Ein Bild der Universität Mannheim in einem Pfeil umgeben von weiteren bunten Pfeilen. In der Mtte steht der titel "Start-up Factory - Gründungsgeschichten an der Uni Mannheim".

Ein Wiedersehen mit … Patrick Barth

Netzwerken – was für viele eine Pflichtübung bei Partys bedeutet, ist für Patrick Barth schon seit seinem Studium eine große Leidenschaft. Der Mannheimer Alumnus hat bereits in den Kommunikations­abteilungen vieler großer Unter­nehmen gearbeitet. Sein Karrieresprungbrett: ein Gespräch bei einem Weihnachtsessen.

Ein Freitagvormittag Anfang Januar 2025, die Sonne scheint. Patrick Barth erscheint mit einem Lächeln auf dem Bildschirm. Wo befindet er sich aktuell? „Ich bin gerade in Österreich, die Familie besuchen”, sagt der 50-jährige Alumnus. „Und wir können uns gern duzen.“ Barth ist Kommunikations­experte und das Duzen erscheint im Verlauf des Gesprächs nur natürlich: Er ist ein Mensch, mit dem man leicht ins Gespräch kommt, der sehr gern lacht und seine Erfahrungen teilt.

Aber zunächst von vorn: Barth kommt gebürtig aus dem Saarland, schließt eine Ausbildung ab und arbeitet als Werkzeugmacher. Sein Abitur holt er auf dem zweiten Bildungs­weg nach und entscheidet sich dann für ein Studium an der Uni Mannheim: „Die Möglichkeit, dort das Studium der romanischen Sprachen mit BWL-Kenntnissen zu verbinden, war für mich ein rundes Konzept“, sagt er. Aber noch im Grundstudium merkt der Alumnus, dass seine Interessen mehr in Richtung Medien- und Kommunikations­wissenschaft tendieren, woraufhin er das Fach wechselt. „Die Kurse von Medien­wissenschaft­ler Prof. Dr. Rolf Kloepfer haben meine Leidenschaft und Neugierde für diese Disziplin geweckt – und man sollte ja das machen, was einem Spaß macht“, erklärt der Alumnus.

Zudem besucht er Marketing-Kurse von Prof. Dr. Hans Raffée, dem Gründer des Mannheimer Alumni-Netzwerks ABSOLVENTUM. „Er war eine tolle Persönlichkeit und hat es geschafft, junge Menschen für Kultur zu begeistern“, sagt der Kommunikations­experte. Dazu kommen für Barth die sehr gute Lehre, Partys, die Nähe zu den Professor*innen und dass man auf dem Campus regelmäßig bekannten Gesichtern begegnet: „Das alles macht die Uni Mannheim für mich zu einem tollen Gesamtpaket“, schwärmt er von seiner Alma Mater.

Netzwerken und Karrierebeginn

Um sein Studium zu finanz­ieren, sucht sich Barth einen Job. Er beginnt als freier Mitarbeiter bei der Rheinpfalz. Die Pfälzer Tageszeitung benötigt im damals aufkommenden Internethype Mitarbeitende für ihre Online-Redaktion. „Der klassische Gedanke: Junge Menschen kennen sich mit diesen neuen Medien aus“, sagt Barth lachend. Nach seinem Abschluss bleibt er dort, arbeitet im Lokaljournalismus und betreut unter anderem ein Online-Projekt mit der BASF. Bei einem gemeinsamen Weihnachtsessen spricht ihn die dortige Kommunikations­chefin an. „Am nächsten Tag habe ich ein Jobangebot bekommen. Die Unter­haltung entpuppte sich als Vorstellungs­gespräch“, erklärt der 50-Jährige. Er nimmt das Angebot an.

