FORUM: Ist die Universität Mannheim attraktiv für Studierende und junge Forschende?
Hillmann: Ich denke, dass bei jungen Forschenden, also Postdocs, Doktoranden und Juniorprofessorinnen und -professoren, das Inhaltliche eine sehr große Rolle spielt. Thematisch können wir als kleine Universität nicht alles abdecken und sind daher fokussiert auf bestimmte Forschungsbereiche, in denen wir aber exzellent sind. Und wir haben den Vorteil der Campusuniversität: Die Wege sind kurz, man kann sich persönlich begegnen, zusammen Mittag essen, Sport treiben, Ideen entwickeln – das wird von Studierenden und auch Forschenden geschätzt. Und auch die Infrastruktur und Ausstattung sind verglichen mit vielen anderen Universitäten bei uns gut bis sehr gut. All diese Faktoren haben dazu geführt, dass wir ein hervorragendes Renommee im In- und Ausland haben.
Kehnel: Studieren im Schloss ist ein „once in a lifetime“ Erlebnis. Wir sind gut aufgestellt: Wir zählen zu den 20 besten Hochschulen Europas und unsere Studierenden haben uns zur beliebtesten Universität Deutschlands gewählt. Außerdem forschen und lehren wir zu sehr gefragten Themen. Unsere Studiengänge ermöglichen exzellente berufliche Perspektiven: Egal, ob Global Player oder Mittelständler, alle schätzen unsere Alumni als wertvolle Mitarbeitende. Hinzukommt, dass wir im Zentrum Europas und einer wirtschaftsstarken Metropolregion liegen. Außerdem sind wir durch unsere internationalen Semesterzeiten attraktiv für internationale Studierende.
FORUM: Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind bekannte Zukunftsthemen. Gibt es noch weitere, die für Studierende besonders interessant sind?
Kehnel: Unsere aktuellen Studierenden haben durch Corona die prägende Erfahrung der verordneten Isolation gemacht. Daher sind psychosoziale Themen derzeit ein großes Thema. Und das wird uns auch noch in Zukunft beschäftigen, denn die Sensibilität nimmt zu. Die Nachfrage merken wir auch bei den Bewerbungszahlen im Fach Psychologie, die regelmäßig sehr hoch sind.
FORUM: Die Work-Life-Balance ist ein wichtiges Schlagwort zur Beschreibung der jüngeren Generationen. Gibt es sowas wie eine Studium-Life-Balance – und werden Forderungen danach lauter?
Kehnel: Das Studium ist eine Phase, in der den Studierenden alle Türen offenstehen. Ich glaube, wir müssen die Studierenden vor allem ermutigen, sich ihre Work-/Studium-Life-Balance zu holen. Digitalisierung der Lehrangebote kann hier helfen. Und auch mit den digitalen Prüfungsmöglichkeiten, die wir anbieten, wird sich manches ändern.
FORUM: Hier spielen auch verschiedene Lebensmodelle eine Rolle, zum Beispiel Studieren mit Kind oder Pflege von Angehörigen. Gibt es die Möglichkeit, dass diese Anforderungen im Studium berücksichtigt werden?
Hillmann: Durch die Digitalisierung ist Lernen nicht mehr so ein linearer Prozess. Wird die Vorlesung aufgezeichnet, kann ich während der Zeit etwas anderes machen und die Vorlesung später ansehen. Wichtig ist immer, dass Studierende über das Studium hinaus ihren Horizont erweitern. Das geht bei uns im Verbund von ENGAGE.EU. Dort haben auch Studierende, die aus unterschiedlichen Gründen nicht ins Ausland reisen können, die Chance, digital an Kursen teilzunehmen.
Kehnel: Ich finde, das Studium muss wieder weniger verschult werden. Dann macht es auch viel mehr Spaß. Ich studiere ja nicht um Prüfungen zu machen, sondern um das zu lernen, was mich interessiert. Auch das ist ein Thema der Diversität. Die Offenheit für Veränderungen ist auf jeden Fall da. Auch Lebenslanges Lernen wird zukünftig eine größere Rolle spielen, also neue Formen des Studierens, in denen nicht nur Vollzeit-, sondern auch berufsbegleitendes Studieren möglich ist.
FORUM: Welche Strukturen gibt es, um junge Forschende an der Universität zu fördern?
Hillmann: Besonders wichtig ist die intensive Betreuung.Einige Fächer, zum Beispiel die BWL, bieten bereits ein breites Mentoring während der Post-Doc Phase an, das Forschende in dieser frühen Karrierephase unterstützt. Ein vergleichbares Angebot wollen wir auf weitere Fächer ausweiten. Aber auch die Finanzierung der Forschung und das Gehalt der Promovierenden und Post-Docs muss stimmen. Ein bewährtes Mittel der Forschungsförderung sind dabei Anschubfinanzierungen, um mit den nötigen Ressourcen Ideen entwickeln zu können, die in Hauptprojekten enden, oder auch finanzielle Unterstützung, um Forschungsreisen abzudecken. Darüber hinaus gibt es Förderprogramme, die die Promotion für ein oder zwei Jahre finanzieren – oder einfach das letzte halbe Jahr so unterstützen, dass die Dissertation den letzten Schliff bekommen kann.
FORUM: Welche grundsätzlichen Konzepte und Zukunftspläne gibt es für Studierende und junge Forschende an der Universität Mannheim?
Kehnel: Ein Studium istja der Inbegriff eines Zukunftsplans. Und wir bieten unseren Studierenden damit das Handwerkszeug, um ihre und die Zukunft der Gesellschaft, in der sie leben, zu gestalten. Wichtige Schwerpunkte sind da sicher Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Als Teil des Lehrangebots, aber auch gelebt an der Universität.Wir sind zwar eine Präsenzuniversität, aber wir haben, auch bedingt durch Corona, inzwischen viele digitale und innovative Lehr- und Lernangebote: Studierende setzen zum Beispiel als Semesterarbeit einen Blog auf oder verwenden Leselisten, die durch das Förderprojekt InnoMA um digitale Funktionen erweitert wurden. Wichtig ist uns: Es ist ja die junge Generation, also die Studierenden, die Innovationen anstoßen. Das müssen wir nur unterstützen.
Hillmann: Junge Forschende suchen sich eine Universität danach aus, ob sie zu ihren Forschungsinteressen passt – denn das ist ihre Passion – und das für sie optimale Forschungsumfeld bereithält. Hierfür stellen wir einen Rahmen bereit, der zur jeweiligen Fächerkultur passt, also beispielsweise durch strukturierte Promotionsprogramme oder eng in Forschungsprojekte eingebundene Stellen. Vor allem aber haben wir an der Universität Mannheim den Anspruch, immer an der Spitze der wissenschaftlichen Entwicklung zu stehen, diese mitzugestalten und Forschende zu beschäftigen, die in ihren Fachgebieten führend sind. Daraus ergeben sich Netzwerke der Zusammenarbeit, in die junge Forschende eingebettet sind, sowie neue inhaltliche Fragestellungen, die für sie interessant sind.
Text: Luisa Gebhardt und Dr. Maartje Koschorreck/