Es war einmal...
„Uii, eine Eisenbahn!“
Studieren mit Kind ist für einen Teil der Studierenden normaler Alltag. Doch: Wohin mit dem Kind während der Vorlesungszeit? Diese Frage stellt sich zahlreichen Studierenden nicht nur heute. Ende der 1980er Jahre hatten ca. 6% aller Studierenden Kinder – mit steigender Tendenz.

Holzgleise, kleine Lokomotiven und Spielzeugwaggons brachte im Jahr 1989 der damalige Rektor der Universität, Otto H. Jacobs, zur Einweihung der Kinderkrippe des Studentenwerks* in N 6, 9 mit. Für 12 bis 14 Kleinkinder bis zum Alter von drei Jahren ließ das Studentenwerk eine ehemalige Hausmeisterwohnung in krabbelfreundliche Räume umbauen, um die Studienbedingungen für deren Eltern zu erleichtern. Vor dem Hintergrund der knappen öffentlichen Mittel appellierte Jacobs bei seiner Ansprache an den Mannheimer Einzelhandel und die großen Kaufhäuser, den vorhandenen Grundstock an Spielzeug durch Sachspenden aufzustocken.
Das war jedoch nicht die erste Einrichtung des Mannheimer Studentenwerks, das junge Eltern während des Studiums unterstützte. Schon vor über 50 Jahren, am 2. November 1972, hieß es an der Universität: „Der Universitätskindergarten ist eröffnet!“ Unter der Trägerschaft des Studentenwerks, das einen Spendenfonds für die Kindertagesstätte eingerichtet hatte, standen im Gebäude L 4, 7 vier Räume und eine Küche auf zwei Etagen zur Verfügung. Die Unterbringung kostete anfangs 60 DM monatlich und 2,70 DM täglich für die Mahlzeiten (Frühstück, Mittagessen, Nachmittagskaffee). Eine ausgebildete Jugendleiterin und drei Mitarbeiterinnen betreuten ganztags oder halbtags bis zu 35 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Pädagogisches Ziel war es, „nach den neuesten Erkenntnissen der Vorschulerziehung zu unterrichten“. Von der Konzeption her war die Kita eine der Universität zugeordnete Einrichtung mit einem vom Kuratorium der Kita ausgearbeiteten Bildungsplan. Studierende der Fachrichtungen Psychologie, Soziologie und Erziehungswissenschaft fanden hier einen zusätzlichen Lernort, der Gelegenheit zur praktischen Anschauung bot und es ihnen ermöglichte, auf dieser Grundlage Seminarund Diplomarbeiten abzufassen. Als großes Manko empfand man, dass ein Gartenbereich fehlte. Für ausreichend Bewegung sorgten daher regelmäßige Turn- und Gymnastikstunden. Ausflüge in die nähere Umgebung, beispielsweise in den Holiday-Park, das Wildgehege oder den Heidelberger Zoo, waren die Highlights im Kindergartenalltag.
Auch heute bietet die Universität Betreuungsmöglichkeiten: Im campusnahen Kinderhaus des Studierendenwerks Mannheim in N 6 können Kinder im Alter von einem bis sechs Jahren betreut werden. Die Universität hat bis zu 30 Plätze für Kinder von Beschäftigten reserviert. Die übrigen Plätze werden an Studierende vergeben.
*Erst im Zuge des Dritten Hochschuländerungsgesetzes im Jahr 2014 hat die Landesregierung Baden-Württemberg die Umbenennung aller Studentenwerke in Studierendenwerke beschlossen, deshalb wird hier der historisch korrekte Begriff „Studentenwerk“ benutzt.
Text: Dr. Sandra Eichfelder/