Ganz entspannt von A nach B? Die Menschen in der EU sehen autonome Autos mit gemischten Gefühlen
Eine neue Studie zeigt, dass ein Großteil der Befragten aus der EU fahrerlose Vehikel für sicher und nachhaltig halten. Sie befürchten jedoch, dass der Masseneinsatz der selbstfahrenden Autos zu Verletzungen im Datenschutz führen könnte. Die Studie wurde am Lehrstuhl für Konsumentenpsychologie der Universität Mannheim im Rahmen des EU-Verbundprojektes „PAsCal“ durchgeführt. Dieses untersucht vernetztes und autonomes Fahren mit besonderem Fokus auf die Akzeptanz in der Gesellschaft.
Die so genannten Connected Autonomous Vehicles (CAVs), also selbstfahrende und vernetzte Fahrzeuge, sind inzwischen so weit entwickelt, dass einer breiten Anwendung auf der Straße nicht mehr viel im Wege steht – zumindest aus technischer Sicht. Nicht ganz so eindeutig fällt die öffentliche Akzeptanz solcher Autos in der Bevölkerung aus. EU-Bürgerinnen und -Bürger aus Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien halten die Fahrzeuge zwar weitgehend für sicher und nachhaltig, sind aber besorgt, ob diese auch ihre Erwartungen hinsichtlich der Datensicherheit erfüllen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die am Lehrstuhl für Konsumentenpsychologie und Ökonomische Psychologie durchgeführt und im Fachjournal „Transportation Research Part F: Traffic Psychology and Behaviour“ im August 2021 veröffentlicht wurde.
Das Team um Prof. Dr. Tobias Vogel, Prof. Dr. Florian Kutzner und Dr. Celina Kacperski befragte 600 Probandinnen und Probanden aus vier europäischen Staaten zu ihrer Einschätzung in Bezug auf vier Faktoren: die Effizienz der autonomen Fahrzeuge, ihre Nachhaltigkeit, Fahrsicherheit und Datenschutz-Compliance. Das Ergebnis: Die meisten stimmen darin überein, dass die Automatisierung des Autos die Sicherheit auf den Straßen erhöhen und sich positiv auf die Umwelt auswirken werden. Ob diese Fahrzeuge auch die Effizienz im Straßenverkehr beeinflussen – darüber gehen die Meinungen auseinander. Gemeint ist damit unter anderem die Reisezeit, die Reisegeschwindigkeit und die Geschwindigkeit der Fahrzeuge.
Tendenziell negativ dagegen beurteilen die Studienteilnehmer den Einfluss auf die Privatsphäre. Sie zweifeln an der korrekten Verwendung von Daten, die beim Reisen entstehen und sehen auch die Gefahr der Überwachung, insbesondere durch Unternehmen und Regierungen. Hier zeigen sich auch Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern: Die Einwohner von Italien und Großbritannien sind optimistischer, in Deutschland und in Frankreich hingegen befürchtet man stärkere Datenschutz-Verletzungen.
„Die ambivalente Einstellung der Studienteilnehmer ist überraschend“, kommentiert Studienleiterin Kacperski die Ergebnisse der Befragung. „Selbstfahrende Autos werden in Zeitungs- und Fernsehberichten häufig positiv und mit viel Optimismus dargestellt. Diese positive Grundeinstellung der Medien spiegelt sich in den Meinungen der Menschen nicht so eindeutig wider.“
Text: Luisa Gebhardt / April 2022