Das Mannheimer Barockschloss und der Ehrenhof unter blauem Himmel.

Rückblick auf die Diversity Week 2025: Wir sitzen alle im gleichen Schloss: Zwischen Mauern und Möglichkeiten

Vom 13. bis 16. Oktober 2025 stand die Universität Mannheim ganz im Zeichen der Vielfalt: Unter dem Motto „Wir sitzen alle im gleichen Schloss: Zwischen Mauern und Möglichkeiten“ lud die Stabsstelle Gleich­stellung und Diversität zur diesjährigen Diversity Week ein. Vier Tage lang bot die Universität ein abwechslungs­reiches Programm mit Vorträgen, Workshops und Vernetzungs­treffen an, die unter­schiedliche Perspektiven auf Diversität, Inklusion und Chancen­gerechtigkeit eröffneten.

Vielfalt sichtbar machen – mit Wissenschaft, Kultur und durch Vernetzung

Besonders bewegend war der Beitrag von „Hurdle the World“, den besten Freunden Alexander Källner und Lovis Wiefelspütz über ihre Weltreise in über 45 Länder. Alexander lebt mit einer körperlichen Behinderung und Lovis durchläuft zurzeit Tests für die Diagnose ADHS. Auf ihren Reisen dokumentierten sie, was gegenseitiges Vertrauen und Unter­stützung für die Inklusion bedeuten können und was es bedeutet, von besten Freunden zum Pflegenden und zum Gepflegten zu werden: Beispielsweise durch ihren Aufstieg auf den Cotopaxi in Ecuador, den Lovis mit Alexander auf dem Rücken bewältigte. 

Ebenso berührend war ein Vortrag von Viktor Boecking aus der Universitäts­bibliothek zu „Jüdischen Frauen im Nationalsozialismus“. Er präsentierte fünf vergilbte Bücher – Romane, aber auch medizinische Nachschlagewerke – die die Initialen von drei Mannheimer Jüdinnen tragen. Eindrucksvoll schilderte Boecking die Schicksale einer Krankenschwester, die der großen Deportation in Baden 1940 entging, zwei Jahre später dann dennoch im Konzentrations­lager Auschwitz ermordet wurde. Die Mannheimer Provenienzforschung zu NS-Raubgut in der Mannheimer Bibliothek geht den Schicksalen dieser Frauen und ihrer Angehörigen nach, mit dem Ziel, die Bücher an die Angehörigen zurückzugeben.

Die Stabsstelle Gleich­stellung und Diversität lud zum Academic Lunch ein. Die rege Beteiligung aus verschiedenen Fach­bereichen – dar­unter Psychologie, BWL und die Philosophische Fakultät – zeigte das große Interesse an Diversitätsthemen. Der Academic Lunch wies auf das große Interesse an Diversitätsthemen in der Forschung  der Universität Mannheim hin. Die Veranstaltung wurde mit drei Kurzpräsentationen von Forscher*innen zu den Themen Stigmatisierung, Gender Bias und politische Repräsentation queerer Menschen eröffnet. Dr. Leo Schmallenbach erklärte in seinem Vortrag, wie Vorurteile gegenüber Frauen dazu führen, dass Wissenschaft­ler*innen seltener zitiert werden, wenn sie im Rahmen eines Mentoring-Programms von einer Frau statt von einem Mann betreut werden. Dr. Constantin Wurthmann präsentierte seine aktuelle Arbeit zum Thema der politischen Repräsentation von queeren Menschen und konnte zeigen, dass lesbische, schwule, bisexuelle und trans* Personen großen Wert darauflegen, von queeren Politiker*innen repräsentiert zu werden. Dr. Rainer Freudenthaler stellte in seinem Vortrag heraus, unter welchen Bedingungen bestimmte ethnische und religiöse Gruppen eher negativ oder eher positiv in Zeitungen dargestellt werden. Im Rahmen einer Poster-Session konnten anschließend weitere Arbeiten diskutiert werden, wodurch ein reger Austausch unter den knapp 20 entstand.

