Neue Berichtserie „Wie tickt Deutschland?“
Im ersten Bericht der neuen Serie „Wie tickt Deutschland?“ wurden der Respekt und die Anerkennung untersucht, die Menschen in Deutschland in den Bereichen Politik, Gesellschaft und Arbeit erfahren. Besonders in der politischen Sphäre zeigte sich eine deutliche Diskrepanz zwischen erwartetem und erlebtem Respekt: die sogenannte Würde-Lücke.

Ganz gleich, ob es um politische Konflikte, Arbeitsbedingungen oder um gesellschaftliche Krisen geht: Der Frage nach dem angemessenen Umgang mit den Menschen, ihrer Würde und deren Missachtung kommt stets eine entscheidende Rolle zu. Dazu haben die Forscher des German Internet Panels (GIP), Prof. Dr. Oliver Spalt und Prof. Dr. Richard Traunmüller, 3.683 Bürger*innen in Deutschland zu ihrer empfundenen Würde in der Gesellschaft, am Arbeitsplatz und in der Behandlung durch die Politik befragt.
In der Studie wurden drei Dimensionen abgefragt: Respekt, Autonomie und Gleichwertigkeit. Eine klare Mehrheit der Menschen in Deutschland (65 Prozent) sieht sich in der Gesellschaft und im Beruf mit Respekt behandelt, in ihren eigenen Entscheidungen geachtet und als gleichwertiges Mitglied akzeptiert. Im Bereich Politik sehen die Ergebnisse allerdings anders aus. Nur knapp die Hälfte der Deutschen fühlt sich von der Politik respektiert. Umgekehrt gibt ein Drittel der Befragten an, von der Politik (eher) nicht mit Würde behandelt zu werden.
Erwartung versus Erfahrung
Um die Erfahrungen der Befragten mit Würde besser beurteilen zu können, wurden diese auch nach ihren Erwartungen zum respektvollen Umgang, der Wahrung ihrer Autonomie sowie der Anerkennung ihrer Gleichwertigkeit gefragt. Daraus lässt sich schließen, ob ihrer Würde angemessen Rechnung getragen wird. Differenzen zwischen Erwartung und Erfahrung bezeichnet das GIP als Würde-Lücke. Zusammenfassend lässt sich feststellen: Respekt und Gleichwertigkeit sind den Befragten in allen drei Bereichen wichtiger als Autonomie. Die größte Würde-Lücke zeigt sich eindeutig in der Behandlung durch die Politik, die geringste in der Arbeitswelt.
Die Berichtserie „Wie tickt Deutschland?“ wurde im August 2024 erstmals veröffentlicht und soll fortan regelmäßig erscheinen. Sie macht in kurzen Reports ausgewählte Zahlen, Fakten und Analysen des GIP öffentlich zugänglich. Das GIP ist eine langfristige Studie an der Universität Mannheim, die individuelle Einstellungen und Präferenzen untersucht, die in politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen relevant sind.
Text: Fabio Kratzmaier / April 2025