Mit Leidenschaft spricht Barth über seine Zeit bei der BASF. Die Arbeit in der Unter­nehmens­kommunikation und das kollegiale Umfeld haben ihn sehr geprägt: „Ich wäre noch heute dort, wenn die Liebe nicht dazwischengekommen wäre“, bekräftigt er. Dieser zuliebe zieht er nach Basel und fängt bei Novartis, einem internationalen Pharmakonzern, an. Die Unter­nehmens­kultur war eine andere, auf die musste er sich einstellen. „Sich in einem neuen Unter­nehmens­umfeld zurechtzufinden und die eigene Rolle selbst zu definieren, ist eine Erfahrung, die man im Studium nur schwer erwerben kann”, so der Alumnus. Ein solcher Wechsel fordere zwar heraus, erweitere aber auch den Horizont und die Fähigkeit, mit neuen Situationen umzugehen. Er habe aus dieser Erfahrung gelernt, dass Flexibilität und Offenheit für Neues entscheidend sind, um in einem internationalen Unter­nehmen erfolgreich zu sein, ergänzt Barth.

Pandemie als Herausforderung

Ein paar Jahre später wechselt er zum Pharma­unter­nehmen Roche und erlebt dort als Pressesprecher hautnah den Beginn der Corona-Pandemie. „Als eines der ersten Unter­nehmen brachten wir einen COVID-19-Test auf den Markt. Das stellte uns vor völlig neue Herausforderungen und katapultierte uns ins Zentrum des medialen Interesses“, erinnert sich der Alumnus. Er berät den Vorstand des Unter­nehmens und merkt, dass sich die Art der Kommunikation in dieser Zeit verändert. „Wir mussten unsere Kommunikation gezielt an den Informations­bedürfnissen der Öffentlichkeit ausrichten, um gegen Falsch­informationen anzukämpfen und das Vertrauen in die Wissenschaft zu stärken“, sagt er.

Nach seinem Wechsel zum Pharmakonzern AstraZeneca folgt eine neue Phase: „Die Pandemie hat mir gezeigt, dass eine nachhaltige Kommunikations­strategie, die auf Vertrauen, Trans­parenz und Authentizität basiert, der Schlüssel zum langfristigen Erfolg in einem globalisierten Markt ist. Also habe ich bei meinem neuen Arbeitgeber das Team neu ausgerichtet und eine externe Kommunikations­strategie entwickelt, die medizinische Innovation ins Zentrum stellt.”

Im Jahr 2024 entschließt sich Barth zu einer Auszeit und reflektiert, welche Schritte er als nächstes angeht. Was er davon hält, schon direkt nach dem Studium zu wissen, wo man in zehn Jahren sein möchte? „Das finde ich schwierig, denn es kann den Blick für unvorhergesehene Chancen versperren. Für mich ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Karriere die Leidenschaft für die tägliche Arbeit, die Bereitschaft, Neues zu lernen und ein breites Netzwerk aufzubauen. Dabei ist es wichtig, auch über den Tellerrand hinauszuschauen und Kontakte außerhalb der eigenen Branche zu knüpfen“, so der Kommunikations­experte.

Mannheimer Verbindungen

Seine Er­kenntnisse aus dem Berufsleben gibt Barth seit einiger Zeit Studierenden mit, die er bei ABSOLVENTUM als Mentor betreut. „Als erster in der Familie, der sein Abitur gemacht und studiert hat, weiß ich, wie schwer ein Start an der Uni und im Berufsleben sein kann“, sagt der Alumnus. Die Unter­stützung, die er im Studium und danach durch sein Netzwerk erhalten hat, findet er unglaublich wichtig. „Deshalb gebe ich als Mentor gern etwas an die Uni und die Studierenden zurück, um mich für meine grandiose Zeit dort zu bedanken.“

Der Kontakt zur Uni geht aber noch tiefer: „In Basel gibt es seit Kurzem eine ABSOLVENTUM-Regional­gruppe, da bin ich dabei“, bekräftigt der Alumnus. Auch die Verbindungen zu seinen ehemaligen Kommiliton*innen sind ihm wichtig: „Im vergangenen Jahr fand unser 25-jähriges WG-Jubiläum statt – das war ein unvergessliches Erlebnis. Es hat gezeigt, wie wertvoll Freundschaften sein können, die man während des Studiums schließt.”

Text: Luisa Gebhardt / April 2025