„Inspiriert werden und selbst inspirieren!“
Ignatio Calvin Hidayat ist in Indonesien geboren und aufgewachsen. Nach einem Bachelor in Bioinformatik an der Freien Universität Berlin entschied er sich, seinen Master in Data Science an der Universität Mannheim zu machen. Im Moment verbringt der 28-Jährige ein Auslandssemester in Seoul. In seiner UniMA story erzählt Ignatio, warum er sich für die Universität Mannheim entschieden hat und welche Tipps er für andere internationale Studierende hat.
Warum hast du dich entschieden, in Deutschland zu studieren?
Der erste Punkt ist, dass Deutschland ein Land ist, in dem man im Vergleich zu anderen Ländern günstig leben kann. Selbst im Vergleich zu Indonesien, was ein Entwicklungsland ist. Der zweite Grund ist, dass meine Schwester auch in Europa studiert hat. Sie hat mir Europa als wunderschönen Ort mit netten Menschen und einer tollen Gemeinschaft geschildert. Und so kam es dazu, dass ich mich entschieden habe, in Deutschland zu studieren.
Nach deinem Bachelor hast du dich für ein Masterstudium Mannheim entschieden. Wie kam es dazu?
Ich habe meinen Bachelor in Bioinformatik gemacht und danach fast ein Jahr gearbeitet. Dann habe ich gemerkt: Das ist nicht das, was ich in Zukunft machen möchte. Deshalb habe ich mich entschieden, noch ein Masterstudium zu machen – in einem Bereich, der mir wirklich gefällt. Und das war dann Data Science und KI. Warum Mannheim? Da gibt es mehrere Gründe. Erstens: Mannheim ist bekannt als eine der besten Wirtschaftsuniversitäten. Ich hatte keinen wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund, wollte mich aber herausfordern. Mannheim war ein Sprung ins kalte Wasser. Aber genau das hat mir geholfen, mich schnell weiterzuentwickeln. Der zweite Grund: Aufgrund dieses starken wirtschaftlichen Fokus an der Uni Mannheim gibt es hier viele Leute aus dem Bereich Entrepreneurship und Business. Du kannst dich mit ihnen vernetzen, Teil ihrer Projekte werden, neue Führungspersönlichkeiten kennenlernen und mit ihnen zusammenarbeiten – das ist eine tolle Erfahrung. Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Partneruniversitäten der Uni Mannheim. Ich bin aktuell in Seoul in Korea – an einer der besten Universitäten hier. Es ist wirklich nicht leicht, dort aufgenommen zu werden. Viele Koreaner müssen drei Jahre lang immer wieder dieselben Prüfungen schreiben, um überhaupt eine Chance zu haben. Mannheim hat eine Partnerschaft mit dieser Universität, und als ich das herausgefunden habe, dachte ich: Das ist meine Chance! Ich bin sehr dankbar, dass ich hier sein darf. Insgesamt war Mannheim für mich eine wunderbare Erfahrung.
Wie hast du den Wechsel von Berlin nach Mannheim erlebt? Berlin ist ja eine richtig große Stadt, und Mannheim ist, im Vergleich dazu, eher klein.
Mein ganzes Leben lang habe ich in großen Städten gelebt, auch vor meiner Zeit in Berlin. Ich komme aus Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens. So richtig habe ich mich immer noch nicht daran gewöhnt, dass Mannheim so viel kleiner ist. Aber ich sehe das Positive darin: Meine Freunde wohnen zum Beispiel nur zehn Minuten zu Fuß entfernt. Die Uni ist ebenfalls fußläufig erreichbar.
Jetzt bist du gerade in deinem Austauschsemester in Südkorea. Warum hast du dich genau für dieses Land und diese Universität entschieden?