Das Netzwerktreffen für Doktorandinnen und Postdoktorandinnen bot den Teilnehmerinnen im Anschluss an den Input-Vortrag von Professor Zeynep Tuncer (DHBW) zum Thema Netzwerken als Frau in der Wissenschaft eine Gelegenheit zum Austausch. Gemeinsam mit Professor Zeynep Tuncer führten die Teilnehmerinnen eine angeregte Diskussion darüber, ob man als Frau eher männlich konnotierte Verhaltensweisen übernehmen sollte, um erfolgreicher zu netzwerken. Im Anschluss an den Vortrag hatten die Teilnehmerinnen die Möglichkeit, sich unter­einander auszutauschen und zu vernetzen. Dieses Angebot wurde von den Teilnehmerinnen begeistert genutzt und hat deutlich gezeigt, dass ein großes Interesse an interdisziplinären Netzwerktreffen an der Universität Mannheim besteht.

Haupt­veranstaltung: Demokratie, Gleich­berechtigung und digitale Diskurse

Der Höhepunkt der Woche war die zentrale Abend­veranstaltung am 15. Oktober in den Katakomben, an der rund 70 Personen teilnahmen. Unter dem Titel „Raum für Veränderung? Aktuelle Herausforderungen für Demokratien“ eröffnete Prorektor Prof. Dr. Heiko Paulheim den Abend und betonte die Bedeutung von Inklusion und Chancen­gleich­heit für eine lebendige Demokratie. Moderiert wurde der Abend von Sabine Kußmaul, der Leiterin der Stabsstelle Gleich­stellung und Diversität.

Es folgten zwei spannende Vorträge – ein Vortrag musste aus gesundheitlichen Gründen leider abgesagt werden:

  • Prof. Jessica Steinberger (HS Mannheim) sprach über das Online-Phänomen der Tradwives und darüber, wie traditionelle Rollenbilder und toxische Männlichkeits­normen in sozialen Medien neue Sichtbarkeit erlangen.
  • Dr. Oliver Rittmann (MZES) stellte Ergebnisse seiner Studie über geschlechts­spezifische Aufmerksamkeit im Landtag von Baden-Württemberg vor und zeigte, dass Redebeiträge von Politikerinnen dort oft weniger Resonanz finden.

In der anschließenden Diskussion kam es zu einer regen Fragerunde, in der unter anderen diskutiert wurde, wie Politikerinnen für Redebeiträge mehr Aufmerksamkeit männlicher Kollegen erhalten können und welche strukturellen oder unbewussten Vorurteile dabei eine Rolle spielen könnten. Auch zum Vortrag über das Tradwife-Phänomen entstand eine lebhafte Debatte: Warum gewinnen derartige Rollenbilder gerade in sozialen Medien wieder an Popularität? Welche gesellschaft­lichen Unsicherheiten spiegeln sie wider – und diskutieren wir damit tatsächlich dieselben Fragen wie vor zwanzig Jahren? Die Gespräche machten deutlich, dass es weiterhin Forschungs­bedarf gibt.

Musikalisch umrahmt wurde der Abend von Laura di Natali (she/they) von der Popakademie Mannheim, die mit ihrem Auftritt für besondere Momente sorgte.

Austausch und Engagement auf dem Campus

Begleitend zur Diversity Week informierten die Stabsstelle Gleich­stellung und Diversität, das International Office und der AStA am gemeinsamen Infostand im Schloss über ihre Arbeit. Der AStA beteiligte sich mit einer Kampagne gegen Sexismus und Rassismus, die mit Plakaten auf dem Campus sichtbar wurde. Die zahlreichen Gespräche mit Studierenden, Mitarbeitenden und Gästen zu Themen wie Teilhabe, Barrierefreiheit und auch über die Plakataktion zu „Checke Deine Privilegien“ wiesen darauf hin, wie aktuell Diversitätsthemen an der Universität Mannheim sind.

Vielfalt bleibt Thema

Mit der Diversity Week 2025 hat die Universität Mannheim erneut ein Zeichen für Vielfalt und Gleich­berechtigung gesetzt. Die Stabsstelle Gleich­stellung und Diversität bedankt sich bei allen Mitwirkenden und Teilnehmenden für ihr Engagement und die inspirierenden Beiträge.

Fotos der Veranstaltung sind in der Fotogalerie verfügbar.

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