Auch der neue Spirit unter dem Motto „Faster, Further, Freer“ weckte die Firma aus ihrem Dornröschenschlaf. Noch heute schwärmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von dieser Zeit: Schnelle Entscheidungen unter einer starken Einbindung der Teams, dabei möglichst viel Freiheit und Kreativität. „Die neue Unternehmenskultur war die Basis für den Erfolg. Es hilft nicht, nur auf tolle Marken und ausgeklügelte Marketingstrategien zu setzen. Die Mannschaft muss genauso funktionieren“, sagt Beetz.
Es ist also kein Zufall, dass Bernd Beetz heute die Geschicke einer Fußballmannschaft leitet. Wie in seinen Firmen zeigt er auch hier große Präsenz und ist bei fast allen Heimspielen und in jedem Trainingslager dabei. Der SV Waldhof liegt ihm am Herzen: In Mannheim-Käfertal aufgewachsen, war er schon immer Waldhof-Fan und besuchte mit seinem Vater viele Spiele. Auch für sein BWL-Studium blieb er in seiner Heimatstadt. „Es hat einfach alles zusammen gepasst und ich habe wahnsinnig positive Erinnerungen an diese Zeit – tolle Partys, ein gutes Umfeld und auch eine umfassende humanistische Bildung hat man als BWL-Student in Mannheim erhalten“, sagt er. Vor dem Vordiplom stellte er sich breit auf, belegte nebenbei Fächer wie Geschichte bis er sich im Hauptstudium auf die reine BWL konzentrierte. Schon damals galt seine große Leidenschaft dem Konsumgütermarkt und Marketing. „Das hat mich mein ganzes Leben lang begleitet und mich immer gereizt“, sagt er.
Auch die Zukunft sah für Mannheimer BWL-Studierende damals wie heute rosig aus – er hielt noch gar nicht sein Diplom in den Händen, da hatte Bernd Beetz schon vier Jobangebote. Es verschlug ihn zu Procter & Gamble in Frankfurt – zu Marken wie Ariel, Always und Pampers – und von da aus in die ganze Welt: Für P&G hat er verschiedene Ländergesellschaften geleitet, zum Beispiel in der Türkei, Italien und der Schweiz und hatte schließlich die Verantwortung für das Kosmetik- und Gesundheitsgeschäft in ganz Europa. Nach 22 Jahren kam der Wechsel zum französischen Luxusmarkenkonzern Louis Vuitton Moët Hennessy, eine neue spannende Zeit begann. Beetz wurde Chef der Luxusmarke Christian Dior und brachte mit dem Parfüm „J’adore“ einen Kassenschlager auf den Markt. Die Umsätze von Christian Dior schnellten um 40 Prozent nach oben, der Gewinn verdoppelte sich.
Der Luxusindustrie ist Beetz bis heute treu geblieben: Seit er als Aufsichtsratsvorsitzender bei Kaufhof erfolgreich dessen Verkauf an die amerikanische Firma Hudson‘s Bay über die Bühne gebracht hat, ist er neben dem Präsidentenamt beim SV Waldhof „nur noch“ selbst Unternehmer. In New York besitzt er eine Kosmetikfirma, in Berlin lässt er Brillen herstellen und in Paris Rucksäcke – alles im Luxussegment. „Ich lebe einen Traum und habe unheimlich viel Glück gehabt, instinktiv meistens die richtige Richtung eingeschlagen zu haben“, sagt er. „Ich hatte immer fantastische Jobs.“ Das habe er auch seinem Studium an der Universität Mannheim zu verdanken. Und gerne kehrt er ab und zu zurück – auf Veranstaltungen von ABSOLVENTUM oder der Mannheim Business School.
Text: Nadine Diehl / September 2020