Aus mehreren Gründen. Ich war jetzt etwa sieben oder acht Jahre in Europa und wollte mal wieder etwas anderes erleben – zurück zu meinen Wurzeln, zurück zur asiatischen Kultur. Nach so vielen Jahren in Europa wollte ich sehen, wie es jetzt in Asien ist. Ein weiterer Grund: Ich habe mir die Liste der Partneruniversitäten mit Blick auf deren Expertise in KI angeschaut. Die in diesem Bereich am besten entwickelten Länder sind China und Korea. Korea liegt näher an meiner Heimatstadt. Also habe ich das Gefühl, dass ich hier das Beste aus beiden Welten bekomme – ich studiere in einem der besten Länder in Bezug auf KI, und gleichzeitig bin ich nah an meinem Zuhause. Man kann schnell rüber fliegen. Es ist auch schön, dass ich meine Familie zwischendurch mal besuchen kann, während ich hier studiere – und dann noch an der besten Uni Koreas! Das ist ein weiterer Grund, warum ich hier bin.
Gibt es Tipps, die du anderen internationalen Studierenden mitgeben möchtest, die zum Bachelor- oder Masterstudium nach Deutschland kommen?
Ich denke – also nicht nur für internationale Studierende, sondern generell: Es geht nicht nur ums Lernen. Natürlich ist das Studium wichtig. Aber man sollte sich auch bewusst machen, wo man studiert und welche Möglichkeiten einem dort offenstehen. In Mannheim bin ich zum Beispiel Mitorganisator eines Clubs – dem Google Developers Club. Ich habe mich dafür entschieden, weil die Bildung in Indonesien unter anderem nicht standardisiert ist wie in Deutschland. Eines meiner größten Ziele ist es, Bildung zugänglicher zu machen. Als ich dem Club beigetreten bin – das war im letzten Jahr – war er noch ganz neu. Ich war unter anderem dafür verantwortlich, die Projekte zu koordinieren und sicherzustellen, dass unsere Seminare die Studierenden der Universität Mannheim auch wirklich erreichen. Bis jetzt haben wir über 400 Studierende erreicht. Wir haben ihnen Dinge über Programmierung, Künstliche Intelligenz und ähnliches beigebracht. Es war eine tolle Erfahrung. Ich denke, man sollte die Angebote vor Ort wirklich nutzen – es bringt einem sehr viel. Man hat das Gefühl, etwas Sinnvolles beizutragen. Unterschätzt nicht die Möglichkeiten, die euch die Universität Mannheim bietet! Vielleicht denkt ihr als internationale Studierende: „Ein Auslandssemester ist für mich nicht relevant – ich studiere ja bereits im Ausland.“ Aber ich bin selbst internationaler Studierender und mache dennoch ein Auslandssemester – und das war eine der besten Entscheidungen überhaupt. Die Uni unterstützt einen wirklich. Ich hatte keine Probleme mit dem Visum, ich kann sechs Monate bleiben. Und ich denke, wenn man später einmal arbeitet, bekommt man nie wieder die Gelegenheit, sechs Monate im Ausland zu leben – mit finanzieller Unterstützung. Ich habe zum Beispiel ein Stipendium und dafür bin ich sehr dankbar. Bevor ich nach Mannheim kam, war ich eigentlich kein besonders ambitionierter Mensch. Aber wenn du plötzlich in einem Umfeld bist, in dem du ein Fremder bist und alle um dich herum ehrgeizig sind, dann wirst du selbst dazu gebracht, ehrgeizig zu werden. Ich wurde von diesen Menschen inspiriert – und jetzt ist es an mir, andere zu inspirieren. Das ist ein Motto, das wirklich gut zu mir passt: Inspiriert werden und selbst inspirieren. Das fasst meine gesamte Reise in Mannheim zusammen.
Hast du schon Pläne für die Zeit nach deinem Masterstudium?
Ich habe das Gefühl, dass ich Deutschland etwas zurückgeben möchte. Nicht, weil Deutschland das von mir verlangt – sondern weil ich es selbst so empfinde. Deutschland hat mir so viele Chancen gegeben, und ich möchte meine Kenntnisse und Fähigkeiten gern einbringen und etwas beitragen. Das ist aktuell mein Plan: hier einen Job zu finden und etwas für Deutschland zu tun.
Interview: Emma-Lena Sester / April 2025