Das Studienteam lieferte mit seinen Ergebnissen von März bis Juli teils auch verschiedenen Bundesministerien fundierte Daten. Insbesondere der Krisenstab des Bundesministeriums des Inneren, des Bundesministeriums für Gesundheit und das Bundesministerium für Arbeit und Soziales griffen auf die Mannheimer Studie zurück. Neben Informationen zu sozialen Kontakten und zur Akzeptanz verschiedener Einschränkungen spielte für den Stab auch Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit eine Rolle. „Ihre Arbeit ist für die Einschätzung der soziologischen und ökonomischen Wirkungen sehr wertvoll“, so Ministerialdirigent Ralf Göbel zu Professorin Blom.
Im Verlauf der Studie nahm die zunächst große Unterstützung der Maßnahmen von Bund und Ländern kontinuierlich ab. Zu Beginn, Ende März, empfanden mehr als neun von zehn Personen die Schließung von öffentlichen Einrichtungen, zum Beispiel Schulen, oder der Landesgrenzen der Situation angemessen. Anfang Juli befürwortete nur noch jeder Fünfte geschlossene öffentliche Einrichtungen und knapp jeder Dritte geschlossene Grenzen. Knapp Dreiviertel der Bevölkerung unterstützte aber weiterhin das Veranstaltungsverbot. Ebenso sprach sich noch im März eine Mehrheit in Deutschland für erweiterte Sonderbefugnisse der Bundesregierung zur Bekämpfung der Pandemie aus. Die Stimmung änderte sich, als sich Bund und Länder erstmals auf ein gemeinsames Vorgehen einigten und Bundestag sowie Bundesrat entscheidende Gesetzespakete bewilligten. Die Zustimmung für Sonderbefugnisse bei Frauen und Männern lag stets fast auf dem gleichen Niveau und sank während der Pandemie auch im gleichen Maße. Zudem lehnten eher Menschen mit hoher als niedriger Schulbildung die erweiterten Exekutivrechte ab.
Auch der Anteil an der Bevölkerung, der den wirtschaftlichen Schaden höher als den gesellschaftlichen Nutzen der Maßnahmen ansieht, hat sich in den Wochen der Studie verändert. Sahen Anfang März noch knapp Dreiviertel den gesellschaftlichen Nutzen höher als den wirtschaftlichen Schaden, so waren es Anfang Juli nur knapp 61 Prozent. Das Angstgefühl der Bevölkerung blieb jedoch im Erhebungszeitraum kontinuierlich auf einem geringen Niveau.
Text: Yvonne Kaul und Luisa Gebhardt / September 2020