Exkremente und Protest. Konferenz zum Metabolischen in der Literatur

Mit Magen, Darm und allerlei körperinneren Vorgängen beschäftigt sich die Konferenz „Ars metabolica. Stoffwechsel und Digestion als literarisch-kulturelle Prozesse“, die von Donnerstag, 23. Juni 2022, bis Samstag, 25. Juni 2022, in Leipzig stattfindet. Katja Holweck hält einen Vortrag zu exkrementellen Protestmitteln im Werk Christian Dietrich Grabbes.

Ohne Frage, Stoffwechselprozesse sind zur Lebens­erhaltung zwingend nötig und auch in der Literatur spielen sie eine wichtige Rolle. Das ästhetische, rhetorische und poetologische Potenzial solcher Prozesse und Phänomene hat die Literatur längst entdeckt, das zeigen einschlägige Texte wie beispielsweise E.T.A. Hoffmanns Kater Murr, James Joyces Finnegan’s Wake oder Günter Eichs Gedicht Latrine. Eine Stoffwechselmetaphorik findet sich ebenso in der Rezeption von Literatur: Lesematerial erscheint etwa als Schinken oder Schwarte, Rezipierende als Bücherwürmer.

Ziel der Tagung ist, eine breite Perspektive auf Stoffwechsel- und Digestions­phänomene zu gewinnen. Internationale Wissenschaft­lerinnen und Wissenschaft­ler setzen sich in ihren Vorträgen im Rahmen zahlreicher Fall­studien mit diversen Ausformungen einer literarischen ars metabolica auseinander.

Im Rahmen ihres Vortrags „Unruhe und Unflat. Exkrementelle Protestmittel bei C. D. Grabbe“ möchte Katja Holweck am Beispiel des Vormärzdramatikers aufzeigen, inwiefern sich am Anbruch der Moderne eine literarische Kritik des Status quo mit einer Thematisierung des Abjekten verbindet. Ausgegangen wird hierbei von der These, dass die Körperprozesse in Szene setzende Komik seines Lustspiel Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung sich gegen die ideellen und ästhetischen Wertsetzungen ihrer Entstehungs­zeit richten.

Wie gezeigt werden soll, lotet Grabbes Text das ästhetische und poetologische Potential des Metabolischen aus, um die in literarischen Digestions- und Stoffwechselprozessen freigesetzte Energie für die eigene subversive Agenda zu nutzen – den von ihm abgelehnten Literatur­betrieb seiner Zeit den Spott des Publikums preiszugeben und sein eigenes Literatur­verständnis an dessen Stelle zu setzten.

Der Vortrag der Mannheimer Literatur­wissenschaft­lerin findet am Donnerstag, 23. Juni 2022, von 17:30 bis 18:15 Uhr statt.

Die Konferenz wird von Dr. Vanessa Höving und Prof. Dr. Peter Risthaus von der Fern­universität in Hagen organisiert und findet in hybrider Form in deren Regionalzentrum in Leipzig statt. Gäste sind herzlich willkommen. Für eine digitale Teilnahme ist eine Anmeldung bei Dr. Vanessa Höving unter der Mail-Adresse vanessa.hoevingmail-fernuni-hagen.de nötig.

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