Mit KI gegen persönliche Krisen
Kann ein Chatbot empathisch sein? Diese Frage erforscht ein Team um den Psychologen Prof. Dr. Georg W. Alpers – mithilfe von Carl Botgers, einem eigens geschulten Chatbot.

Die Welt ist im Wandel: neue Technologien, gesellschaftliche Umbrüche, berufliche Herausforderungen – all das kann mental belasten. Unterstützung bietet hier ein Projekt, an dem ein Team um Prof. Dr. Georg W. Alpers, Inhaber des Lehrstuhls für Klinische und Biologische Psychologie und Psychotherapie, im Rahmen des Verbundprojekts TransforMA arbeitet. Durch ihren Chatbot Carl Botgers – mit einem Augenzwinkern in Anlehnung an den einflussreichen Psychologen Carl Rogers benannt – möchten die Forschenden die psychischen Auswirkungen solcher Transformationsprozesse besser verstehen und das Potenzial für praktische Hilfe erproben.
„Eine der spannendsten Innovationen der letzten Jahre sind sogenannte Large Language Models (LLM). Diese KI-Systeme können beeindruckende Texte verfassen“, erklärt Larisa Czajka, Doktorandin im Projekt. Solche Modelle finden Anwendung in der Wirtschaft, der Forschung und werden zunehmend für die Beratung diskutiert. „Chatbots können gute Gesprächspartner für Menschen sein, denen das Reden schwerfällt. Dazu sind sie rund um die Uhr verfügbar“, so Czajka.
Ein wesentlicher Kritikpunkt jedoch bleibt: mangelndes Einfühlungsvermögen. „Den Chatbots fehlt im Gespräch einfach das Menschliche“, sagt Alpers. Daher stellte sich sein Team die Frage: Kann eine KI Empathie lernen? „Wir möchten mit Carl Botgers ausloten, wie ein gängiger Chatbot angeleitet werden kann, empathischer zu interagieren.“
Beim Schlossfest 2024 feierte Carl Botgers seine Premiere: Die Besucher*innen konnten sich anonym mit dem Chatbot beraten und ihm ihre Sorgen anvertrauen. „Das Feedback war durchweg positiv“, freut sich Czajka. „Viele empfanden den Austausch als hilfreich. Einige können sich auch gut vorstellen, den Chatbot als erste Anlaufstelle oder zur Stressbewältigung zu nutzen.“ Für das Team war damit klar: Der Ansatz überzeugt – und Carl Botgers wird weiter trainiert. „Wir hoffen, dass wir aus ihm einen hilfreichen Gesprächspartner machen können“, ergänzt Czajka.
Über das Verbundprojekt TransforMA
TransforMA ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderinitiative „Innovative Hochschule“ für fünf Jahre gefördertes gemeinsames Projekt der Universität und der Hochschule Mannheim. Projektziel ist es, sich als Kompetenzzentrum für Fragen der Transformation zu positionieren und durch dialogischen Transfer von Wissen den Wandel in Mannheim und der Region aktiv zu lenken. Das Projekt umfasst fünf Handlungsfelder, die sich Themen wie Verantwortung und Nachhaltigkeit, Kooperationen mit Wirtschaft und Gesellschaft sowie Technologie widmen.
Text: Redaktion / April 2025