Jede Partnerschaft findet ihren Weg

2007 hat ABSOLVENTUM das Mentoring-Programm eingeführt – noch heute ist das Konzept einzigartig in der deutschen Hochschul­landschaft. Über 1.650 Partnerschaften zwischen Studierenden und berufserfahrenen Alumni quer durch alle Fakultäten sind in den 13 Jahren entstanden. Wie unter­schiedlich diese gestaltet werden können, zeigen zwei Mentoringpaare, mit denen FORUM gesprochen hat.

November 2019: Für die Adler Mannheim ist es das 17. Eishockey-Spiel der Saison. ABSOLVENTUM hat seine Mitglieder dazu eingeladen. Mit dabei sind die 26-jährige Unter­nehmens­beraterin Weihua Wang und BWL-Student Henrik Bell. Bis zu diesem Zeitpunkt haben sich ihre Wege noch nie gekreuzt. In den Rängen kommen sie ins Gespräch. Henrik merkt, dass er von der BWL-Absolventin, die seit 2018 bei der Boston Consulting Group arbeitet, für seinen eigenen beruflichen Plan viel lernen kann. „Ich habe sie danach über LinkedIn angeschrieben, dann haben wir uns zum Kaffee getroffen. Das hat so gut gepasst, dass sie mir angeboten hat, den offiziellen Weg übers Mentoring-Programm zu gehen“, sagt Henrik. Seitdem treffen sie sich immer wieder spontan. „Wir sind beide sehr eingespannt und haben relativ wenig Zeit. So treffen wir uns nur, wenn sich neue Fragestellungen in Henriks Leben ergeben haben. Für uns ist das die sinnvollste Art und Weise. So findet jede Partnerschaft ihren eigenen Weg.“

Klassischerweise läuft der über Johanna Nickolai von ABSOLVENTUM. In ihrem Büro empfängt sie interessierte Studierende zu einem Beratungs­gespräch. „Hier finden wir gemeinsam heraus, was ihre Ideen und Interessen sind und welcher Mentor oder welche Mentorin damit für sie am besten geeignet ist“, sagt sie. Die Suche läuft dann über den im vergangenen Jahr neu aufgesetzten Mentorenpool. Hier bieten über 150 berufserfahrene Alumni an, ihren Erfahrungs­schatz mit der jüngeren Generation zu teilen. „Die Mentees müssen hier selbst suchen. Es ist wichtig, dass sie den Prozess von Anfang an aktiv mitgestalten. Dazu gehört auch, sich zu überwinden, eine fremde Person zu kontaktieren und damit die eigene Komfortzone zu verlassen.“ Johanna Nickolai ist trotzdem immer behilflich, auch wenn es noch nie vorgekommen sei, dass jemand nicht fündig wurde. „Die Mentees dürfen auch mit mehreren Mentorinnen und Mentoren Kontakt aufnehmen, um zu schauen, mit wem sie am ehesten auf einer Wellenlänge sind.“

Sofort gepasst hat es auch bei BWL-Student Meik Marscholl und seinem Mentor Alex Bergen. Als Meik an die Universität Mannheim kam, habe ein regelrechter Investmentbanking-Hype unter den Studierenden geherrscht. Er war neugierig und wollte mehr über das Berufsfeld erfahren. Über den Mentorenpool nahm Meik Kontakt zu einem Investmentbanker in London auf – der Beginn einer erfolgreichen Mentoring-„Fernbeziehung“. „Ich habe die Partnerschaft als große Bereicherung empfunden. Ich habe Dinge über den Job als Investmentbanker erfahren, die man so über Google nicht findet. Mein Mentor hat mit mir einen Plan erarbeitet, wie ich überhaupt in die Branche einsteigen kann – allein für ein Praktikum gibt es oft vier Bewerbungs­runden, auf die er mich dann auch vorbereitet hat“, sagt Meik. Beim Homecoming Day 2018 haben sie sich dann zum ersten Mal persönlich kennengelernt. „Das Treffen wurde schnell sehr locker und auch heute über das Mentoring hinaus tauschen wir uns aus“, fügt er hinzu.

Bei der Mentoring­partnerschaft bleibt es meist nicht – das weiß auch Weihua Wang. Sie selbst war während ihres Studiums Mentee. Zu ihrer Mentorin hat sie weiterhin Kontakt. „Das ist das Tolle an dem Programm: Sowohl beruflich als auch privat entstehen hier Freundschaften über Generationen von Alumni hinweg.“ Weihua Wangs Mentee Henrik hat vor ein paar Jahren ein Start-up im Bereich des betrieblichen Gesundheits­managements gegründet. „Das finde ich wiederum spannend. Man kann sehr viel voneinander lernen. Das Programm ist keine Einbahnstraße, beide haben etwas davon“, erläutert sie. „Dadurch wächst man langfristig auch abseits des formellen Rahmens zusammen.“

Auch für Johanna Nickolai ist es immer wieder ein tolles Gefühl, wenn sie über das Mentoring Menschen miteinander verbinden kann. Und die werden immer mehr. „Ein Grund dafür sind sicherlich auch die vielen neuen Formate, die wir umgesetzt haben, um das Programm noch attraktiver zu gestalten“, erklärt sie. „Unser Mentoring Kick-off im vergangenen Jahr war mit über 50 Neuanmeldungen eines der erfolgreichsten aller Zeiten.“

Text: Nadine Diehl / September 2020

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Schon gewusst?

Seit 2018 können auch Absolventinnen und Absolventen mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung am Mentoring teilnehmen. Zur Verfügung stehen Mentorinnen und Mentoren aus den Führungs­ebenen, die Berufseinsteigern dabei helfen, ihre Karriere und beruflichen Pläne voranzutreiben.

Ansprech­partnerin:
Johanna Nickolai
Telefon: +49 621 181-1478
E-Mail: johanna.nickolaimail-uni-mannheim.de