Clara Schünemann steht inmitten von Ästen eines Baums und lächelt in die Kamera. Links von ihr steht der Schriftzug "Voller Tatendrang - Studentisches Engagement an der Uni Mannheim" und rechts ein Zitat von Schünemann: "Durch das Engagement ist mein Studium unglaublich reicher geworden."

GBP-Monitor April: Mehrheit der Steuerexpert*innen spricht sich für Senkung der Unter­nehmens­steuern aus

Das kürzlich beschlossene Wachstums­chancengesetz soll die Wettbewerbs­fähigkeit stärken und Investitions­anreize erhöhen. Doch reichen die steuerlichen Maßnahmen des Gesetzes aus, um diese Ziele zu erreichen? Eine aktuelle Umfrage des German Business Panels (GBP) zeigt, dass dies nicht der Fall ist.

Im März 2024 haben Bundestag und Bundes­rat nach zahlreichen Verhandlungen und Anpassungen das sogenannte Wachstums­chancengesetz verabschiedet. Durch das Gesetz soll die stagnierende Wirtschaft in Deutschland wieder in Schwung gebracht werden. Die aktuelle GBP-Expert*innenbefragung sowie die GBP-Befragung unter Unter­nehmen geben nun Aufschluss darüber, welche Maßnahmen Steuer­wissenschaft­ler*innen und Entscheidungs­träger*innen in der Wirtschaft als notwendig erachten.

Die Befragung der Expert*innen ergibt ein klares Bild: 55,8 Prozent der mehr als 250 Expert*innen an Universitäten und Forschungs­einrichtungen befürworten eine Reduzierung der Unter­nehmens­steuern, während nur 10,8 Prozent eine Erhöhung unter­stützen würden.

Senkungen nicht erwartet

„Die Steuerexperten unter­einander, aber auch die Einschätzungen aus der Wirtschaft zeigen überraschend große Einigkeit in der Forderung nach Steuersenkungen, erwarten aber nicht, dass diese in den nächsten Jahren kommen werden“, erklärt GBP-Projektleiter Prof. Dr. Davud Rostam-Afschar. „Die Diskrepanz zwischen Wunsch und Erwartung könnte ein Grund für die große Un­zufriedenheit mit der Wirtschafts­politik sowohl bei den Forschenden als auch bei den Unter­nehmen sein“, so Rostam-Afschar.

In der Tat ist die Mehrheit der Expert*innen (50,2 Prozent) un­zufrieden mit der deutschen Wirtschafts­politik und gibt zunehmende steuerliche und regulatorische Belastungen sowie mangelnde Investitions­anreize als Ursachen an. Auch hohe bürokratische Anforderungen sowie Unsicherheit über regulatorische Vorgaben sind Gründe, warum Unter­nehmen weniger investieren.

„Fehlende Impulse können dazu führen, dass die Attraktivität und die Wettbewerbs­fähigkeit des Wirtschafts­standorts Deutschland langfristig sinkt“, resümiert Rostam-Afschar. Die Un­zufriedenheit mit der Wirtschafts­politik spiegelt sich auch in der GBP-Firmenumfrage. Hier sind es sogar 68,9 Prozent der deutschen Unter­nehmen, die der Wirtschafts­politik ein negatives Zeugnis ausstellen. Der Anteil an sehr un­zufriedenen Unter­nehmen liegt bei 42,9 Prozent und ist damit fast viermal so hoch wie bei den Expert*innen.

Text: Yvonne Kaul / August 2024