Portrait von Radina Slavova. Sie trägt eine dunkelgrüne Bluse.

“Ich bin sehr froh darüber, hier zu studieren!“

Radina Slavova kommt aus Bulgarien und schreibt gerade ihre Bachelor­arbeit im Fach Psychologie. Neben ihrem Studium engagiert sie sich bei einer Studierenden­initiative, musiziert und absolvierte Praktika in Deutschland und Bulgarien. In ihrer myUniMAstory berichtet die 22-Jährige von ihren Erfahrungen und verrät, warum es sie nach dem Studium in ihre Heimat zurückzieht.

Wieso hast du dich für ein Studium an der Universität Mannheim entschieden?

Ich habe mich für ein Studium in Deutschland entschieden, weil ich in Bulgarien in der Schule Deutsch bis zum Sprach­niveau C1 gelernt habe und diese nützlichen Sprach­kenntnisse nicht verlieren wollte. Gleich­zeitig wusste ich auch von der großen bulgarischen Gemeinde hier in Mannheim, das hat meine Entscheidung sehr beeinflusst. Ich bin sehr froh darüber, hier zu studieren! Das Mannheimer Psychologiestudium ist in internationalen Rankings sehr gut bewertet und ich bin begeistert von den modernen Unter­richtsmaterialien. Ich habe mich aber ehrlicherweise auch ein kleines bisschen für Mannheim entschieden, weil ich gerne in einem Schloss studieren wollte (lacht). 

Und wolltest du schon immer Psychologie studieren?

Meine Begeisterung für das Thema wurde früh in der Schulzeit durch das Unter­richtsfach „Psychologie und Logik“ geweckt. Es hat mich sehr interessiert, mehr über menschliche Gedanken und Emotionen zu lernen. Ich finde es auch spannend zu verstehen, wie unsere Erziehung unser ganzes Leben prägen kann und wie unter­schiedlich Menschen mit den Herausforderungen des Lebens umgehen. Ich möchte meine Empathie und meine Weltoffenheit dazu nutzen, meine Mitmenschen als Therapeutin bei der Bewältigung genau dieser Herausforderungen zu unter­stützen. 

Vermisst du etwas aus deiner Heimat?

Das Tolle an Mannheim ist, dass es hier eine wirklich große bulgarische Gemeinde gibt, sodass ich kaum etwas vermisse. Es gibt beispielsweise einen bulgarischen Lebens­mittelladen und auch eine bulgarische Kirche, sodass es leicht ist, mit anderen Bulgar*innen in Kontakt zu kommen. Das Einzige, das ich nicht mit nach Mannheim nehmen konnte, sind meine Freunde und Familie. Sie fehlen mir manchmal, aber ich besuche sie sehr oft in den Semesterferien.

Apropos Bulgarien: Du bist Vorsitzende der bulgarischen Studierenden­niniative Bai Ganyo. Wie kam es dazu? 

Genau, ich bin seit zwei Jahren Vorsitzende der Initiative, aber schon seit meinem Studien­beginn Mitglied. Ich habe erst kleinere Aufgaben übernommen, aber das Engagement hat mir so gut gefallen, dass ich erst stellvertretende Vorsitzende und dann schließlich Vorsitzende geworden bin. Es macht mir große Freude, unter­schiedliche Veranstaltungen zu organisieren und Menschen dabei zusammenzubringen. Egal ob Partys, nationale Feierlichkeiten oder Karriere-Events: Wir arbeiten gemeinsam an unseren Projektideen und ich schätze den kreativen Austausch dabei sehr. Vor kurzem haben wir den 20. Geburtstag unserer Initiative begangen. Dafür sind sogar einige Gründungs­mitglieder aus dem Ausland angereist, das hat mich sehr stolz gemacht.

Du hast neben deinem Studium schon viel Arbeits­erfahrung gesammelt. In welchen Bereichen warst du tätig?

Zu Beginn meines Studiums habe ich als Tanzlehr­erin am Institut für Sport gearbeitet. Damit habe ich aufgehört, weil ich dann einen Job als studentische Hilfskraft am Lehr­stuhl für Pädagogische Psychologie angetreten habe. Es ist sehr spannend für mich, bei den dortigen Forschungs­projekten mitzuwirken und die Inhalte meines Studiums praktisch anwenden zu können. In den Semesterferien habe ich dann einige Praktika absolviert, um auch in andere Betätigungs­felder hineinzuschnuppern. In der HR-Abteilung bei Lidl in Bulgarien habe ich zwei Monate lang bei der Erstellung und Durchführung von Einstellungs­test und Bewerbungs­gesprächen mitgearbeitet. Mein letztes Praktikum habe ich in einer psychiatrischen Klinik für suchtkranke Menschen absolviert. Die Erfahrungen dort haben mich sehr berührt, weil ich in Gruppen­therapien oft in Gespräche mit Menschen in meinem Alter gekommen bin. Ich habe dabei gemerkt, wie schwierig das Leben nach heftigen Schicksalsschlägen sein kann und dass ich Menschen nach meiner Ausbildung helfen möchte, ihre Probleme zu bewältigen. 

Was machst du in deiner Freizeit?

Ich liebe es, mich kreativ zu betätigen, das ist für mich der perfekte Ausgleich zum Unileben. Ich fotografiere gerne, singe, schreibe Gedichte und spiele Ukulele. Seit einiger Zeit poste ich diese Inhalte auf meinem kleinen Instagram-Account; einige meiner bulgarischen Coverversionen wurden sogar von den ursprünglichen Sänger*innen geliked oder reposted! Das hat mich sehr glücklich gemacht, weil es mich anfangs viel Über­windung gekostet hat, die Lieder und Gedichte online zu stellen. 

Weißt du schon, wie es für dich nach dem Bachelor­studium weitergeht?

Ich möchte mich gerne zur Psychotherapeutin ausbilden lassen und den entsprechenden Master in Mannheim oder Heidelberg studieren. Weil die Stigmata rund um psychische Erkrankungen dort so viel ausgeprägter sind als hier, möchte ich dann gerne in Bulgarien als Therapeutin arbeiten. Mein Ziel ist es, all mein mir hier angeeignetes Wissen mitzunehmen, um zur Weiter­entwicklung des psychiatrischen Sektors dort beizutragen. Ich weiß, dass das eine herausfordernde Zeit sein wird, aber das ist kein Problem, denn ich liebe Herausforderungen! 

Interview: Tina Ratajczyk / Mai 2025