GBP-Sonderbericht: Landwirt*innen waren schon vor Bekanntgabe geplanter Subventions­kürzungen in hohem Maße un­zufrieden

Pressemitteilung vom 17. Januar 2024
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Die sofortige Rücknahme der milliardenschweren Kürzungen von Agrarsubventionen – das fordert der Bauernverband seit Bekanntwerden der Sparmaßnahmen des Bundes als Reaktion auf das Haushalts­urteil des Bundes­verfassungs­gerichts im Dezember 2023. Wie Daten des an der Universität Mannheim angesiedelten German Business Panels (GBP) zeigen, ist die geplante Kürzung der Agrardieselsubvention eher der Auslöser als die Ursache der anhaltenden Bauernproteste.

Hohe Un­zufriedenheit der Landwirte mit der Wirtschafts­politik
Seit August 2023 zeigen die Daten des German Business Panels, dass Unternehmer*innen im Landwirtschafts­sektor mit der Wirtschafts­politik un­zufrieden sind. Lediglich 15 Prozent der befragten Landwirtschafts­unternehmen vergeben mehr als fünf von zehn möglichen Punkten als Antwort auf die Frage, wie zufrieden sie mit der Wirtschafts­politik in Deutschland sind. Im Durchschnitt beantworten die Landwirt*innen die Frage mit zwei von zehn Punkten und bringen damit ihren Unmut bereits deutlich vor den Kürzungs­plänen zum Ausdruck.

Zwar zeigen sich auch andere Branchen kritisch hinsichtlich der Navigation der Ampelregierung durch die Zeit der Polykrisen. Dabei gibt es jedoch keine andere Industrie, welche eine so hohe Ablehnung zum Ausdruck bringt. Selbst Branchen wie Einzelhandel und Logistik, welche durch Streiks im Dezember ihren Unmut demonstriert haben, vergeben höhere Ratings als die Landwirt*innen. Auch der Mittelwert von drei von zehn Punkten für Unternehmen außerhalb des Landwirtschafts­sektors auf der Zufriedenheitsskala lässt ein etwas höheres Vertrauen in die Wirtschafts­politik erkennen.

Es geht nicht nur um Agrardiesel, sondern um negative Zukunftsaussichten
Die GBP-Umfrage gibt auch Einblicke in die Gründe für die Un­zufriedenheit der Landwirt*innen mit der Wirtschafts­politik. Die Unternehmen kritisierten schon vor den Mitte Dezember angekündigten Subventions­kürzungen fehlende Planungs­sicherheit, schlechte Infrastruktur, überbordende Bürokratie und steigenden Preisdruck.

Steigende Herausforderungen durch den Klimawandel, hoher Kostendruck durch Abhängigkeit von wenigen Lebens­mittelkonzernen und zuletzt die geplanten Kürzungen der Agrardiesel-Subventionen sind einige Punkte, die von den Landwirt*innen als Gründe für die politische Un­zufriedenheit genannt werden. Diese könnten einige der Ursachen für die pessimistischen Zukunftsaussichten von Landwirt*innen sein. „Während Unternehmen anderer Branchen sich vorsichtig optimistisch zeigen und mit einem Anstieg von Umsatz, Gewinn und Investitionen rechnen, gehen Landwirtschafts­unternehmen nach einer kurzen Herbsterholung seit Mitte Dezember von einem Rückgang der Wirtschafts­indikatoren aus“, sagt Prof. Dr. Dirk Simons, Inhaber des Lehr­stuhls für Allgemeine BWL und Rechnungs­wesen und Co-Leiter der Umfrage. Insbesondere der erwartete Rückgang des Investitions­volumens könnte in Zukunft einen negativen Effekt auf anderen Industrien haben.

Hintergrund­informationen zum German Business Panel
Das German Business Panel ist ein langfristiges Befragungs­panel des DFG-geförderten überregionalen Projektes „Accounting for Transparency“ (www.accounting-fortransparency.de). Der Sonderforschungs­bereich (SFB) „TRR 266 Accounting for Transparency“ startete im Juli 2019. Im Mai 2023 beschloss die Deutsche Forschungs­gemeinschaft (DFG), den SFB um zunächst weitere vier Jahre zu verlängern. Er ist der erste SFB mit betriebs­wirtschaft­lichem Schwerpunkt. Am SFB sind über 100 Wissenschaft­ler*innen  von neun Universitäten beteiligt: Universität Paderborn (Sprecherhochschule), Humboldt-Universität zu Berlin und Universität Mannheim, zudem Forschende von der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie der Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Frankfurt School of Finance & Management, der WHU – Otto Beisheim School of Management und der Universität zu Köln. Die Forschenden untersuchen, wie Rechnungs­wesen und Besteuerung die Transparenz von Unternehmen beeinflussen und wie sich Regulierungen und Unternehmens­transparenz auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirken. Das Fördervolumen des SFBs beträgt rund 18 Millionen Euro.

Kontakt:
Prof. Dr. Dirk Simons
Lehr­stuhl für ABWL und Rechnungs­wesen
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181-1630
E-Mail: dirk.simonsmail-uni-mannheim.de

Yvonne Kaul
Forschungs­kommunikation
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181-1266
E-Mail: kaulmail-uni-mannheim.de