Luis van Ledden und Andreas Edte sitzen auf einer Bank auf dem Mannheimer Ehrenhof. Links daneben steht ein Zitat von Edte: "In der Initiative habe ich die Möglichkeit, meine eigenen Gedanken und Ideen zu verwirklichen."

Wenn Studierende die Initiative ergreifen

Ob Bildung, Nachhaltigkeit oder Kunst und Kultur: Die 45 studentischen Initiativen an der Universität Mannheim beschäftigen sich mit vielfältigen Themen – und das schon jahrzehntelang. Bereits seit 1951 ist AIESEC in Mannheim aktiv, der Google Developer Student Club hingegen hat sich erst Ende 2023 gegründet. Im FORUM erzählen die Studenten Luis van Ledden und Andreas Edte von ihrem Engagement in der ältesten und der jüngsten Initiative an der Universität Mannheim.

Sie ist die weltweit größte Studierenden­organisation und laut Dokumentation des Universitäts­archivs auch die älteste Initiative an der Uni Mannheim: AIESEC. Seit Gründung des Mannheimer Lokalkomitees im Jahr 1951 setzen sich dessen Mitglieder dafür ein, Auslands­aufenthalte in der ganzen Welt an junge Menschen zu vermitteln und den internationalen Austausch zu fördern.

„In unserem ,Global Talent‘-Programm vermitteln wir Praktikumsplätze in ausländischen Firmen. Das ,Global Volunteer‘-Programm gibt die Möglichkeit, in sozialen Projekten die Gemeinschaft in einem anderen Land zu unter­stützen und zu dessen nachhaltiger Entwicklung beizutragen“, so erklärt Luis van Ledden, BWL-Student und seit Februar 2024 Local Committee President von AIESEC Mannheim, das Angebot der Initiative.  

Aktuell hat AIESEC Mannheim weltweit elf Partnerstädte, in die sie Interessierte schicken – beispielsweise Amsterdam oder Neu-Delhi. „Wir können die Teilnehmenden aber auch an andere AIESEC-Standorte vermitteln, wenn wir zuvor eine Partnerschaft mit der Stadt aufbauen“, ergänzt van Ledden.

Für ein Praktikum oder ein Freiwilligen­projekt bewerben können sich nicht nur Studierende, sondern alle Interessierten zwischen 18 und 30 Jahren. AIESEC unter­stütze sie laut van Ledden sowohl bei der Suche nach einem passenden Platz als auch bei der Organisation oder bei Problemen vor Ort.

In der Initiative selbst sind derzeit 16 Mitglieder aktiv. Durch die Corona-Pandemie sei die Arbeit von AIESEC sehr eingeschränkt worden. „Daher ist unser Ziel aktuell, die Initiative wieder bekannter zu machen und neue Mitglieder zu gewinnen“, berichtet der Student. Langfristig planen sie zudem, die Zahl der Partnerstädte zu erhöhen und auch Angebote in Mannheim für Interessierte aus dem Ausland zu schaffen.

Akkreditierung seit 2009

Einige studentische Vereinigungen wie AIESEC sind bereits seit Jahrzehnten an der Universität Mannheim aktiv – die Option, sich als Studierenden­initiative offiziell akkreditieren zu lassen, besteht aber erst seit 2009. Voraussetzungen hierfür sind beispielsweise eine durch das Finanz­amt anerkannte Gemeinnützigkeit, eine positive Bewertung durch das Rektorat und mindestens sieben immatrikulierte studentische Mitglieder.

Ist eine Initiative akkreditiert, erhält sie Unter­stützung von der Universität. Dazu gehört unter anderem die kostenfreie Nutzung von Räumen am Parkring 39 sowie die Möglichkeit, universitäre Räume für Abend­veranstaltungen anzumieten oder nach vorheriger Genehmigung Werbung für die Initiative auf dem Campus zu machen. Außerdem erhalten Mitglieder eine Ehrenamtsbestätigung, sofern sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen.

Veranstaltungen rund um IT

Im Gegensatz zu AIESEC steht der Google Developer Student Club (GDSC) noch am Anfang seiner Initiativen-Laufbahn: Im November 2023 haben sich die Gründungs­mitglieder der frisch akkreditierten Initiative erstmals getroffen – dar­unter Andreas Edte, Master­student in Wirtschafts­informatik und Vorstandsvorsitzender des GDSC. „Im asiatischen und amerikanischen Raum ist der GDSC sehr verbreitet. In Europa sieht das anders aus, daher haben wir die Chance ergriffen und einen Club in Mannheim gegründet“, erzählt er.

Die Initiative bietet Veranstaltungen und Workshops rund um die Themen Technologie, Innovation und Karriere in diesem Bereich an. „Dabei ist es uns besonders wichtig, dass die Teilnehmenden keine besonderen Vor­kenntnisse mitbringen oder etwas in diesem Feld studieren müssen“, so Edte. „Wer einfach mal in die Welt der IT reinschnuppern oder sich weiterbilden möchte, ist herzlich willkommen.“

Im vergangenen Semester hat der GDSC bereits 17 Events auf die Beine gestellt, dar­unter einen Workshop, in dem die Teilnehmenden eine eigene Website erstellt haben, und Vorträge von Expert*innen der Unter­nehmen Google, BASF und SAP. „Für das kommende Semester planen wir einen Hackathon und einen Ausflug zum Google-Hauptquartier in München“, erzählt der Mitbegründer.

Obwohl er erst seit ein paar Monaten existiert, sind die Mitgliederzahlen des Clubs „förmlich explodiert“, freut sich Edte. Im Juni 2024 hätten sie bereits 173 Mitglieder, die meisten davon Studierende der Universität. Im Kern­team, das sich um die Organisation der Veranstaltungen kümmert, sind rund 25 Studierende aktiv. „Ich glaube, wir haben eine richtige Markt­lücke gefunden“, so Edte.

Sprach­training und neue Kontakte

Die Begeisterung an der Arbeit in ihren Initiativen merkt man van Ledden und Edte deutlich an. „In meiner Führungs­position kann ich mich persönlich weiterentwickeln und meine Teamleading-Fähigkeiten ausbauen“, erzählt der AIESEC-Präsident. „Außerdem ist es ein gutes Sprach­training, weil wir fast ausschließlich auf Englisch arbeiten. Und nicht zu vergessen: Wir nehmen an nationalen und internationalen Konferenzen teil, bei denen wir wertvolle Kontakte knüpfen und tolle Menschen kennenlernen.“

Für Edte, der als Sprecher eines Mannheimer Studierenden­wohnheims bereits erste Erfahrungen im Ehrenamt gesammelt hat, ist der Aufbau einer neuen Initiative eine spannende Herausforderung: „Dort habe ich die Möglichkeit, meine eigenen Gedanken und Ideen zu verwirklichen. Das ist eine neue und sehr interessante Lernerfahrung.“

Text: Jessica Scholich / August 2024

Die Interviews für die Artikel dieser Rubrik haben im Mai und Juni 2024 stattgefunden. Daher ist es möglich, dass Ämter in der Zeit zwischen Redaktions­schluss und Druck des Magazins neu besetzt worden sind oder Angaben nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen.