Seit der Gründung im Jahr 2014 hat PRO BONO ein offenes Ohr für alle, die ein rechtliches Anliegen haben, sich aber keinen Anwalt leisten können. „Gerade bei Fällen mit geringem Streitwert können Mandantinnen und Mandanten oft Ansprüche geltend machen, wissen aber nicht, wie sie diese durchsetzen können. Hier kommt PRO BONO ins Spiel“, berichtet Robin Eberle, Präsident der Organisation und Student der Rechtswissenschaften. Die ursprüngliche Idee der studentischen Rechtsberatung war es, Asylsuchende bei Behördengängen in ihrem Asylverfahren zu unterstützen, doch seit Gründung beraten die Mitglieder auch im Zivilrecht umfassend, insbesondere in Fragen des Miet- oder Arbeitsrechts. „Wenn man ein rechtliches Problem hat, sollte man den Mut haben, auf uns zuzugehen. Wir nehmen jeden Mandanten ernst“, versichert Eberle.
Über das Kontaktformular auf der Homepage können Hilfesuchende ihr Problem an PRO BONO herantragen. Es wird dann ein Beratungsteam gebildet, das sich mit dem Mandanten zu einem Erstgespräch trifft. Dieses stellt oft die größte Herausforderung für die Initiativenmitglieder dar: „In einer Klausur lösen wir fertige Sachverhalte. Hier erarbeiten wir uns diese selbst, indem wir den Mandanten Fragen stellen, um fehlende Informationen einzuholen. Das geht nochmal deutlich über das Theoriewissen hinaus“, erklärt der 24-Jährige.
Aus diesem Grund hat PRO BONO in Zusammenarbeit mit der Universität Workshops aufgesetzt, die die Studierenden auf solche Situationen vorbereiten. „Wir werden teilweise auch mit schwierigen Schicksalen konfrontiert oder müssen manche Fälle aufgrund der Sachlage doch ablehnen. Damit müssen neue Mitglieder lernen umzugehen.“ Nach zwei bis drei Wochen intensiver Bearbeitungszeit erstellt das Beratungsteam ein rechtliches Gutachten und spricht eine darauf basierende Handlungsempfehlung für den Mandanten oder die Mandantin aus. Dies erfolgt in enger Absprache mit einem Beirat. Hierbei handelt es sich um Volljuristen, die die Arbeit von PRO BONO auf ihre Richtigkeit überprüfen und den Studierenden wertvolles Feedback geben. Ziel ist meistens, eine außergerichtliche Einigung zwischen den Parteien zu erzielen.
Für Robin Eberle ist das Engagement bei PRO BONO die perfekte Vorbereitung auf den späteren Berufsalltag. Gleichzeitig schätzt er den sozialen Aspekt. „Wenn man dem Mandanten wirklich helfen kann, ist das ein tolles Gefühl – gerade, wenn es um die persönliche Existenz geht, wie bei Asylsuchenden oder Menschen mit wenig Geld, die um ihre wirtschaftliche Grundlage bangen.“ Somit profitieren sowohl die Mandanten als auch die Studierenden, die parallel zum Studium wichtige Praxiserfahrung sammeln.
Mittlerweile zählt die studentische Rechtsberatung rund 250 Mitglieder. Beim Großteil handelt es sich um angehende Juristinnen und Juristen. Studierende aller Fachrichtungen sind jedoch herzlich willkommen, sich der Initiative anzuschließen – besonders im Marketing oder EDV-Bereich wird immer Unterstützung gesucht. Interessierte können über das Bewerbungsformular auf der PRO BONO Homepage mit der Initiative in Kontakt treten.
Text: Elena Koch / September 2020