / August 2024