Porträt von Emiliana. Sie steht in einem Gang der Universität, trägt eine weiße Bluse und ein schwarzes Jacket und schaut freundlich in die Kamera.

„Das Universitäts­leben hier ist wunderschön“

Emiliana Michalena ist in Venezuelas Hauptstadt Caracas geboren und aufgewachsen. Inmitten der Corona-Pandemie packte sie 2021 ihre Koffer, um in das über achttausend Kilometer entfernte Deutschland zu ziehen. Aktuell befindet sie sich im fünften Semester ihres Bachelor­studiums der Politik­wissenschaft. In ihrer myUniMA story verrät Emiliana, warum sie sich für die weite Reise entschieden hat, und spricht neben ihren Zukunftsplänen auch über unvergessliche Momente während des Studiums.

Warum hast du dich dazu entschieden, nach Deutschland zu kommen? 

Ein Teil meiner Familie lebt schon seit Jahren hier. Meine Schwester und ihr Mann haben in Venezuela studiert und danach Arbeit in Deutschland gefunden. Meine Mutter ist eher per Zufall nach Deutschland gekommen: Sie war beruflich in Kolumbien und als sie gerade zurück nach Venezuela fliegen wollte, wurden wegen einer erneuten Corona-Welle fast alle Flüge gestrichen. Sie hat dann einen der letzten möglichen Flüge genommen, der glücklicherweise nach Deutschland ging, um für kurze Zeit bei meiner Schwester zu bleiben. Mittlerweile ist sie seit sechs Jahren hier (lacht). Deswegen und auch wegen der politisch und wirtschaft­lich instabilen Lage Venezuelas habe ich mich 2021 entschieden, mein Studium in Venezuela abzubrechen und nachzukommen.

Konntest du dein Studium hier fortführen?
Nein, da mein venezolanischer Schul­abschluss in Deutschland nicht vollständig anerkannt wird, hat mir ein Sachbearbeiter im Jobcenter sogar davon abgeraten, es mit einem Studium zu versuchen. Ich habe aber an mich geglaubt und ein Jahr lang ein Studien­kolleg besucht, dessen Abschluss­prüfung mir den Zugang zu deutschen Universitäten ermöglicht.

Warum hast du dich für Politik­wissenschaften an der Universität Mannheim beworben?
Ich interessiere mich für politische Fragestellungen: Wie entstehen Demokratien, wie Diktaturen? Wie kann man politische Systeme stabilisieren? Für die Universität Mannheim habe ich mich entschieden, weil sie im internationalen Vergleich sehr gut abschneidet. Und ich bereue nichts, das Universitäts­leben hier ist wunderschön! Mir gefällt auch die zentrale Lage sehr gut, weil man schnell viele Orte im In- und Ausland erreicht. Ich bin viel international gereist, liebe aber auch Tagesausflüge! So habe ich schon insgesamt 32 deutsche Städte besucht.

Welche Herausforderungen gab es während deines Studiums?
Die größte Herausforderung für mich war anfangs die Sprache. Nach meiner ersten Vorlesung habe ich sehr gezweifelt, weil ich nicht alles verstanden habe. Mittlerweile komme ich aber sehr gut zurecht. Wenn man erst einmal verstanden hat, wie Klausuren aufgebaut sind, ist es gar nicht mehr so schwer. Und ich habe auch gelernt: Es ist viel wichtiger, den Inhalt zu verstehen als immer alles perfekt auszudrücken. Es ist in Ordnung, ab und zu sprach­liche Fehler zu machen. 

Gibt es einen schönen Moment aus deinem Studium, an den du dich gerne erinnerst?
Ich habe sogar zwei. Als ich das erste Mal vor dem Mannheimer Schloss stand, war das total verrückt für mich. Ich konnte kaum glauben, dass ich es nach der langen Vorbereitungs­zeit endlich geschafft habe, hier zu studieren! Gefreut habe ich mich auch sehr über meine Noten nach den ersten Prüfungen. Ich war total zufrieden und habe da gemerkt, dass ich mir nicht so viele Sorgen machen muss; dass ich es gut schaffen kann.

Weißt du schon, wie es nach dem Bachelor­studium für dich weitergeht? 
Ich möchte gerne nochmal ins Ausland gehen und einen Master in Public Policy machen, entweder an der Scienes Po in Paris oder der University of Oxford. Nach dem Master wird es mich wahrscheinlich zurück nach Deutschland ziehen, aber eher in Großstädte wie Berlin oder München. Dort möchte ich dann gerne im Consulting für den politischen Bereich arbeiten, das interessiert mich sehr.

Interview: Tina Ratajczyk / November 2025